Köln.. Das „c/o pop“-Festival startet am 20. Juni in Köln. Vor acht Jahren stieß das Festival in die Lücke, die die Popkomm hinterlassen hatte. Mittlerweile hat es sich zum internationalen Branchentreff etabliert. Auch beim Mainstream-Publikum ist die Mischung aus Indiepop-Festival und Musikmesse beliebt.
Einmal im Jahr überschwemmt die „c/o pop“ die Domstadt mit Musik: Die Mischung aus Indiepop-Festival und Musikmesse stieß vor acht Jahren in die Lücke, die der Weggang der Popkomm gerissen hatte. Sie hat sich längst als internationaler Branchentreff etabliert, öffnet sich seit jüngstem auch einem Mainstream-Publikum.
„Wir wurden ja anfangs gerne auch als Trüffelschwein unter den Festivals bezeichnet. Denn bei uns spielten Bands und Acts wie Franz Ferdinand, Jan Delay, Maximo Park, Arcade Fire oder M.I.A. bevor sie ihren ganz großen Durchbruch hatten. Dass wir uns jetzt aber mit einem Künstler wie Tim Bendzko, oder im vergangenen Jahr mit Wir sind Helden und Philipp Poisel, einem breiteren Publikum öffnen, war ein bewusst anderer Schritt“, sagt Norbert Oberhaus, Geschäftsführer der veranstaltenden cologne on pop GmbH. „Wir haben gemerkt, dass wir auch ein breiteres, aktuelles Programm brauchen, um neue Zielgruppen zu erreichen. Aber wenn nur drei von 50 Shows eine solche Ausrichtung haben, ändert das nichts an unserer Generallinie.“
Aufholjagd bei der Strahlkraft
Dennoch hat der Name „c/o pop“ noch nicht die gleiche Strahlkraft wie einst die Popkomm. Doch damit kann Oberhaus durchaus leben: „Die Popkomm in Köln war in den 90er-Jahren die größte Musikmesse der Welt. Viele der Bilder in den Medien vermischten aber auch die Popkomm mit dem Ringfest, das eine Million Besucher hatte.“ So dass die Popkomm in den Köpfen größer war als im richtigen Leben.
Tim Bendzko auf Zollverein
Dennoch ist die „c/o pop“ etwas gesetzter: Man rechnet mit 30.000 Besuchern beim Festival und über 1000 Fachteilnehmern bei der C’n’B Convention, einem vor drei Jahren geschaffenen Marktplatz für die Kultur- und Kreativwirtschaft.
Musikmarketing durch soziale Netzwerke
Tatsächlich gibt es noch ein wenig Potenzial, was die Bekanntheit angeht. „Wir haben gemerkt, dass der Name ,c/o pop’ bei vielen Menschen jenseits der 40 noch nicht so verankert ist. Das wollen wir verändern.“ Deshalb hat sich die „c/o pop“ mittlerweile auch den Untertitel „International Music Festival“ verliehen.
Sie wächst ohnehin seit der Gründung ständig: „Wir sind mittlerweile ein Ganzjahresbetrieb und haben jetzt auch eine eigene Booking-Agentur für Nachwuchskünstler“, sagt Oberhaus, den es geärgert hat, dass sein Festival zwar viele Bands entdeckt hat, aber andere später davon profitierten. Auch mit ihren Themen ist die „c/o pop“ durch die C’n’B Convention meist ihrer Zeit voraus, die Urheberrechts-Debatte wurde hier schon vor fünf Jahren geführt, die Rückkehr des Musikfernsehens durch das Internet vor vier Jahren. In diesem Jahr konzentrieren sich die Fachbesucher auf Musikmarketing durch soziale Netzwerke.
Und die Elektronik greift natürlich auf den musikalischen und optischen Teil des Festivals über: Yello zeigen ihr audiovisuelles Bühnenprogramm „Touch Yello“ – und auch wenn sie nicht live spielen, werden Dieter Meier und Boris Blank zumindest da sein, um mit dem Publikum auf der C’n’B Convention über den Film zu sprechen.
Einen besonderen Reiz erhält das Festival auch durch die außergewöhnliche Auswahl der Konzertstätten: So spielt eine ausgewiesene Clubsängerin wie Dillon mit ihren melancholischen Melodien und ihrer brüchigen Stimme ausgerechnet im Millowitsch-Theater. Und das, ja, das soll Berlin den Kölnern erstmal nachmachen.