Heimatfern: Mit „Better Than Home“ legt US-Sängerin Beth Hart ihr bislang ehrlichstes Album vor: elf Stücke, die Gänsehaut machen – aber auch Mut.
„Zieh lieber mit uns fort, etwas Besseres als den Tod findest du überall; du hast eine gute Stimme, und wenn wir zusammen musizieren, so muß es eine Art haben“, lassen die Brüder Grimm einen der tierischen Protagonisten in „Die Bremer Stadtmusikanten“ die Parole vorgeben. Ob Beth Hart, geboren 1972 in Los Angeles (Kalifornien), die 1819 erstmals veröffentlichte Geschichte kennt, sei dahingestellt. Aber eine gute Stimme – weit entfernt von dem, was derzeit mit viel Gejodel, Aspiration und langen Schluchzern auf dünner Basis als solche gilt – hat sie allemal. Hart klingt erdig, rau und kompromisslos, zutiefst innig, vibrierend und warm zugleich. Piepsen ist nicht ihr Ding.
Mit „Better Than Home“ legt sie ihr bislang ehrlichstes Album vor. Produziert von Michael Steffens und Rob Mathes musiziert die Grammy nominierte Sängerin und Songwriterin fürwahr so, dass es „eine Art“ hat. Angefangen vom ungemein kraftvollen Mid-Tempo-Opener „Might As Well Smile“, in dem sie den Predigern, die bloß Angst säen, anstatt Zuversicht zu verbreiten, eine eindeutige Absage erteilt, bis hin zum Bonus Track „Mama This One’s For You“, einer von Pianoklängen sanft dahin getragenen Ballade, mit der sie sich traut, mit viel Herzblut, aber ganz ohne rosaroten Kitschzuckerguss, der Frau, die sie geboren hat, eine Liebeserklärung zu machen.
Insgesamt sind es elf Stücke. Ein jedes ist eine Offenbarung. Ein jedes macht Gänsehaut, aber auch Mut. Die Sorte Mut, die Hart gefasst haben muss, als sie im so sanft einsetzenden Titelstück „Better Than Home“ bekennt, nicht länger den Geistern der Vergangenheit nachjagen zu wollen – um sich sodann zu hymnischer Größe, Dichte und Glut zu steigern. Etwas Besseres als den Tod findet man überall. Aber dafür muss man weg von zu Hause.