Los Angeles/Essen..

Zum Tod von Bernd Eichinger, der Filme für ein Millionenpublikum produzierte - von „Das Superweib“ über „Die unendliche Geschichte“ bis hin zu „Der Untergang“. Das deutsche Kino ist ohne seine Arbeit kaum vorstellbar.

Er war der Spiritus Rector des deutschen Kinos. Eine Film-Legende, obwohl Bernd Eichinger nie vor, und selten hinter der Kamera gestanden hat. Und trotzdem ist das deutsche Kino ohne seine Arbeit kaum vorstellbar, ohne die großen, die populären, die kontroversen „Bernd-Eichinger-Filme“: „Der Name der Rose“, „Das Superweib“, „Die unendliche Geschichte“, „Der Baader Meinhof Komplex“ und die Hitler-Verfilmung „Der Untergang“, um nur einige zu nennen. Am Montagabend ist ihr „Macher“ Bernd Eichinger mit 61 Jahren in Los Angeles an einem Herzinfarkt gestorben.

Macher und Mannsbild

Produzent, das ist ein Begriff, der nur unzutreffend beschreibt, was Eichinger in der Filmszene verkörperte. Dieser groß gewachsene, vor Selbst- und Sendungsbewusstsein strotzende Mann war mehr als Kaufmann und Organisator, als Geldbeschaffer und Geburtshelfer für Zelluloidträume made in Germany. Eichinger hat den Produzenten-Beruf für sich und das Land gewissermaßen neu definiert, ihn aufgewertet. Und wo Eichinger als Produzent draufstand, musste der Regisseur zwangsläufig etwas in den Hintergrund treten. Als sich das deutsche Feuilleton über Monate an der Frage rieb, ob man Hitler wiederauferstehen lassen darf, da stand Regisseur Oliver Hirschbiegel allerhöchstens an zweiter Stelle. Der, der in dieser Zeit Interviews bis zum Umfallen gab, der große Strippenzieher, das war Bernd Eichinger. Ein Mann mit scheinbar endloser Energie und enormem Einfluss, ein Macher-Mann, ein echtes Mannsbild, wie man in Bayern sagen würde. Kettenraucher, Partylöwe in Turnschuhen, Aufzeitpartner von schönen Film-Frauen wie Corinna Harfouch oder Katja Flint. Jemand, der auch dazu bereit war, das öffentliche Bild des Filmmoguls auszufüllen und schon mal Champagner aus den Schuhen seiner Freundinnen zu schlürfen.

Nicht kleckern, sondern klotzen, das war früh sein Motto. Als er 1970 an die Münchner Filmhochschule kam, da strebte der deutsche Autorenfilm gerade seiner schönsten Blüte entgegen. Künstlerisch zum Niederknien, doch an der Kinokasse blieben die Meriten aus. Eichinger wollte mehr. Mehr Gewinn, mehr Budget, mehr Aufmerksamkeit. Im Laufe von 30 Jahren hat er eigentlich alles bekommen.

Schlagzeilen, Stars und millionenschwere Kinobudgets, bei denen sogar manche Hollywood-Produzenten feuchte Augen bekamen. Kino und Kommerz, das ging bei Eichinger irgendwie zusammen, mal weniger gut wie in der Bushido-Biographie „Zeiten ändern dich“, mal besser wie bei der Großverfilmung von Patrick Süskinds „Das Parfüm“, um dessen Rechte er Jahre leidenschaftlich schacherte und am Ende mit Weltstars wie Dustin Hoffman und Regisseur Tom Tykwer zur Vollendung brachte. Bestseller mussten sich nie fürchten, von Eichinger verfilmt zu werden.

Wer so in Großprojekten, in Marktanteilen denkt, der hatte zwangsläufig Kritiker. Obwohl Eichinger zu den Initiatoren der Deutschen Filmakademie gehörte, wurde kein Werk von ihm jemals auf den Schild gehoben. Die Verleihung der „Ehren-Lola“ beim Deutschen Filmpreis 2009 an ihn war gewissermaßen eine feierliche Versöhnung der Branche und ihres manchmal schroffen und obsessiven, aber offenbar auch sentimentalen Machers, der Ehefrau Katja und Tochter Nina hinterlässt.