Duisburg.. In Duisburg gibt es Deutschlands größten Trampolinpark. Menschen von sechs bis 99 sollen dort hüpfen dürfen. Wer macht am liebsten Luftsprünge?
Hörgeräte raus, Stoppersocken an und dann mit einem beherzten Satz aufs Trampolin. Tief gibt das Sprungtuch nach, um ihn dann – im Bruchteil von Sekunden federleicht und einen guten Meter hoch – in die Luft zu katapultieren. Das jugendliche Grinsen will nicht aus seinem Gesicht weichen, seitdem er die Halle betreten hat. Jetzt breitet es sich aus, je öfter seine Füße weit vom Boden abheben.
In Deutschlands nach eigenen Angaben größtem Trampolinpark traut sich Dietmar Barton nach 20 Jahren erstmals wieder auf ein Sprungtuch. Seinen Enkeln Luke und Devon zuliebe. Die beiden wieseln beim Anblick der unzähligen Trampoline, Absprungtürme, Schaumstoffbecken und Ballspielfelder in der Halle begeistert los. Sie springen auf dem 400 Quadratmeter großen „Open Jump“-Feld wie Kängurus von Sprungfeld zu Sprungfeld und flitzen dann weiter zur Slack Line. Der sechsjährige Luke balanciert voran, wackelt bedrohlich und fällt dann in ein buntes Becken – lachend klettert er aus farbenfrohen Schaumstoffblöcken hinaus.
„Bei uns können alle Altersgruppen springen, ab sechs bis 99 Jahren“, erklärt Sascha Herfurth, Betriebsleiter des „Superfly Trampolin Parks“ in Duisburg das Konzept. Das Kernalter der Besucher liege aber zwischen zehn und 25 Jahren. Die jungen Hüpfer kämen teilweise bis zu 300 bis 400 Kilometer weit angereist. Der nächste Trampolinpark sei ja schließlich weit weg, in Hamburg, so Herfurth.
In Windeseile färben sich in der Sporthalle die Bäkchen rot. Keine 15 Minuten nach Ankunft löst diese Gesichtsfarbe das breite Strahlen auf den Gesichtern der meisten Besucher ab. Völlig unbeeindruckt von ihrem beschleunigten Puls, wollen Luke und sein kleiner Bruder Devon jedoch noch zusätzlich ihr Adrenalin ankurbeln: Es geht rauf auf den Sprungturm. Drei Stufen stehen zur Auswahl, von denen man sich in das weichgepolsterte Schaumstoffbecken plumpsen lassen kann. Aber was verbirgt sich da drunter? Dem fünfjährigen Devon wird mulmig. Er will nicht aus zwei Metern Höhe springen. Während sein Opa ihm die Entscheidung selbst überlässt, zerrt der Onkel, der sich den Spaß des Familienausfluges ebenfalls nicht entgehen lassen hat, an dem Kind. „Komm trau dich“, sagt er, „kriegst auch ein Eis“, fügt er lachend hinzu.
Der große Bruder macht es vor
Dann macht’s der große Bruder vor: hüpft ganz zaghaft in das Schaumstoffbecken und landet tief und nachfedernd, vergraben unter weichen Blöcken auf dem darunter liegendenden Trampolin. Devon will immer noch nicht. Und wenn dann, nur von der zweiten Stufe. Von der springt er schließlich ab, landet und grinst: „Geil, das war geil“. Dieser neu erlernte Kindergarten-Sprachschatz ringt dem Großvater ein wohlwollendes Lächeln ab. Aber jetzt muss er dran glauben:„Opa, Opa!“, feuern die Jungs ihren Vorfahren lautstark an.
Vor 30 Jahren hat er an der Sporthochschule Köln seinen Trampolinschein gemacht. Damals war der Salto rückwärts für ihn kein Problem. Nun muss er sich, unter den Argusaugen seiner Enkel, erneut der Herausforderung stellen. Der gestandene Lehrer atmet tief ein, springt und fällt kerzengerade in das Becken. Die weichen Polsterbrocken purzeln wild durcheinander. Er schafft’s ohne Blessuren – das Klettern aus dem Becken bereitet ihm da mehr Probleme.
Nach einer Stunde ist er k.o. Genau dann ist auch die Sprungzeit vorbei. (39 Euro für eine vierköpfige Familie!) Die nächsten Sportfanatiker eilen auf die wackelige Spielwiese. 100 Personen dürfen gleichzeitig in den Sprung-Bereich. „Eine Stunde reicht schon“, so Herfurth, danach seien die meisten ausgepowert. Opas Fazit: Das nächste Mal guckt er seinen Enkeln lieber von der Lounge-Terrasse beim Kaffee zu. Er hat „Rücken“.
Die Jungs sind jedoch hin und weg, dass sie sich mit Opa messen konnten – auch wenn es zu Beginn noch vollkommen anders aussah. „Gibt’s im Trampolinpark nur Trampoline? Wie langweilig!“ – stöhnte Luke, junger Besitzer eines Gartentrampolins, noch während der Autofahrt zum Park. Sein Fazit nach dem Besuch klingt ganz anders: „Wow, war das cool. Können wir morgen wiederkommen?“