Recklinghausen. Für ihren Debütroman „Identitti“ erhält die Düsseldorferin Mithu Sanyal den Literaturpreis Ruhr. Ein Ehrenpreis geht an die Buchhandlung Proust.
Mit dem Hauptpreis des Literaturpreises Ruhr wurde am Donnerstagabend im Ruhrfestspielhaus Recklinghausen der Roman „Identitti“ von Mithu M. Sanyal ausgezeichnet. Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert und wird vom Regionalverband Ruhr zusammen mit dem Literaturbüro Ruhr jährlich verliehen.
Die 1971 in Düsseldorf geborene Mithu Sanyal („Ich bin überwältigt, ich habe noch nie zu Hause einen Preis bekommen!“) verband die Auszeichnung spontan mit einer Geste der Großzügigkeit, holte die vier übrigen Preis-Kandidaten auf die Bühne und sagte: „Ich möchte den Preis teilen mit den anderen!“ Sanyal ist Kulturwissenschaftlerin, Autorin, Journalistin und Kritikerin. 2009 erschien ihr Sachbuch „Vulva. Das unsichtbare Geschlecht“, 2016 „Vergewaltigung. Aspekte eines Verbrechens“. In diesem Jahr kam bei Hanser ihr erster Roman „Identitti“ heraus, der auch auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis stand. Darin habe sie „über Dinge geschrieben, die in aller Öffentlichkeit versteckt sind, weil niemand über sie spricht und sie deshalb auch niemand sieht.“
Den Förderpreis erhielt Esra Canpalat aus Bochum
Die Jury würdigte ihr Debüt als „Campusroman aus Europas dichtester Universitätslandschaft“ und „Identitätsroman aus Deutschlands ältestem Melting Pott“: „Ein bunter, lebensvoller Ideenroman zur aktuellen Diskussion über Herkunft, Hautfarbe, Klasse, Geschlecht, Religion, Kultur, Begehren, Bildung und Weltanschauung: Was macht uns aus? Haben wir die Wahl? Und was, wenn wir uns täuschen?“ Er konkurrierte zuletzt mit „Nach vorn nach Süden“ von Sarah Jäger, „Sieben Richtige“ von Volker Jarck, „Im Bauch der Königin“ von Karosh Taha und „Ein Traum in bunt“ von Stefan Thoben.
Den mit 5000 Euro dotierten Förderpreis erhielt Esra Canpalat aus Bochum für die Erzählung „Walrosshaut“, mit der sie fein differenziert das Verhältnis einer Tochter zu ihrem Vater umkreist und erforscht. Ein undotierter Ehrenpreis ging an Beate Scherzer und Peter Kolling von der Buchhandlung Proust in Essen für ihr jahrzehntelanges Engagement für die Literatur in Essen und im gesamten Ruhrgebiet.