München.. Sie ist ein unberechenbares Gesamtkunstwerk, immer für eine Überraschung gut. Jetzt legt die Schauspielerin und Sängerin Meret Becker ein Country-Folk Album vor. Neben „Deins & Done“ gibt es aber auch noch die Rolle der Tatort-Kommissarin und Kino-Projekte. Steffen Rüth traf Meret Becker.
Nach einer Phase der relativen Ruhe und der Trauer um ihren vor einem Jahr verstorbenen Ziehvater Otto Sander, meldet sich Meret Becker zurück. Im Beziehungsdrama „Lügen und andere Wahrheiten“ spielt sie die kontrollsüchtige Freundin eines Hallodris, in wenigen Monaten starten die Dreharbeiten zu ihrem ersten „Tatort“ als Kommissarin, und in dieser Woche veröffentlicht Meret Becker ihr Herzensprojekt, das Country-Folk-Album „Deins & Done“. Steffen Rüth unterhielt sich mit der 45-Jährigen im Münchner Hotel „Bayerischer Hof“.
Sie sind die neue Berliner Tatort-Kommissarin. Ein Lebenstraum?
Meret Becker: Gar nicht. Wollte ich nie machen. Mache ich jetzt aber doch, weil es der Berliner Tatort ist und meine Rolle einen ganz tollen Frauencharakter darstellt. Da habe ich gedacht, das finde ich schön.
„Tatort“, nur ein kleiner Ausschnitt des Lebens
Mit den meisten Ihrer Filme und wohl auch mit der Musik Ihres neuen Albums dürften Sie in erster Linie ein Kennerpublikum abseits des Mainstreams ansprechen. Tatort-Kommissarin ist in Deutschland aber der wohl bedeutendste Job hinter dem Bundestrainer.
Becker: „Tatort“ bleibt aber ein kleiner Ausschnitt meines Lebens und meiner Arbeit. Ich selbst finde die sogenannte Kunst, die ich mache, gar nicht so schwer zugänglich. Sie bekommt nur nicht das Publikum, das sie kriegen sollte. Die Chance, dass sich das durch meine Tatort-Rolle jetzt verlagert, ist ein schöner Bei-Effekt.
„Ich bin keine singende Kommissarin“
Werden Sie im Tatort auch singen?
Becker: Nein, ich bin keine singende Kommissarin. Wir drehen zwar erst im November, aber das steht felsenfest. Ich werde in diesem Tatort überhaupt keine Musik machen.
Sie nennen Ihren Stil „Musique en miniature“. Was meinen Sie damit?
Becker: Ich mache ja schon sehr lange Musik. Ich komme ja aus dem Varieté, bin aufgewachsen wie ein Schaustellerkind. Aber zum ersten Mal spiele ich nicht nur meine Singende Säge und die Melodica, sondern ich begleite mich selbst – an der Gitarre und am Klavier. Und „Musique en miniature“ deshalb, weil es kleine Musik ist. Mit meinem musikalischen Kompagnon Buddy Sacher habe ich die Stücke anfangs in Kneipen gespielt, wir haben den Hut rumgehen lassen, ganz ohne Druck, wunderschön war das.
„An der Liebe verbrennt man sich eben die Finger“
Warum veröffentlichen Sie die Platte jetzt?
Becker: Mein Bruder Ben hat „Romeo & Juliet“ gehört und meinte, das sei ja das schönste Lied, das ich je geschrieben hätte. Und warum auch nicht? Dann mache ich das Kleine eben etwas größer.
„Deins & Done“ ist ein sehr schönes, jedoch auch trauriges Album.
Becker: Nun, das bleibt nicht aus, wenn man ein Konzeptalbum über das Thema „gescheiterte Liebe“ aufnimmt (lacht). Ich habe die Songs in einem Zeitraum von zwölf Jahren geschrieben, da hat sich zu diesem Thema so einiges angesammelt. Das Irre an der Liebe ist eben, dass wir alle uns von Zeit zu Zeit die Finger an ihr verbrennen.
Expertin im Bauen von Liebesunfällen
Sind Sie eine Expertin im Bauen von Liebesunfällen?
Becker: Ich finde schon. Ich bin einfach sehr emotional, und dementsprechend ist eine Liebe heftig, ich lege da alles rein. Ich kenne das gut, wenn alles den Bach runtergeht, egal, ob man rausgeschmissen wird oder selbst diejenige ist, die geht.
Wie kommen Sie mit Liebeskummer zurecht?
Becker: Liebeskummer ist für mich immer schlimm. Ich bin im Grunde eine treue Seele und denke jedes Mal, das überlebe ich nicht. Ich finde es schade, eine Liebe aufzugeben.
Beziehung ist harte Arbeit
Warum tun Sie es dann?
Becker: Dieses Frischverliebtsein, das hat man eben nur am Anfang. Wenn man etwas halten möchte, dann ist das schwer, harte Arbeit. Die längste Beziehung hatte ich mit Alex Hacke, dem Vater meiner Tochter.
Sie waren sogar verheiratet. Käme eine zweite Ehe für Sie in Betracht?
Becker: Sicher nicht. Ich bin halt ein Freigeist, das macht es insgesamt schwierig mit der Liebe.
„Ich habe wilde Sache erlebt...“
Wie meinen Sie das?
Becker: Ich habe wilde Sachen erlebt in der Liebe, laute Hurra-Schreie und das Gegenteil. Ich habe wild gelebt, auch innerhalb von Beziehungen. Man zieht ordentlich um die Häuser, feiert, gibt es sich richtig.
Sind Sie aktuell liiert?
Becker: Keine Zeit. Im Moment steckte ich die ganze Liebe in mein Album.
Mit Kind kann man nicht weitermachen wie zuvor.
Sie sind seit 15 Jahren Mutter. Hat die Geburt Ihrer Tochter Lulu Ihr wildes Leben verändert?
Becker: Die Freiräume sind natürlich weniger geworden. Man lügt sich in die Tasche, wenn man denkt, mit Kind kann man alles so weitermachen wie zuvor. Kinder und Alkohol, das passt zum Beispiel gar nicht zusammen. Spätestens dann nicht mehr, wenn man morgens um viertel vor Sieben aufstehen muss.
Erziehen Sie Lulu ebenfalls zum Freigeist?
Becker: Das kommt automatisch. Sie ist nicht so wild wie ich, aber sie ist gut geworden, viel bestimmter als ich und toll.