An Rhein und Ruhr. Künstler Thomas Baumgärtel ist für seine gesprühte Banane an Kulturorten bekannt. Jetzt sprayt er die „Impfbanane“ – und hat zwei Botschaften.

Wir erwischen Thomas Baumgärtel in einem kleinen Glücksmoment. Gerade hat er selbst diese entscheidende Spritze in den Arm bekommen, die Impfung mit Astrazeneca gibt ihm Hoffnung. Hoffnung auf ein Stück Freiheit. Dafür hat er schon oft gekämpft, jetzt tut er es wieder. Seine Kampfausrüstung besteht aus Schablonen und Spraydosen.

Damit sprüht er die „Impfbanane“ an Wänden und Mauern von Seniorenheimen, Krankenhäusern und Sozialeinrichtungen, die sich in der Corona-Pandemie besonders verdient gemacht haben. Die gelb-rote Banane wird Zeichen des Danks und Symbol der Hoffnung.

Die Banane an sich ist bekannt. Seit den 80er-Jahren zeichnet der in Rheinberg geborene und in Köln lebende Künstler mit dem Früchtchen Orte der Kunst und Kultur aus. Doch diese Banane ist anders.

Ein Stück weit Normalität

Sie ist befallen vom Virus, die infektiösen Coronaviren haben sich an ihre Schale geheftet. Doch Rettung naht, die Spritze impft sie von oben. Und dort, wie die Impfung wirkt, wird die Banane wieder knallgelb und verdrängt die rote Gefahr. Normalität kehrt ein. Die Botschaft: Lasst euch impfen und wir bekommen unsere Freiheit zurück!

Immer wieder traf er Menschen, die sich nicht impfen lassen wollten. Die Gründe sind verschieden, Unwissenheit, Angst, Unsicherheit. Für ihn aber war klar: Ich bin fürs Impfen. Seine neue Banane ist das gesprühte Statement. Rund 40 bis 50 Mal hat er diese farbige Aussage bereits an Mauern und Hauswänden getätigt, unter anderem in Hilden, Goch, Mönchengladbach und demnächst am Caritas-Gebäude in Düsseldorf.

Versprüht Hoffnung und Zuversicht: Thomas Baumgärtel sprüht jetzt die Impfbanane.      
Versprüht Hoffnung und Zuversicht: Thomas Baumgärtel sprüht jetzt die Impfbanane.       © Paul Meixner | Paul Meixner

Die Ruhrgebietskonferenz Pflege, ein Zusammenschluss von rund 40 Pflegeunternehmen, begleitet und koordiniert die Aktion. Die Nachfrage sei groß, bestätigt dessen Sprecher Roland Weigel. „Es macht einen Riesenspaß“, sagt er, „weil es viel mit Wertschätzung zu tun hat.“

Denn die Impfbanane ist für Baumgärtel auch ein Ausdruck der Dankbarkeit für das medizinische und pflegerische Personal in Krankenhäusern, Praxen oder Seniorenheimen. Das erste Coronajahr war schwierig für die Pflegeheime. Personal und Bewohner erlebten ein Wechselbad der Gefühle: Es gab die Angst und tatsächliche Gefahr der Ansteckung, Besuchsverbote und schließlich den Impfstart. „Heute gibt es in den Einrichtungen mehr Freiheit als draußen“, sagt Weigel. 75 bis 80 Prozent des Personals in den der Ruhrgebietskonferenz Pflege angeschlossenen Einrichtungen sei geimpft, gibt er an. Bei den Bewohnern seien es 90 Prozent.

Erfahrungen aus dem Krankenhaus-Alltag

Künstler Baumgärtel selbst hat im Krankenhaus gearbeitet, unter anderem auf der Intensivstation. Er weiß, was diese Arbeit den Menschen abfordert.

Diese Erfahrungen verarbeitet er zuweilen auch in seiner Kunst. Im Hildener Wilhelm Fabry Museum läuft noch bis Mai seine Ausstellung „Kunst heilt“. Doch: Wie soll sie heilen, wenn sie aufgrund von Zugangsbeschränkungen oder Lockdown-Regelungen kaum jemand zu sehen bekommt? „Ich hole die Kunst jetzt wieder auf die Straße, dorthin, wo die Menschen sind und sie sehen“, sagt Baumgärtel der NRZ. Und dieses Graffiti stößt durchweg auf Begeisterung, schildert er. „Das ist schon fast unheimlich.“ Die Impfbanane gibt es auch als Ansteckpin. Die ersten Pins sind vergriffen, Nachschub ist geordert.

Beliebt ist auch sein Streetart-Werk „Pippi goes bananas“. Die beliebte Kinderbuch-Figur läuft auf den Händen und lächelt dem Betrachter fröhlich entgegen. Baumgärtel hat sie – unter anderem in Geldern – auf Augenhöhe der Kinder gesprüht, um ihnen eine Freude zu machen. „Denn gerade die Kinder bringen die größten Opfer“, sagt er. Sie dürfen nicht mit ihren Freunden spielen, manchmal nicht in die Kita, um die Älteren zu schützen. Aber auch den Erzieherinnen und Erzieherin sagt Baumgärtel damit: Danke, dass ihr diesen Job macht.