Junge Dame am jungen Instrument: Asya Fateyeva lernte anfangs am Klavier, aber dann konnte sie dem Saxophon nicht mehr widerstehen. Heute spielt sie das Instrument meisterlich. Und obwohl große Komponisten für das Saxophon nicht geschrieben haben, überzeugt sie selbst Zweifler.
Das ist in der Ukraine auch nicht anders als sonstwo auf der Welt: Gelegenheit macht Liebe. Eigentlich spielt das Mädchen Asya Klavier, ziemlich gut sogar. Aber plötzlich steht in ihrer Wohnung etwas staunenswert Besonderes. Es glänzt und gibt Töne von sich, so ganz anders als das bürgerliche Tastenmöbel. Asyas Papa hat es sich gekauft. Er ist Profi-Fußballer auf der Krim und lernt Saxophon. Heimlich. Seine Freunde müssen es ja nicht gleich wissen, erst nimmt er mal Stunden. Er will Saxophon spielen.
Es kommt dann alles ganz anders. Denn das Tempo, in dem Asya sich eines der jüngsten Instrumente der Klassik bemächtigt, versetzt nicht nur ihre Eltern in Staunen. Mit der Mutter zieht sie von Kertsch nach Moskau, dem Saxophon zuliebe. Sie ist Schülerin am Gnessin-Institut, ab 2005 (14 Jahre alt!) Jungstudentin an der Musikhochschule in Köln. Aktuell verbringt sie ein Jahr in Lyon. „Eigentlich möchte ich die ganze Welt kennenlernen“, sagt Asya Fateyeva, aber ein paar Länder müssen doch wohl warten.
Sie liebt es klassisch
Nein, wegen Swing und Jazz habe sie nun wirklich nicht das Saxophon gewählt. Sie liebt es klassisch. Obwohl das Instrument – patentiert 1846 – gerade da leichte Nachteile birgt. Die Tatsache, dass ein Bach, ein Mozart, ein Beethoven der Konstruktion des Adolphe Sax keine Note schreiben konnte, trickst die charmante Brunette strategisch locker aus. Was einst für Fagott, Englischhorn, Oboe und Co. entstand, geht ihr per Saxophon über die Lippen.
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Ist es ein Kraftakt für eine junge Frau? „Die Puste ist wirklich kein Problem“, lacht sie. Eher schon, die Menschen davon zu überzeugen, dass sie es mit einem abendfüllenden Instrument zu tun haben. „Saxophon mit Klavier! Wie soll das klingen?“, fragen die meisten. Immerhin hat Asya nach jedem gefeierten Konzert auch die letzten Ungläubigen überzeugt.
„Wirklich: Das Saxophon hat es nicht leicht. Es ist spät geboren und dann kriegte es noch den Stempel der entarteten Musik.“ So vertat mancher große Komponist die Chance, sich dem Instrument zu widmen. Da lobt sich Asya Fateyeva Claude Debussy, obwohl: ganz freiwillig, berichtet sie lachend, habe auch der es nicht getan. „Er war permanent pleite. Und dann gab es die reiche Bostonerin Elise Hall, die ein Konzert bei ihm bestellte.“ Halls Mann, ein Arzt, hatte der Gattin das Instrument zum Kurieren der Lunge empfohlen. Und Debussy schrieb.
Die schönsten Geschichten liegen noch vor ihr
Solche Geschichten sprudeln nur so aus ihr heraus, wenn Asya, die selbst die Reize von Bizets „Carmen“ mühelos per „Sax“ entfaltet, erzählt. Aber die schönsten liegen wohl noch vor ihr. Große Preise hat sie längst eingeheimst. Doch erst kürzlich erhielt sie den Ruf ins „Alliage Quintett“. Volltreffer: Es gilt als eine der besten Saxophon-Formationen der Welt.
Mehr Info über die junge Musikerin: www.asyafateyeva.com