Berlin. Aus Anlass des 65. Jahrestages des Grundgesetzes greift der ARD-Film “Sternstunde ihres Lebens“ das Thema Gleichberechtigung auf. Regisseurin Erica von Moeller ist es gelungen, aus einem scheinbar staubtrockenen Thema einen ebenso bewegenden wie spannenden Film zu machen.

Elisabeth Selbert (1896-1986) ist damals 52 und die Frau der Stunde, als die Bundesrepublik Deutschland 1949 geboren wird. Als Juristin, Mitglied der SPD und des Parlamentarischen Rates in Bonn kämpft sie innerhalb nur eines halben Jahres um §3, Absatz 2 des Grundgesetzes, in dem heute steht: "Männer und Frauen sind gleichberechtigt". Dabei muss sie nicht nur gegen die Mehrheit der 61 Männer und deren zumeist sehr konservative Vorstellungen ankämpfen, sondern auch die drei anderen Frauen im Rat auf ihre Seite bringen - was alles andere als einfach ist.

Iris Berben (63) spielt im historischen ARD-Drama "Sternstunde ihres Lebens" an diesem Mittwoch (20.15 Uhr) die Figur der Elisabeth Selbert als eine engagierte, mutige und selbstbewusste Frau, die sich stets beherrscht gibt und deren Nerven dennoch mehrfach zum Zerreißen gespannt gewesen sein mussten. Im mausgrauen Kostüm, gerne auch behütet, weiß sie ihren arbeitslosen und zuckerkranken Mann Adam (Rudolf Kowalski) hinter sich, der sich in Kassel um die beiden Söhne und den Haushalt kümmert und ihr den Rücken freihält - für damalige Verhältnisse eine sehr ungewöhnliche und moderne Lebensform.

"Er hat ihr alles das ermöglicht, wofür sie gekämpft"

"Das stimmt", sagt Iris Berben im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. "Nicht nur sie, auch ihr Mann war sehr modern, ohne ihn ging das alles gar nicht, er hat ihr alles das ermöglicht, wofür sie gekämpft hat. Die ganze Emanzipation geht ja immer nur miteinander, nicht gegeneinander. Ich habe das ja nie gegen Männer gerichtet betrachtet, denn das geht nicht mit Eingrenzen oder Ausgrenzen. Kluge Männer müssen wir auf unsere Seite ziehen, das habe ich schon in den 70ern so gesehen. DIE Männer schlechthin gibt es für mich sowieso nicht."

Dieser Film ist ihr ein persönliches Anliegen. "Wenn wir alle uns an die Grundrechte im Grundgesetz halten würden, dann hätten wir weniger Probleme in unserer Gesellschaft. Wir müssten nur sorgfältiger damit umgehen. Das hat ja alles nicht aufgehört, der Kampf um Gleichberechtigung geht ja weiter, da müssen doch alle Alarmglocken läuten", sagt sie. Und dann das Thema Frauenquote: "Wie ärgerlich, dass wir heute darüber reden müssen. Ich dachte, dass sich dieses Thema endgültig erledigt hätte. So sehr ich ein Gegner der Quote bin, so sehr bin ich ein Befürworter. Wir haben noch nicht genug kluge Männer auf unsere Seite gezogen."

Film liefert guten Einblick in bedeutendes Thema

Regisseurin Erica von Moeller ist es gelungen, aus einem scheinbar staubtrockenen Thema einen ebenso bewegenden wie spannenden Film zu machen. Großen Anteil daran hat auch die Figur der Irma Lankwitz (großartig: Anna Maria Mühe), die als Selberts Sekretärin angestellt wird und zunächst den völlig gegensätzlichen Typus der kokett-schüchternen, naiven und unmotivierten Frau verkörpert, die sich unglücklich in den verheirateten Abgeordneten Heinrich Bode (Max von Thun) verliebt. Bis sie einsieht, dass es sich doch lohnt, gemeinsam für die Rechte der Frauen einzustehen.

Im Abspann des Filmes erfährt man, dass es bis zum Jahre 1977 (!) gedauert hat, bis eine Frau ohne die Einwilligung ihres Mannes einem Beruf nachgehen durfte und dass es heute noch immer Lohnungleichheit gibt. Auch insofern ist dieser Film wichtig, weil er einen guten Einblick in ein bedeutendes Thema und ein herausragendes Leben bietet. Im Anschluss an den Spielfilm um 21.45 Uhr geht es in "Plusminus extra" auch um das Thema Gleichberechtigung. So wird der Themenabend nicht nur zur "Sternstunde" für die ARD, sondern vor allem für den Zuschauer. (dpa)