Essen. Die Szeneclubs Cafe Nord und Turock tragen an zwei Wochenenden ihre Open-Air-Feste aus. Internationale wie regionale Größen treten in Essen auf.

Die Szene hält nach zwei schweren Jahren vorbildlich zusammen. Das zeigt der Enthusiasmus, mit dem die Unterstützer des Nord Open Air in den vergangenen Tagen gesammelt haben. Das Umsonst&Draußen-Festival des namensgebenden Lokals verkaufte Supporter-Bändchen für zehn Euro, um die gestiegenen Kosten zu kompensieren. Wer eines bestellte, erhielt für den kleinen Obolus nicht nur ein schickes Erinnerungsstück fürs Handgelenk, sondern nahm zudem an einer Verlosung von Merchandise und Getränken teil. Es folgte zum Ende der Aktion am vergangenen Montag „ein fettes Danke, dass ihr uns mit den Bändchen so zahlreich unterstützt.“

Am Freitag und Samstag werden die Matten geschwungen und Nackenmuskeln trainiert. 17 Bands aus Metal, Hardcore, Punk und Rock’n’Roll reisen an. Schon seit 1986 im Geschäft sind Sick Of It All. Die US-Amerikaner gehören zu den Kultbands des New-York-Hardcore und thematisieren in ihren Texten des Öfteren soziale Ungerechtigkeiten und die in vielen Vierteln ihrer Heimatstadt omnipräsente Kriminalität.

Co-Headliner des Nord Open Air mit altem neuem Schlagzeuger

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Ebenfalls aus den Staaten, allerdings aus Boston, reisen Unearth an. Die Metalcore-Formation begrüßt zur aktuellen Europa-Konzertreise einen alten Bekannten im Aufgebot. Kurz vor Tourbeginn gab die Band bekannt, dass Schlagzeuger Nick Pierce Unearth verlässt – sein Ersatz Mike Justian war bereits zwischen 2002 und 2007 dabei, bevor er aus „einer Vielzahl von Gründen“ rausgeworfen wurde. Auftreten werden aber auch genügend einheimische Gruppen, die neben den Headlinern ganz andere musikalische Farbtupfer setzen.

Zum Beispiel reisen die Rock’n’Roller Nitrogods aus Hannover und Stuttgart an, für bierseligen Punkrock stehen hingegen Drei Meter Feldweg aus der Lüneburger Heide. Zu einem Heimspiel kommt es am Samstag, wenn die Essener Metaller The Night Eternal ihr im November erschienenes Debütalbum „Moonlit Cross“ vorstellen. Und apropos Mondlicht: Zu späterer Stunde wird nicht nur der Himmel dunkel, sondern auch der Klang auf der Bühne. Das Nord Open Air beschließen die niederländischen Death-Metaller Asphyx und die englischen Goth-Metaller Paradise Lost.

Turock Open Air: Punk mit und ohne Sprechgesang

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Drei Wochen Zeit haben die Kutten- und Nietenjackenträger der Region dann, sich vor dem zweiten Festival an Ort und Stelle zu erholen. Ebenfalls traditionell am Viehofer Platz trägt der Club Turock am 19. und 20. August sein jährliches Freiluft-Event aus, das musikalisch in ähnlichen Gewässern fischt. Den größten Act am Freitag können Fans bereits 24 Stunden vorher in der Münsteraner Sputnikhalle sehen (Karten ca. 27 €). Zebrahead aus der südkalifornischen Punkrock-Hochburg Orange County spielen – na klar – vordergründig Punkrock, mischen aber auch Rap- und Ska-Elemente in ihren Sound.

Auf letzteres verzichtet das Quartett, das zuvor auf der Bühne am Viehofer Platz stehen wird, ganz bewusst. The Exploited, man denke nur an das ikonische Logo mit dem Totenschädel samt Irokesenschnitt, gehören zu den einflussreichsten Punkbands der Welt und stehen für puristischen Sound. Seit 2003 gibt es kein neues Studioalbum, in den aktuellen Setlists finden sich stattdessen viele Songs der Klassiker-Alben „Punks Not Dead“ und „Troops Of Tomorrow“.

Ein Ex von Sophia Thomalla kommt nach Essen

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Doch nicht nur Punks und Metaller treffen an diesem Abend aufeinander. Für einen gewissen Goth-Anteil im Publikum sorgen Combichrist. Der Norweger Andy LaPlegua – der deutschen Klatschpresse durch eine Kurzzeitehe mit Sophia Thomalla ein Begriff – machte sich mit harschem Grufti-Electro in der schwarzen Szene einen Namen, fand zuletzt aber zunehmend Gefallen an harten Gitarrenriffs.

Lokale Kultbands spielen hingegen am Samstag. Den kurzen Weg über die A42 fahren die Herner Heavy-Metaller Rage, noch mehr auf Tempo setzen die Thrash-Metaller The Very End aus Essen. Mit Cannibal Corpse sicherten die Turock-Verantwortlichen sich eine weitere internationale Größe für ihr Open Air, die das Festival als Headliner beschließen wird. Drei Alben der Death-Metaller sind in Deutschland indiziert, andere durften nur mit alternativen Covermotiven erscheinen. Nichts für zarte Gemüter also – aber die sind bei den Umsonst&Draußen-Festivals am Viehofer Platz ohnehin fehl am Platz.

>>> INFO: Termine zum Festivalvergnügen

Nord Open Air: 29.+30.7., Fr 13.50-23 Uhr, Sa 12.30-23 Uhr, Viehofer Platz, Essen. Eintritt frei. Das komplette Programm finden Sie auf www.facebook.com/cafenordopenair

Turock Open Air: 19.+20.8., täglich 15-23 Uhr, Viehofer Platz, Essen. Eintritt frei. Das komplette Programm finden Sie auf turock.de.