Bochum. Der Abend beim Zeltfestival Ruhr sollte unfreiwillig unter dem Motto "immer locker bleiben" laufen. Gut, dass Die Fantastischen Vier sogar einen solchen Song im Repertoire haben. Trotz großer Panne rocken die Hip-Hopper aus Stuttgart souverän die Bühne am Kemnader See.

Brachial kommen "Die Fantastischen Vier" auf die Bühne. „Yeah, Yeah, Yeah“ dröhnte es aus den riesigen Boxen, die die kleine Bühne beim Zeltfestival Ruhr flankieren. Die Fans springen und hüpfen. Sofort schwappt die typische Fanta-Vier-Stimmung aufs Publikum über. Party pur. Der letzte Beat schlägt ein. Es knallt. Stille. Dunkelheit. Ein Akt der Dramaturgie? Mensch, wie sich die Jungs aus Stuttgart – mittlerweile sind sie gestandene Männer – immer wieder selbst inszenieren. Es wird doch wohl gleich weitergehen? Ernüchterung macht sich breit, als Thomas D., von einer Taschenlampe ins Licht gesetzt, den Kopf schüttelt. Das Stromaggregat ist durchgebrannt. Zuviel Stimmung? Zu laute Musik? Oder hat Jan Delay am Freitag dem Generator die letzten Nerven geraubt?


Kreatives Publikum

Thomas D. gibt in der Zwischenzeit Autogramme. Foto: Ingo Otto
Thomas D. gibt in der Zwischenzeit Autogramme. Foto: Ingo Otto © WAZ | WAZ






„Und selbst bei Katastrophen gehen wir noch zum Kacken raus”, heißt es im ersten Song. Dem einzigen Song an diesem Abend. Bislang. Thomas D. glättet die Wogen und geht auf Tuchfühlung mit den Fans in der ersten Reihe. Ein paar Reihen weiter hinten kann man nur ahnen, wie sehr im Hintergrund nun geschwitzt wird. Schon irgendwie peinlich für den Veranstalter. Obwohl so etwas ja durchaus passieren kann. Das sehen die Fans auch so. Es herrscht allgemein lustige Betriebsamkeit. Ein „ich musste eh noch aufs Klo“ hier oder ein „bestimmt ist der Bierstand jetzt rappelvoll“ dort, und diejenigen, die nichts zu erledigen haben, singen einfach den von der zurückliegenden Europameisterschaft bekannten Gassenhauer „Seven Nation Army“ von den White Strips. Und es wird sogar kreativ: „Es könnt’ alles so einfach sein, ist es aber nicht“, zitieren die Fans nun die Band, die eigentlich auf der Bühne stehen sollte. Eine gute Dreiviertelstunde geht so ins Land - es wirkt länger - als von draußen ein immer lauter werdendes Surren die Aufmerksamkeit der Gäste gewinnt. Das hört sich gut an. Und so ist es.


Premiere in 19 Jahren Bühnenerfahrung

Brachial kommen Die Fantastischen Vier auf die Bühne. „Yeah, Yeah, Yeah“ dröhnte es durch die riesigen Boxen... als wenn nichts gewesen wäre. „In 19 Jahren Bühnenerfahrung ist uns das noch nicht passiert“, grinst Smudo und bedankt sich für die Geduld der Fans. „Immer locker bleiben“, passte dann irgendwie wie die Faust aufs Auge.

Zelt Festivial Ruhr: Die Fantastischen Vier. FOTO: © INGO OTTO
Zelt Festivial Ruhr: Die Fantastischen Vier. FOTO: © INGO OTTO © WAZ | WAZ





Natürlich nehmen die Profis den Stromausfall immer wieder in ihren Zwischenmoderationen auf. Und man hat das Gefühl, dass die Fantas mit ihrem lauten und rockigen Set das neu angelieferte Stromaggregat bis an die Leistungsgrenzen bringen wollen. Jetzt erst recht. Michi Becks „Sie ist weg“ singt die Masse von alleine mit, „Pipis und Popos“ mit Smudos Heliumeinlage sorgt für große Belustigung, und „Was geht“ bringt das Kondenswasser vom Zeltdacht zum tropfen. Ein Zeichen, dass geschwitzt wird.

Ein Set, vornehmlich mit neueren Songs der Platten "Fornika" und "Viel" endet nach dem zweiten Zugabenauftritt, wie der Abend begonnen hat. Zack, Dunkelheit. Mit dem Unterschied: Die Besucher jubeln, das komplette Programm gehört zu haben. Und irgendwie passt dieser Abschluss. Smudo entschließt sich zu einem spontanen Stage-Diving und den Veranstaltern fällt ein Stein vom Herz. „Es ist toll wie das Publikum reagiert hat, aber auch die Künstler hinter der Bühne sind total cool geblieben.“

Getreu dem Motto: „Immer locker bleiben.“


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