Essen. Das Essener „Now!-Festival präsentierte Nachwuchsmusiker, die sich im Folkwang und in der Philharmonie anspruchsvollen Aufgaben stellten.
Es sind nicht nur spektakuläre Projekte und große Orchester, die das Profil des Essener „Now!“-Festivals für Neue Musik prägen. Immer wieder sorgt die Einbindung junger Komponisten und Interpreten, meist in Verbindung mit der Folkwang Universität, für manche Überraschung. Mit der maßgeblichen Beteiligung von 70 Studierenden der fünf Musikhochschulen des Landes NRW an Karlheinz Stockhausens Szene „Luzifers Traum“ zum Auftakt setzte man Maßstäbe.
Etwas bescheidener, aber um nichts weniger innovativ ging es am vergangenen Wochenende zu, an dem Studierende der Folkwang Universität im Folkwang Museum mit einem ebenso bunten wie anspruchsvollen Programm ihre Bereitschaft unter Beweis stellten, sich intensiv und auf hohem Niveau mit zeitgenössischer Musik auseinanderzusetzen. Auch wenn diesmal die Uraufführung des Hauptwerks, „Mineral life III“ für Solo-Flöte von Hector Parra, der Folkwang-Professorin Anne-Cathérine Heinzmann überlassen wurde. Ein extrem anspruchsvolles und dankbares Werk auf der Höhe der Zeit, auch wenn der inhaltliche Kontext – Impressionen auf der Basis steinalter Höhlenzeichnungen – nicht so recht deutlich wurde und das Verhältnis von Länge und kompositorischer Substanz nicht immer in Einklang stand.
Jugend-Zupf-Orchester NRW
Dass sich in strafferen Dimensionen mindestens so viel ausdrücken lässt, bewiesen danach ein studentisch besetztes Streichquartett und die Pianistin Moena Katsufuji mit „Centauro marino“ des Altmeisters Salvatore Sciarrino.
Eine oft missverstandene und unterschätzte Nische nimmt die Musik für Zupfinstrumente ein. Dass auch sie einen Platz in einem avantgardistisch ausgerichteten Festival für Neue Musik verdient, beweist die Arbeit des Jugend-Zupf-Orchesters NRW, das sich aus besonders begabten Mandolinen- und Gitarrenspielern im Alter von 16 bis 28 Jahren zusammensetzt und sich unter der Leitung von Eva Caspari intensiv mit zeitgenössischer Musik auseinandersetzt. So standen gleich vier Uraufführungen auf dem Programm eines Konzerts im voll besetzten RWE Pavillon der Essener Philharmonie.
Ein Konzert mit vielen Überraschungseffekten, für das Komponisten wie Andreas Tarrodi, Urmas Sisaks, Mike Marshall und andere die Spiel- und Klangmöglichkeiten des etwa 25-köpfigen Orchesters subtil und vielfältig ausreizten. Zupfmusik auf gleicher Augenhöhe mit etablierten Streicher- und Bläser-Formationen, weit entfernt vom Mandolinen-Image der „Capri Fischer“.
Infos zu „Now!“: www.philharmonie-essen.de.