Bochum/Witten..
Jetzt wird’s gemütlich: Jan Delay, Jamie Cullum, H-Blockx und Howard Carpendale spielen beim Zeltfestival Ruhr unter Planen. Mitveranstalter Björn Gralla im Interview über die Erlebniswelt im Zelt und Zukunftsmusik.
Was sind die Höhepunkte des Zeltfestivals 2010?
Björn Gralla: Die Konzerte von Jan Delay, Jamie Cullum und Frank Goosen sind jetzt schon ausverkauft. Da war im Vorfeld abzusehen, dass das Interesse groß sein wird. Bei Ich+Ich ist eine Show bereits ausverkauft, für das Zusatzkonzert gibt es aber noch Tickets. Und auch Simple Minds und Adoro kommen beim Publikum gut an.
Festival - da denkt man ja an große Bühnen, Sonne, Schlamm. Und Sie gehen ins Zelt. Wie sind Sie eigentlich auf die Idee gekommen?
Gralla: Wir veranstalten nicht das Wochenende mit Schlammrutschen, das man von Rockfestivals kennt. Wir wollen Besucher von jung bis alt ansprechen; das spiegelt sich auch im Programm wieder. Deswegen bauen wir eine überdachte Erlebniswelt mit Gastronomie und Kunsthandwerkermarkt auf. Außerdem sind wir damit unabhängig vom Wetter. Und nicht zuletzt schätzen unsere Gäste die besondere Atmosphäre der Zeltstadt.
Nach welchen Kriterien stellen Sie das Programm zusammen?
Gralla: Wir versuchen, für jeden etwas anzubieten – das haben wir uns von Anfang an zur Prämisse gemacht. Es gibt bundesweit kein Festival, wo ein Howard Carpendale auf der gleichen Veranstaltung spielt wie Jan Delay. Das ist unser Alleinstellungsmerkmal. Wir wollen für alle Interessen und Geschmäcker etwas bieten, und dieser Maßgabe bleiben wir treu. Irgendwann hat man auch ein Gefühl dafür, was in der Region funktionieren kann.
Was wollen Sie persönlich auf keinen Fall verpassen?
Gralla: Jamie Cullum. Ich hab ihn bis jetzt nur einmal sehen können, und der Auftritt ist live ein absolutes Erlebnis. Er ist einer der wichtigsten Jazz-Musiker der Neuzeit. Das Konzert ist für mich eine Pflichtveranstaltung.
Haben Sie einen Geheimtipp zum Entdecken?
Gralla: Ein wirklicher Geheimtipp sind Simple Minds ja nicht. Aber viele werden sie vielleicht noch nicht auf der Bühne gesehen haben. Live ist die Band eine absolute Macht. Man würde den Musikern Unrecht tun, sie zum alten Eisen zu schieben. Das wird garantiert ein tolles Konzert, und da könnte man eine Band entdecken, die man vorher nicht auf dem Zettel hatte.
Wen möchten Sie in Zukunft unbedingt auf der Bühne des Zeltfestivals sehen?
Gralla: Reinhard Mey wünschen wir uns von Anfang an auf dem Zeltfestival, weil er gut in unser Profil passt. Aber der hat seine festen Veranstaltungen, und da bleibt er sich selbst sehr treu. Wir probieren es weiter; vielleicht gelingt es uns irgendwann. Ansonsten hätte ich Mando Diao sehr gern. Die würden extrem gut passen.
Was kann ich mit Kindern erleben?
Gralla: Das Programm für die kleinen Besucher ist sehr vielschichtig und reicht von Theater bis zur Musikveranstaltung. Wir bieten diverse Aktionen wie Kinderschminken und eine Hüpfburg. Es gibt eine Theateraufführung von Pippi Langstrumpf, und Volker Rosin kommt mit seiner Kinderdisco.
Was gibt’s sonst noch im Rahmenprogramm?
Gralla: Wir haben die Kultur der Piazza-Bühne weiter aufleben lassen. Zu Gast ist zum Beispiel Royal Squezze Box – eine Queen-Cover-Band, bestehend aus einem Sänger und einem Akkordeon-Spieler. Die sind unfassbar gut. Die Blassportgruppe Südwest wird da sein, und es gibt Lesungen und Workshops. Wir legen außerdem großen Wert darauf, dass man bei uns gut essen kann und haben ein breites Angebot fernab von Pommes und Döner.
Das Gelände am Kemnader See ist ja nicht gerade zentral gelegen. Wie kommen die Besucher zu Ihnen?
Gralla: Mit jeder Konzertkarte kann man am Veranstaltungstag kostenlos den ÖPNV nutzen. Darüber hinaus gibt es eine Shuttle-Linie vom Hauptbahnhof über die Uni bis zum Festivalgelände, die wir in Zusammenarbeit mit der Bogestra eingerichtet haben. Zudem haben wir in der Regel eine ausreichende Anzahl an Parkplätzen.
Wie viele Besucher erwarten Sie in diesem Jahr?
Gralla: Wir hoffen, dass wir die 100.000-Marke knacken. Und wie viel Luft nach oben ist, hängt vom Wetter ab. Wir haben jetzt schon im Vorverkauf mehr als 35.000 Tickets verkauft.
Wie geht’s weiter mit dem Zeltfestival?
Gralla: Bewährtes bleibt, wir haben keinen Grund, uns zu verändern. Wir sehen, dass wir in der Region gut angenommen werden: Manche Leute richten sogar ihren Urlaub nach dem Zeltfestival aus. Vielleicht weiten wir das Gelände in Zukunft noch aus – das ist aber noch absolute Zukunftsmusik.