Dortmund..

Linkin Park gilt als die letzte Supergruppe des Rock. 12.000 Fans erlebten am Dienstagabend in der ausverkauften Dortmunder Westfalenhalle, warum.

Sänger Chester Bennington.
Sänger Chester Bennington. © Unbekannt | Unbekannt

Es war wie Warten aufs Christkind. Die Vorgruppe hatte sich redlich bemüht. Doch die Umbau-Pause schien kein Ende zu nehmen. Um 20.59 Uhr hieß es dann endlich: Licht aus, Rock an, und der Westfalenhallen-Roar aus tausenden Kehlen ließ den ovalen Bau erzittern - Linkin Park war wieder in der Stadt. Und das Dortmunder Publikum begrüßte die sechs Amerikaner wie gute Freunde - und hörte gnädig darüber hinweg, dass der Hallen-Sound bestenfalls mittelperfekt war.

Die kalifornische Band war für Dortmunds größte Halle ein Glücksgriff. Denn das Traditionsgebäude am Rheinlanddamm glänzte in den vergangenen Jahren vor allem mit Stars, die ihre Zukunft bereits hinter sich haben. Angesagte Künstler zogen in der Regel in die Arenen in Oberhausen oder Köln vor. Dabei hat Dortmund mit seiner Randlage im östlichen Revier durchaus ein großes Einzugsgebiet, und die Anbindung ans Autobahn-Netz ist exzellent.

In exzellenter Form präsentierten sich auch die Frontmänner Chester Bennington und Mike Shinoda, beide 33, und ihre vier Kollegen. Mit geradezu athletischer Präsenz versprühten sie auf der halbrunden Bühne eine Leidenschaft, mit der sie das Publikum von der ersten Note an packten. Die Halle vibrierte, die Arme zum Himmel, und die Masse erwies sich als erstaunlich textsicher, zumal die mainstreamigen Refrains sich perfekt als Hallen-Hymnen eignen.

Urschrei-Therapie

Vor allem Chester Bennington wurde eins mit der Masse, mal croonte sich er sich mit Balladen-Schmelz in die Herzen seiner weiblichen Fans, mal bewies er als Rapper Takt-Gefühl bei schwierigen Synkopen, mal verwandelte er die Massenparty in eine öffentliche Therapie-Sitzung, in dem er dem US-Psychologen Arthur Janov mit Urschreien Tribut zollte - ein Konzert als Wutprobe.

Linkin Park in Dortmund

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Die amerikanische Band Linkin Park spielt auf ihrer
Die amerikanische Band Linkin Park spielt auf ihrer "A Thousand Suns"-Tour in Dortmund. Bild: Ilja Höpping / WAZ FotoPool © Unbekannt | Unbekannt
Die amerikanische Band Linkin Park spielt auf ihrer
Die amerikanische Band Linkin Park spielt auf ihrer "A Thousand Suns"-Tour in Dortmund. Bild: Ilja Höpping / WAZ FotoPool © Unbekannt | Unbekannt
Die amerikanische Band Linkin Park spielt auf ihrer
Die amerikanische Band Linkin Park spielt auf ihrer "A Thousand Suns"-Tour in Dortmund. Bild: Ilja Höpping / WAZ FotoPool © Unbekannt | Unbekannt
Die amerikanische Band Linkin Park spielt auf ihrer
Die amerikanische Band Linkin Park spielt auf ihrer "A Thousand Suns"-Tour in Dortmund. Bild: Ilja Höpping / WAZ FotoPool © Unbekannt | Unbekannt
Die amerikanische Band Linkin Park spielt auf ihrer
Die amerikanische Band Linkin Park spielt auf ihrer "A Thousand Suns"-Tour in Dortmund. Bild: Ilja Höpping / WAZ FotoPool © Unbekannt | Unbekannt
Die amerikanische Band Linkin Park spielt auf ihrer
Die amerikanische Band Linkin Park spielt auf ihrer "A Thousand Suns"-Tour in Dortmund. Bild: Ilja Höpping / WAZ FotoPool © Unbekannt | Unbekannt
Die amerikanische Band Linkin Park spielt auf ihrer
Die amerikanische Band Linkin Park spielt auf ihrer "A Thousand Suns"-Tour in Dortmund. Bild: Ilja Höpping / WAZ FotoPool © Unbekannt | Unbekannt
Die amerikanische Band Linkin Park spielt auf ihrer
Die amerikanische Band Linkin Park spielt auf ihrer "A Thousand Suns"-Tour in Dortmund. Bild: Ilja Höpping / WAZ FotoPool © Unbekannt | Unbekannt
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Die amerikanische Band Linkin Park spielt auf ihrer "A Thousand Suns"-Tour in Dortmund. Bild: Ilja Höpping / WAZ FotoPool © Unbekannt | Unbekannt
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Die amerikanische Band Linkin Park spielt auf ihrer "A Thousand Suns"-Tour in Dortmund. Bild: Ilja Höpping / WAZ FotoPool © Unbekannt | Unbekannt
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Die amerikanische Band Linkin Park spielt auf ihrer "A Thousand Suns"-Tour in Dortmund. Bild: Ilja Höpping / WAZ FotoPool © Unbekannt | Unbekannt
Die amerikanische Band Linkin Park spielt auf ihrer
Die amerikanische Band Linkin Park spielt auf ihrer "A Thousand Suns"-Tour in Dortmund. Bild: Ilja Höpping / WAZ FotoPool © Unbekannt | Unbekannt
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Die amerikanische Band Linkin Park spielt auf ihrer "A Thousand Suns"-Tour in Dortmund. Bild: Ilja Höpping / WAZ FotoPool © Unbekannt | Unbekannt
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Die amerikanische Band Linkin Park spielt auf ihrer "A Thousand Suns"-Tour in Dortmund. Bild: Ilja Höpping / WAZ FotoPool © Unbekannt | Unbekannt
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Die amerikanische Band Linkin Park spielt auf ihrer "A Thousand Suns"-Tour in Dortmund. Bild: Ilja Höpping / WAZ FotoPool © Unbekannt | Unbekannt
Die amerikanische Band Linkin Park spielt auf ihrer
Die amerikanische Band Linkin Park spielt auf ihrer "A Thousand Suns"-Tour in Dortmund. Bild: Ilja Höpping / WAZ FotoPool © Unbekannt | Unbekannt
Die amerikanische Band Linkin Park spielt auf ihrer
Die amerikanische Band Linkin Park spielt auf ihrer "A Thousand Suns"-Tour in Dortmund. Bild: Ilja Höpping / WAZ FotoPool © Unbekannt | Unbekannt
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Das Publikum, das nach TV-Maßstäben die gesamte werberelevante Gruppe zwischen 14 und 49 abdeckte, liebte ihn dafür, vor allem wenn er ältere Stücke der Nu-Metal-Band zelebrierte, die Rap mit schwermetallischen Gitarren-Riffs in zähflüssige, glühendheiße Lava verwandeln. “What I’ve Done” löste Stürme der Begeisterung aus, ebenso “Numb” und “The Catalyst”, nicht zu vergessen “Paper Cut” und die Schluss-Nummer “Bleed It Out”.

