Warum Wotan Wilke Möhring als Schauspieler echt sein muss
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Essen.. Wotan Wilke Möhring ist ein bemerkenswerter Schauspieler. Welche Rolle er auch spielt, sie wirkt jedes Mal wie für ihn gemacht. Ende April wird der Pendler zwischen Fernsehen und Kino sich auch noch als Tatort-Kommissar vorstellen. Zweimal im Jahr ermittelt er im Norden.
Der aus Herne stammende Schauspieler Wotan Wilke Möhring kann sich dieser Tage nicht beklagen: Erst die Premiere seines Films „Das Leben ist nichts für Feiglinge“ in der Essener Lichtburg, dann ein Grimme-Preis in Marl für den Film „Der letzte schöne Tag“, Ende des Monats sein Debüt als Tatort-Kommissar. Trotzdem fand er noch Zeit, mit Arnold Hohmann zu sprechen.
Waren die doch sehr ähnlichen Witwer-Rollen in „Der letzte schöne Tag“ und jetzt in „Das Leben ist nichts für Feiglinge“ ein zufälliges Zusammentreffen oder geplant?
Wotan Wilke Möhring: Ich wünschte, es gäbe eine solche Flut von guten Drehbüchern, dass man sich da eine Strategie ausdenken könnte. Nein, die Filme sind unabhängig voneinander in großem Abstand entstanden. Im ersten geht es um einen Suizid und Trauerarbeit. In dem Kinofilm nun geht es trotz des Todes der Mutter um das Leben und um den Weg, auf dem der Witwer zur Teenager-Tochter zurückfindet.
Gehen Ihnen solche Rollen auch persönlich nahe? Der Weinkrampf in „Der letzte schöne Tag“ sah jedenfalls sehr echt aus.
49. Grimme-Preis 2013
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Möhring: Meine einzige Möglichkeit als Schauspieler ist es, echt zu sein. Mein Ausgleich dafür, dass ich keine Schauspielschule besucht habe.
Ihre Filmographie weist seit 1997 über 90 Filme auf. Nimmt man da manchmal, was kommt?
Möhring: Um Gottes Willen. Ich habe immer nur das gemacht, was mich wirklich interessiert. Von unbezahlten Studentenfilmen bis hin zum Blockbuster. Wenn die Herausforderung oder die Leidenschaft in einer Figur dabei nicht zu erkennen sind, ist das nichts für mich.
Für jemand, der keine Schauspielschule absolviert hat, haben Sie schon viele Preise eingesammelt.
Möhring: Ich war spät dran, habe eigentlich erst mit 30 Jahren angefangen. Da war man einfach zu alt für eine Schauspielschule. Aber diese Perlen herauszupicken, für die man dann einen Preis bekommt, das ist ja hauptsächlich eine Bauchentscheidung.
Wann sind Sie aus Herne weg?
Möhring: Nach dem Abitur, so mit 20. Später habe ich 15 Jahre in Berlin gelebt und bin jetzt seit fünf Jahren in Köln.Wegen der Familie.
Sie haben eine rasch wachsende Familie, wie ich gelesen habe.
Möhring: Gerade haben wir das dritte Kind bekommen. Innerhalb von vier Jahren. Das heißt ab jetzt, dass die Projekte noch sorgfältiger abgewogen werden müssen. Drehzeit, das heißt inzwischen auch weniger Zeit für die Familie.
Mittlerweile werden Filme auch mit Ihrem Namen verkauft. Ich denke da an „Mann tut was Mann kann“, eine Komödie mal ausnahmsweise mit lauter erwachsenen Menschen.
Möhring: Genau das ist die Lücke, in die wir mit diesem Film vorstoßen wollten. Wir wollten realistische Geschichten aus unserer Welt erzählen. So, wie sie sich für uns anfühlt. Das ist wunderbar aufgegangen. Wir drehen jetzt bald eine Fortsetzung: „Da muss man durch“. Das gleiche Ensemble.
Jetzt fangen Sie Ende April auch noch als Kommissar im Tatort an.
Möhring: Nur bei meinem ersten Fall, „Der Feuerteufel“. Aber eigentlich bin ich der Kommissar für den Norden. Der nächste Fall wird schon auf der Insel Langeoog spielen.
Sie spielen da zu Beginn einen ziemlichen Macho, im Privatleben entwurzelt. Ist Ihnen diese Figur so präsentiert worden?
Möhring: Ich habe da schon viel einbringen können. Es war mir wichtig, mit Thorsten Falke so etwas wie eine „Ehrliche Haut“ zu erschaffen. Auch seine anfängliche Aversion gegen die neue Partnerin entsteht ja eigentlich nur dadurch, dass sein Freund und Partner sich hat versetzen lassen. Das begreift der gradlinige Thorsten als Verrat.
Wenn ich an ihre wichtigen Filme denke, dann wirken Sie da meist ruppig, kantig, manchmal auch gefährlich. Habe Ich Sie schon mal zärtlich gesehen?
Möhring: Ich hoffe doch. Zum Beispiel bei „Der letzte schöne Tag“, in der Beziehung des Witwers zu seinen Kindern. Aber es ist nun mal so: Ich nehme meine Rollen auch physisch ernst.
Waren Sie beim Champions-League-Viertelfinale im Stadion?
Möhring: Na klar. Unfassbar, unfassbar. Aber ich war natürlich auch in Malaga dabei. Für mich sind eben Dinge wichtig, die mit Leidenschaft zu tun haben. Das schlägt vielleicht auf meine Rollen durch.
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