Essen.. 75 Minuten Gemischtwaren-Talk bei Beckmann: 30 Jahre (sporadische) Showfreundschaft, Alfred Bioleks schwerer Sturz, Herbert Grönemeyers Lied für die alzheimerkranke Mutter, der Tod von Gunter Sachs – und natürlich Lena beim ESC.
Grönemeyer trifft Biolek bei Beckmann – viele werden sich da schon vorher gefragt haben: „Was soll das?“ Nach gut 75 Minuten eines kruden Gemischtwaren-Talks ist man so klug wie zuvor. Frisch in der Themenauslage: 30 Jahre (sporadische) Showfreundschaft, Bios schwerer Sturz, Grönemeyers Lied für die alzheimerkranke Mutter, der Tod von Gunter Sachs – und natürlich Lenas Befindlichkeiten beim Eurovision Song Contest.
Einmal mehr war Beckmann am Montagabend, was er immer war: ein Langweiler-Talk, zu ängstlich, um provokante Fragen zu stellen, zu wichtig, als dass man als Gast kernige Thesen aufstellt. Man darf sich das Ganze versüßen, wenn man sprachliche Stilblüten herauspflückt. Etwa, wenn Geografie und Religion durcheinander gewirbelt werden. Beckmann: „Für viele ist ja Berlin irgendwie zum Mekka geworden.“ Grönemeyer: „Auch die New Yorker sagen: Berlin ist quasi das Mekka.“ Dann wird’s anatomisch-sexuell: „London und Berlin sind zwei verschiedene Frauen.“ Da möchte man nicht mekkan.
Was lernen wir in dieser Sendung? Biolek hat Grönemeyer schon früh gefördert. Und Biolek lebt nach seinem schweren Sturz von einer Treppe viel ruhiger, ist ganz zurück nach Köln gezogen und trinkt („Lecker! Lecker! Großartig!“) heute keinen Wein, ja keinen Alkohol mehr.
Grönemeyer: „Ich werde 96“
Außerdem: Grönemeyers Mutter leidet an Alzheimer – und es ist nicht der erste Fall von Demenz in der Familie. Großmutter und Vater litten an unterschiedlichen Formen. Grönemeyers Erklärungsansatz bleibt ungetrübt jeglicher Demografie: „Wir muten dem Hirn heute wahnsinnig viel zu.“ Sagt es und denkt über Meditation nach. Dass die Häufigkeit von Alzheimer allerdings auch mit der hohen Lebenserwartung zu tun haben könnte, kommt ebenso wenig zur Sprache wie die Tatsache, dass nicht jeder Mensch 90 werden kann. (Grönemeyer: „Ich werde 96.“)
Von dort ist es ein kleiner Sprung zu Gunther Sachs’ Selbstmord wegen Alzheimer, zu Bioleks stillerem Leben, zum Recht auf Selbstbestimmung (Grönemeyer wischiwaschi: „Das ist nicht ganz unkompliziert.“)
Beckmann schnurrt
Und dann kommt noch der Sprung zu Lena, der - man darf es sagen - ebenfalls nicht ganz unkompliziert ist. Er steht unter dem Leitspruch: Alte, sagen wir mal..., Hasen geben jungem Hüpfer Erfolgstipps. Auch hier wenig Neues: Lena will nichts wie raus auf die Bühne, Lena will danach erstmal Urlaub, Lena will dann mal überlegen, was sie so weiter macht, auf jeden Fall aber Musik...
Wer an dieser Stelle denkt, dass diese Geschichte langsam zerfasert, hätte erstmal einschalten sollen, denn Beckmann-Show war es zu diesem Zeitpunkt schon längst. Weitere Themen erhielten Streifschüsse: Afghanistan, Irak, unsere Politiker. Ende.
Für Genießer hier noch ein paar Momente aus der Sendung, in denen man beginnt, einen herzlichen Abscheu gegen den Moderator zu entwickeln. Wenn Grönemeyer etwa unbescheiden über seine Band sagt „Wir sind gut!“ Beckmann schnurrt in einem ekstatischen Tonfall, den man bestenfalls Dirty-Talk nennen kann: „Ihr seid gut, ihr seid sehr gut!“ Oder etwa wenn Beckmann in der bitterernsten Ton beginnt, den Text von Grönemeyers „Total egal“ zu rezitieren, als wäre es Goethe. „Den Job geschafft vor nur 30 Leuten, so’n mieses Kaff, nur Zeit vergeudet.“ Zumindest den letzten drei Worten dieser Zeilen darf man sich anschließen.