Duisburg.. Der Duisburger Hof verzichtet ganz auf Pflanzenschutzmittel. Und der Kunde genießt das gesunde Gemüse in der regelmäßig gelieferten Abo-Kiste.
Am grünen Laub der Kartoffelpflanze zieht Andy Enninghorst die Knollen aus dem Boden – sie sind so klein wie Radieschen. Trotzdem schaut er zufrieden auf seine „Laura“: „rotschalig, vorwiegend festkochend“. Vielleicht noch zwei, drei Wochen, dann ist sie soweit. Früh genug, bevor die Krautfäule sie befällt – oder der Kartoffelkäfer. Denn Pflanzenschutz in Form von Pestiziden gegen Krankheit oder Schädlinge ist auf Duisburgs einzigem Biolandbetrieb tabu. Enninghorst hat nur eine Chance: „Wir müssen schnell sein.“
Er pflanzt daher nur vorgekeimte Kartoffeln. Durch Licht und Wärme bilden sich an den Knollen robuste Lichtkeime. Und dann raus mit ihnen aufs Feld. „Wir sind dadurch 14 Tage schneller.“ Die Schale ist zwar auch im Juni noch nicht fest genug, um die Kartoffeln einzukellern. Aber sie dürfen ja gern noch etwas im Boden bleiben, selbst wenn die Pflanze im Sommer schlappmacht.
„Campari“ trifft auf „Yellow Submarine“
„Unkraut ist unser größter Feind“, sagt der 40-Jährige. „Es kostet mehr Stunden als die Ernte.“ Es lässt die Tomaten nicht richtig gedeihen, die rund 20 Sorten, darunter „Campari“ oder „Yellow Submarine“. Das Unkraut nimmt ihnen nicht nur Nährstoffe, es lässt alle Pflanzen schlechter trocknen. „Was Tomaten gar nicht mögen, ist Nässe.“ Es begünstigt Krankheiten. Doch Unkrautbekämpfungsmittel gibt es auch hier nicht. „Alles Handarbeit“, sagt Enninghorst und knipst im Vorbeigehen überflüssige Triebe aus den Tomatenpflanzen. Zwei Hände fielen ein paar Tage lang wegen Krankheit aus. Da wachsen die Gräser schon üppiger zwischen den Gurken.
Eigentlich wollte Andy Enninghorst Tiermediziner werden. Aber sein Noten-Durchschnitt beim Abitur ließ den direkten Zugang zur Universität nicht zu. Also versuchte er es zunächst als Agraringenieur, um dann später zu wechseln. „Es hat mir Spaß gemacht.“ Und so studierte er zu Ende.
„Mein Vater wurde Physiker.“
Andy Enninghorst besann sich auf seine Wurzeln: Die Großeltern hatten einst einen Bauernhof. Doch der Opa verstarb sehr früh, der Sohn war noch zu jung, um den Hof zu übernehmen. „Mein Vater wurde Physiker.“ Die Felder blieben jedoch im Besitz der Familie. Und so fing Enninghorst vor rund 18 Jahren an, seine ersten Salate anzubauen. „Ich habe am Fußweg ein Schild aufgestellt für den Verkauf: freitags, 16 Uhr.“ Und die Leute kamen, um Kohlrabi oder Kartoffeln zu kaufen.
Seine Brötchen verdient Enninghorst hauptberuflich als Qualitäts-Berater für Lebensmittellieferanten im eigenen Ingenieurbüro. Ganz ohne Tiere geht es aber doch nicht: Ab Juli grasen wieder Schafe auf einem Teil des insgesamt 4,5 Hektar großen Lands. „Um Weihnachten herum werden sie geschlachtet und im Hofladen verkauft.“
Die Schafe liegen auf Schilf
„Und da haben wir noch zwei Rasenmäher“, sagt Enninghorst und zeigt auf Schafe, die eine Wiese kurzhalten. Nun liegen sie selbst frisch geschoren in der Sonne auf etwas, das an Stroh erinnert, in Wirklichkeit jedoch Schilf ist: Miscantus heißt die Pflanze. Enninghorst lässt sie auf einem Feld wachsen — und wenn sie größer als mannshoch ist, wird sie kurz nach Ostern geerntet. Das Schilf dient als saugfähiges Tier-Einstreu und zum Heizen. „Wir haben eine Hackschnitzelanlage.“
Wenn man an Feldern von konventionellen Höfen vorbeiradelt, sieht man jedes Jahr: „Mais, im nächsten Jahr Mais, dann Mais . . .“, so Enninghorst. Ein Boden kann ohne Düngung gar nicht immer wieder das Gleiche hervorbringen. Doch Enninghorst düngt im eigentlichen Sinne nicht. Er ändert die Fruchtfolge: „Klee, Kartoffeln, Salat, Klee, Kürbis . . .“ Klee? „Der bringt Stickstoff in den Boden“, so Enninghorst. „Stickstoff ist der Wachstumsmotor für die Pflanzen.“ Und nach den Kartoffeln kommt dankbarer Salat aufs Feld. „Dem reicht der Stickstoff, den die Kartoffeln übrig lassen.“
Kopfsalat in Grün und Rot
Andy Enninghorst zählt die verschiedenen Salatsorten auf, die er nach und nach anpflanzt: „Eichblatt in Grün und Rot. Batavia in Grün und Rot. Kopfsalat in Grün und Rot. Salanova in Grün und Rot. Später haben wir auch Endiviensalat . . .“ In Grün und Rot? „Nein, in kraus und glatt.“
Im Hofladen werden sie in Abo-Kisten gepackt. Obst und Gemüse samt Rezepten. Und Eier kann man auch noch hinzubestellen. Nicht alles ist von Enninghorst, aber alles ist Bio. Jeden Freitag werden die Kisten zu den Kunden in der Umgebung gefahren – oder sie holen sie im Hofladen ab. Je nach Größe der Kiste wird berechnet, ab 10 Euro geht es los.
Goldballrübchen oder farbenfroher Rainbow-Mangold
Wer eine rein regionale Kiste bestellt, bekommt auch nur Lebensmittel aus der Region. Also keine Bananen oder Paprika von anderen Bio-Lieferanten, dafür zum Beispiel Erdbeeren und Gurken. Das, was gerade reif ist. Und wer partout keinen Rosenkohl mag, kann das auch angeben. Trotzdem ist die Kiste eine kleine Überraschung. Manchmal kann man auch Neues entdecken. Wie etwa die nicht so bekannten Goldballrübchen, gelbe Beete oder farbenfrohen Rainbow-Mangold. Wobei Enninghorst das Aussehen eigentlich nicht so wichtig ist. Es kommt ihm auf die inneren Werte an. Wenn eine Gurke gut schmeckt, darf sie auch etwas krumm sein.
>>>Infos zum Biolandbetrieb Enninghorst
Der Hofladen an der Holtener Straße 62 b, Duisburg (Einfahrt zwischen Mehrfamilienhäusern) ist geöffnet am: Di., Do. und Fr., 9 - 12 Uhr, 15 - 18 Uhr, und Sa., 10 - 16 Uhr. Ein Stand ist auf dem Wochenmarkt in Oberhausen-Sterkrade, Sa., 8 - 13 Uhr. Abokiste ab 10 € in Röttgersbach und umliegenden Stadtteilen in Duisburg. Bestellformular im Internet: enninghorsthof.de. Die Seite ist nicht aktuell. Info: 0203/ 984 086 0 - 13