Haan. Daniela Winnenbrock ist Mineralwassersommelière. Sie gibt Tipps für Kombinationen mit Wein und Speisen. Denn Wasser ist nicht gleich Wasser.

Daniela Winnenbrock schenkt sich ein, hält das Glas auf Augenhöhe und schaut, wie das Getränk perlt. Sie schnuppert, dann nimmt sie einen Schluck, behält ihn im Mund und prüft den Geschmack. Obwohl ihr Test wie eine Wein-Verkostung wirkt, probiert die 41-Jährige Wasser. Ein Gespräch mit der Mineralwassersommelière aus Haan über das beliebte Getränk, das mehr ist als ein Durstlöscher ohne Kalorien.

Fragt man Menschen, wonach Wasser schmeckt, werden die meisten wohl sagen: nach nichts. Sie sehen das anders?

Daniela Winnenbrock: Die Mehrheit der Menschen denkt, dass ein Wasser wie das andere schmeckt, aber das ist ein Irrtum. Wir leben in Deutschland im Mineralwasserland Nummer Eins, wir haben 150 Mineralbrunnen und zirka 500 Mineralwässer. Kein anderes Land auf dieser Welt hat so viele Mineralwässer, das ist eine große Vielfalt.

Woran liegt das?

Prüfender Blick: Mineralwassersommelière Daniela Winnenbrock testet verschiedene Wässer.
Prüfender Blick: Mineralwassersommelière Daniela Winnenbrock testet verschiedene Wässer. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Wir haben in unserem Land so viele Mineralwasservorkommen aufgrund der guten geologischen Bedingungen. Jedes Wasser ist ein Unikat und ein Spiegelbild seiner Region. Je nach Herkunft gibt es Wässer mit mehr oder mit weniger Mineralien. Mineralienarme Wässer schmecken eher neutral, während beispielsweise Wässer mit viel Natrium in eine salzige Richtung gehen. Viel Calcium hingegen macht ein trockenes Mundgefühl und schmeckt leicht bitter. Auch die Kohlensäure ist für das Geschmacksprofil von Bedeutung.

Worauf sollte man achten, wenn man ein neues Wasser wählt?

Das ist letzten Endes Geschmackssache. Was möchte man? Möchte man einfach nur den Durst stillen? Oder möchte man etwas für den Körper tun? Sportler trinken Mineralwässer, in denen besonders viele Mineralstoffe drin sind. Magnesium beugt zum Beispiel Krämpfen vor. Oder es gibt Wässer, die viel Silizium enthalten. Das ist gut für Haut, Haare und Nägel. Man muss nicht Nahrungsergänzungsmittel nehmen, man kann es auch erstmal mit Mineralwasser probieren.

Welche Qualitätskriterien gibt es denn bei Mineralwasser?

Es gibt Wässer, die kosten mehrere Hundert Euro, weil die Flaschen besonders sind. Aber man kann im Prinzip jedes Mineralwasser in Deutschland kaufen, weil jedes höchsten Qualitätsstandards entspricht. Mineralwasser ist ja auch das einzige Lebensmittel in Deutschland, das eine amtliche Anerkennung erhält. Es durchläuft wahnsinnig viele Qualitätskontrollen. Im Gegensatz zu Tafelwasser ist es dabei kein industrielles, sondern ein rein natürliches Produkt.

Viele Menschen trinken auch einfach Leitungswasser. Das wird ja ebenfalls in Deutschland kontrolliert.

Auch Leitungswasser ist in Deutschland nichts Schlechtes. Man weiß letzten Endes aber nie, wie alt die Rohre und die Leitungen sind, durch die das Wasser fließt. Und es enthält keinerlei Mineralien. Ich persönlich würde das Mineralwasser immer vorziehen.

Man kann Weine und Gerichte kombinieren. Können Sie auch Mineralwässer als Menübegleitung benennen?

Wasser still oder mit Kohlensäure? Das ist reine Geschmackssache.
Wasser still oder mit Kohlensäure? Das ist reine Geschmackssache. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Fangen wir mal beim Ende an, beim Nachtisch: Zu Süßem würde ich immer ein stilles, mineralstoffarmes Wasser empfehlen, das ergibt ein harmonisches Zusammenspiel. Deftiges Essen, beispielsweise ein Steak, kann auch ein kräftiges Wasser mit viel Kohlensäure vertragen. Kohlensäure regt übrigens den Appetit an, deswegen ist ein Gläschen Mineralwasser mit Kohlensäure ein hervorragender Einstieg ins Essen.

Und welches Wasser passt gut zu welchem Wein?

Es gibt da eine Faustregel, an der man sich gut orientieren kann: Wenn der Wein und das Wasser aus derselben Gegend kommen, dann harmonieren die gut miteinander. Es gibt allerdings eine Ausnahme, wenn die Böden stark mineralstoffhaltig sind, dann sind die jeweiligen Player meistens Einzelgänger, also dann sollte man das Wasser und auch den Wein separat trinken.

Welche Kombinationen passen denn besonders gut?

Wenn man einen jungen säurebetonten Weißwein hat, also zum Beispiel einen Riesling oder einen Sauvignon Blanc, passt ein Mineralwasser mit wenig Kohlensäure dazu. Hat man einen dezenten Weißwein, also einen säurearmen Wein, dann harmoniert damit am besten Mineralwasser mit viel Kohlensäure, weil dadurch der Geschmack des Weins so ein bisschen herausgekitzelt wird. Und bei Rotwein, der ist ja oft sehr kräftig, empfiehlt man ein stilles, leicht mineralisiertes Mineralwasser.

Trinken Sie Mineralwasser eigentlich bei Zimmertemperatur oder aus dem Kühlschrank?

Auf jeden Fall bei Zimmertemperatur, weil sich dann der Geschmack am besten entfalten kann. Wenn es zu stark gekühlt ist, dann nimmt man die Kälte wahr, am Gaumen und auf der Zunge, und der Geschmack geht ein bisschen verloren.

Und bevorzugen Sie Wasser aus Glas- oder aus Kunststoffflaschen?

Es hat beides Vor- und Nachteile. Unterwegs finde ich eine PET-Flasche praktischer, weil sie leicht und unzerbrechlich ist. Allerdings sollte man sie nicht unbedingt in der prallen Sonne liegen lassen, denn das kann den Geschmack leicht beeinträchtigen. Auch kann Kohlensäure aus PET-Flaschen schneller entweichen als aus der Glas-Flasche. Deshalb bevorzuge ich zu Hause immer Glas. Kommen Gäste, achte ich darauf, dass immer ein paar schöne Glasflaschen auf dem Tisch stehen.