Berlin..

Ein Rückblick auf das Jahr der Brille in den Kino-Sälen. Die 3D-Filme - allen voran James Camerons Fantasy-Epos „Avatar“ - haben die Bilanz der deutschen Kinos gerettet. Mit Spannung erwartet wird nun das 3D-Finale von Harry Potter in 2011.

Das blaue Wunder hat sich 2010 im Kino fortgesetzt. „Avatar“, im Dezember 2009 gestartet, war in diesem Jahr der erfolgreichste Film. 11,2 Millionen wollten die Blauhäute in James Camerons 3D-Fantasy-Epos in den deutschen Kinos sehen. Wenig überraschend ist auch die Nummer zwei dieses lauen Kinojahres. Die Besucherzahl von „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes 1“, seit Mitte November im Kino, schrammt bereits die Fünf-Millionen-Marke. Deutsche Filme dagegen finden sich in den Charts unter „ferner liefen“.

Regisseur James Cameron. Foto: ddp
Regisseur James Cameron. Foto: ddp © ddp | ddp

Betrachtet man die Umsätze der Branche, so ist das Glas eher halb leer als halb voll. 114 Millionen Eintrittskarten wurden verkauft, damit fanden 17 Prozent weniger Besucher den Weg ins Kino, was der Fußball-WM geschuldet sein soll, aber auch am mittelmäßigen Filmangebot liegt. Dass der Umsatz mit 847 Millionen Euro (Stand vom 12. Dezember) nur vier Prozent niedriger als im Rekordjahr 2009 ausfällt, verdankt die Branche den im Durchschnitt um drei Euro teureren 3D-Tickets. Die Umrüstung der Leinwände auf 3D dürfte besonders für mittelständische Kinobetreiber in den kommenden Jahren eine große finanzielle Herausforderung darstellen. Ob der Boom von Dauer ist, muss sich aber erst noch zeigen.

Besucherflaute wegen Fußball-WM?

Auf den vorderen Plätzen der Hitliste befinden sich neben Christopher Nolans Alptraum-Thriller „Inception“, der trotz verwickelter Handlung 3,4 Millionen Besucher fand, meist alte Bekannte. Blockbuster waren etwa Tim Burtons 3D-Version des Klassikers „Alice im Wunderland“, der dritte Teil der Twilight-Saga „Eclipse“ und „Sex and the City 2“. Mit „Toy Story 3“, „Shrek 4“ und dem Tanzfilm „Step Up 3D“ wurden zudem schon etwas müde Publikumslieblinge mittels 3D aufgepeppt - ein Trend, der auch 2011 bestimmen wird, wie nicht nur das angekündigte 3D-Finale von Harry Potter zeigt.

Produzent Bernd Eichinger ist ebenfalls rechtzeitig auf den Zug aufgesprungen und konnte mit seiner vierten „Resident Evil“-Dauerwurst dank dreidimensionalen Zombiehorrors mit 11,6 Millionen Euro den höchsten inländischen Umsatz verbuchen. Ansonsten tummeln sich deutsche Filme auf den hinteren Plätzen; der besucherstärkste deutsche Film ist auf Platz 14 Markus Gollers Tragikomödie „Friendship“, in der zwei umtriebige Ossis nach dem Mauerfall einen USA-Trip unternehmen und ihrer eigenen Vergangenheit wieder begegnen. 1,5 Millionen verkaufte Tickets zeigen, dass deutsch-deutsche Geschichten mit Esprit nach wie vor ankommen.

„Vincent will Meer“ wird zum Programmkino-Dauerbrenner

Zwei weitere deutsche Filme konnten eine Million heimische Zuschauer erreichen: Unerwartet wurde das Roadmovie „Vincent will Meer“ zum Programmkino-Dauerbrenner. Auch das 3D-Kindermärchen „Konferenz der Tiere“ erwies sich als Familienhit. Bewährte Kinderserien wie „Hanni & Nanni“, „Freche Mädchen 2“, „Teufelskicker“ und „Vorstadtkrokodile 2“, aber auch die mit viel Tamtam gestartete Bushido-Biografie „Zeiten ändern dich“ blieben dagegen deutlich unter einer Million.

Angesichts dieser Zahlen klingt die Erwartung der Verleiher, dass die hiesigen Kinos 2011 erstmals über eine Milliarde Euro umsetzen werden, sehr optimistisch. So sorgten auch in 2010 Hollywood-Filme, sei es in 2- oder 3D, für volle Kinokassen. Entsprechend ist Leonardo DiCaprio mit „Shutter Island“ und „Inception“ der umsatzträchtigste Schauspieler und erlöste weltweit eine Milliarde Dollar.

Auf Platz zwei steht Jungtalent Mia Wasikowska mit Tim Burtons „Alice im Wunderland“. Alice“ verrückter Hutmacher Johnny Depp, zurzeit auch in der Krimiromanze „The Tourist“ zu sehen, erreichte den dritten Platz. Es braucht keine Kristallkugel, um vorherzusagen, dass die Nächstplatzierten „Harry Potter“ Daniel Radcliffe und Softie-Vampir Robert Pattinson auch 2011 die Bilanz verschönern werden. (dapd)