Mike Shinoda.
Mike Shinoda. © Unbekannt | Unbekannt

Die Band faszinierte mit einem kompakten Gruppensound, der nie mit überlangen, selbstgefälligen Soli nervte; vielmehr türmten die Herren von Linkin Park sägende Gitarren und wabernd-wummernde Elektronik, wie weiland Doo-Wop-Produzent Phil Spector, zu Walls of Sound. Obendrein folgte das Konzert einer geheimen Dramaturgie, die, wie einer guter Action-Film, zwar grundsätzlich auf Tempo und Härte setzte, aber mit balladesken Momenten immer wieder Erholungsphasen bot - und Zeit für romantische Gefühle.

Die Urform Band lebt

Auf diesem Hintergrund überrascht es wenig, dass Linkin Park die Urform der Rock-Band mit neuem Leben füllt. Seit dem Debütalbum “Hybrid Theory“ aus dem Jahr 2000 ist die Truppe aus Dröhnland zum unverzichtbaren Bestandteil der Jugendkultur geworden, einerseits. Andererseits erreicht die Band mit einer stilistischen Bandbreite von Beach-Boys-Harmonien bis hin zu böse übersteuertem Gitarren-Zorn auch Rock-Opas.

Dabei schien die Organisationsform Band in den ersten Jahren des jungen Jahrtausends ihrem Ende entgegenzusiechen, ausgerechnet die Jungs-Clique, die in den Kindertagen des Rock’n’Roll das perfekte Modell zu sein schien, der schier übermächtigen Erwachsenen-Generation erfolgreich die Stirn zu bieten.

Zwar rockten gerade in der Schwermetall-Branche testosteronige Männerbünde weiter, allerdings mit schwindendem Zuspruch. Rock-Dinos wie Metallica oder Iron Maiden wurden in die Reservate hochphoniger Frischluft-Veranstaltungen abgedrängt; aus dem Medien-Mainstream sind die alten Jungs weitgehend verschwunden.

Nur gucken, nicht anfassen

12.000 Fans kamen zum Konzert in die Westfalen-Halle in Dortmund.
12.000 Fans kamen zum Konzert in die Westfalen-Halle in Dortmund. © Unbekannt | Unbekannt

Stattdessen dominieren junge Damen den Pop-Mainstream des jungen Jahrtausends, Damen von Pink über Rihanna bis Lady Gaga, die mit ihrer Weiblichkeit so herausfordernd spielen, als wollten sie den Werbespruch einer sauerländischen Biermarke fortlaufend bebildern: nur gucken, nicht anfassen. Dabei überdecken die Selbstinszenierungen der jungen Damen allzu oft gnädig, dass sie kaum mehr als Allerweltspop zu bieten haben.

Ist massengängige Musik komplett zur Sache unerreichbarer Sex-Ikonen mit der kühlen Glätte polierten Marmors geworden? Nicht ganz. Linkin Park beweist, dass das traditionelle Cliquen-Modell Musik machender Männer immer noch Charme hat, zumal die Besetzung der Starkstrom-Combo aus Los Angeles, US-Staat Kalifornien, über Jahre hinweg stabil blieb. Erstaunlicherweise gelang der Nu-Metal-Gang um Mister Bennington und Meister Shinoda das Kunststück, zum Vorbild von Jungs zu werden, wie eine Horde großer Brüder, und zugleich zu Anbetungsobjekten junger Frauen. Das beweist schon ein flüchtiger Blick in Metal-Foren im Netz, und das bewies ein intensiver Blick ins Oval der Westfalenhalle.

Kalkulkierte Leidenschaft

Allerdings erwies sich die Leidenschaft von Linkin Park als clever kalkuliert. Sie beherzigten mit cooler Konsequenz die Regel, dass American Showtime exakt 90 Minuten Arbeit bedeutet. Aber die Fans in Dortmund hatten vorgesorgt: Die wichtigsten Momente des Konzerts hatten sie kurzerhand per Smartphone mitgeschnitten. Zuhause gibt es Zugaben ohne Ende. Die ersten Fans testeten ihre Mitschnitte bereits auf dem Heimweg.