Bochum.. „Ermpftschnuggn troda!“ heißt das neue Programm des Bochumer Kabarettisten Jochen Malmsheimer, der als „Tresenleser“ gemeinsam mit Frank Goosen bekannt wurde. Worum es in dem Programm geht? Will Malmsheimer partout nicht verraten. Andere Sachen dagegen schon...
Wenn Jochen Malmsheimer, der nicht ganz zu Unrecht schon die allerschönsten Kleinkunstpreise abgeräumt hat, vom Salzburger Stier bis zur Morenhovener Lupe, wenn also ein Könner wie er sein neues Programm androht, möchte man wissen, was einen da erwartet. Deshalb an dieser Stelle nun wirklich alles, was es im Vorfeld zu verraten gibt: Nichts. Gar nichts. Denn zum Programm „Ermpftschnuggn troda! – hinterm Staunen kauert die Frappanz“ schweigt der Künstler im Gespräch mit Georg Howahl, wenn auch charmant und wortreich.
Herr Malmsheimer, Sie haben in dieses Gespräch nur eingewilligt, wenn Sie nicht übers neue Programm sprechen müssen. Aber unter uns: Wie wird’s denn?
Malmsheimer: Ich sage nichts, weil noch nichts fertig ist. Ich arbeite immer bis zur letzten Sekunde. Natürlich wusste ich schon vor einem Dreivierteljahr, dass ich Ende Juni Premiere haben würde. Ich habe mich auch brav an den Schreibtisch gesetzt. Aber es passierte nichts. Null. Im November letzten Jahres war das kein Drama. Im April dieses Jahres wurde es mir dann doch eng...
Aber den Titel gibt es doch schon lange...
Mir fallen immer erst die Titel ein. Und dann kann ich sehen, wie ich den Unfug mit Fleisch beschmeiße.
Der Titel „Ermpftschnuggn troda!“ wird allerdings den Rezensenten in den nächsten Jahren die Finger brechen, oder?
Hahaha, am meisten freue ich mich, tut mir leid, wenn die alle auf ihren Tastaturen die Sonderzeichen suchen. Ich bin sicher, dass die Zahl der Kritiken und Interviews mit mir extrem abnehmen wird, weil viele Leute sagen: Ich kann den Scheiß nicht schreiben.
Aber worum geht’s denn nun? Das Ganze klingt nach einem Ikea-Besuch mit Schnupfennase...
Sagen wir, die linguistische Nähe zu Skandinavien lässt sich nicht verleugnen.
Werden Sie die Tradition sprachspielerischer Perspektivwechsel beibehalten? Müssen wir rechnen mit, sagen wir, einer Heldenreise aus Sicht eines Doppelpunkts?
Also: Ich bin ja der festen Auffassung, dass die Welt, die von allen als unbelebt wahrgenommen wird, belebt ist. Und es war immer schon mein virulentes Interesse, diese meine Wahrnehmung der Wirklichkeit zu transportieren. Wir werden wieder eine zentrale Hauptnummer haben, in der sich zumindest zum Teil das Rätsel löst, das uns der Titel aufgibt.Und wir werden Dinge von Dingen erfahren, von denen wir nicht glaubten, dass wir von denen was erfahren können.
Ääääh ja, wirklich sehr aufschlussreich...
Haha, ja, ich weiß, es tut mir sehr leid, aber ich habe nicht mehr viel Zeit zum Schreiben. Und die brauche ich auch!
Sie schreiben in einem Wohnwagen im eigenen Garten. Brauchen sie die Isolation?
Ja, ich bin nicht weit weg von der Familie und bin, wenn etwas ist, immer da. Ich mache die Türe hinter mir zu und bin in meiner mit Aluminium abgeschirmten Schreibhütte. Darin kriegt man auch kein Internet.
Sie machen also immer noch die Erfahrung, wie Schreiben ohne Internet funktioniert.
Ja, Gott sei Dank. Das Internet ist ja in vielen Fällen eine wahnsinnige Bereicherung und Hilfe. Aber ich habe damals während der Buchhändlerlehre gelernt, wie man recherchiert. Und dass Wikipedia nur ein Angebot darstellt und nicht die Welt erklärt. Das ist vielen heute nicht klar...
Was sind Ihre Pläne über den 29. Juni hinaus?
Ich werde etwas komplett anderes einlesen, nämlich von Erasmus von Rotterdam „Das Lob der Torheit“. Erasmus ließ darin die Torheit selber sprechen und erzählte, wo Torheit stattfindet. Bei den Handwerkern, bei den einfachen Menschen, vor allem aber in Kirche und Staat. Das Buch ist jetzt über 300 Jahre alt und hat an Brisanz nichts verloren.
Jochen Malmsheimer: „Ermpftschnuggn troda! – hinterm Staunen kauert die Frappanz“, Premiere: 29./30. Juni, 4. Juli: Oberhausen, Ebertbad. 31.8.-2.9.: Dortmund, Ruhrhochdeutsch-Festival. 4.-6. 9.: Düsseldorf, Kom(m)ödchen. 7./8. 9.: Essen, Stratmanns