Essen. Gesammelt wird fast alles, nicht nur Briefmarken. Fündig werden die Sammler meist im Netz – auf Plattformen wie Colnect und Catawiki.
„Sammler sind glückliche Menschen“, soll Goethe einst gesagt haben. Einen schriftlichen Beleg gibt es dafür zwar nicht, man weiß jedoch, dass der Geheimrat selbst fleißig sammelte – u.a. Münzen, Vasen, Mineralien, Tierpräparate und natürlich Bücher.
Schon hier wird klar: So gut wie alles taugt zum Sammelobjekt. Das klassischste von allen ist wohl die Briefmarke. Aber auch Autogrammkarten, Schmetterlinge, Modellautos, Uhren, Schallplatten oder Bierdeckel, -dosen und -krüge werden bekanntlich von Liebhabern rund um den Globus zusammengetragen.
Wie andere traditionelle Hobbys erfreut sich auch das Sammeln in Zeiten von Corona wieder erhöhter Beliebtheit. Wer sich die Zeit nicht in Theatern, Kinos oder Geschäften vertreiben kann, findet endlich die Muße, seine Sammlung zu sortieren – oder er legt gar den Grundstein für eine neue. Aufgrund coronabedingter Beschränkungen fallen Floh- und Antikmärkte & Co. derzeit flach. Doch ungeachtet dessen tummeln sich Sammler aller Couleur bereits seit Jahren verstärkt im Internet und gehen etwa im Online-Auktionshaus Ebay auf die Pirsch nach fehlenden Stücken für die private Kollektion.
Kontakt zu Sammlern aus aller Welt
Möglichkeiten für den (Aus-)Tausch unter Sammlern bieten aber auch andere Plattformen – und wer sich nach einem Sammelgebiet umschaut, findet hier unbegrenzte Anregungen. Das gilt etwa für www.colnect.com. Das bereits 2002 von Amir Wald aus Israel initiierte Projekt will Sammler mit unterschiedlichen Interessengebieten zusammenführen – deshalb der Name, der sich aus „collect“ (dt. sammeln) und „connect“ (verbinden) zusammensetzt. Inzwischen erfreut sich die Seite internationaler Beliebtheit und wird von ihren Fans in über 60 Sprachen übersetzt.
Die Nutzer stellen ihre Sammlung ein und schaffen so einen Katalog ihres jeweiligen Sammelgebiets – wer sich (kostenlos) registriert, kann zudem Objekte kaufen und verkaufen sowie Kontakt mit Gleichgesinnten aus aller Welt aufnehmen.
Los ging es auf Colnect ursprünglich mit Telefonkarten, dann kamen Briefmarken und Münzen dazu. Inzwischen umfasst das Angebot aber zahlreiche weitere Kategorien und es werden stetig mehr. Zu den mit Abstand beliebtesten Kategorien gehören immer noch Briefmarken und Münzen mit jeweils fast 50.000 bzw. 40.000 registrierten Sammlern. Aber auch unterschiedlichste Arten von den im modernen Leben so gebräuchlichen Plastikkarten werden gesammelt – nicht nur Telefonkarten, sondern auch Bankkarten, Kasinokarten, Sicherheitskarten, Hotel-Türkarten und sogar Geschenkgutschein-Karten. Letzteren haben sich auf Colnect immerhin 2840 Liebhaber verschrieben.
Obstaufkleber und Kaffeesahnedeckel
Dass beispielsweise Zigarrenbanderolen und Kronkorken für sammelwürdig befunden werden, mag so manchem bewusst sein. Von der Leidenschaft für Obstaufkleber, Taschenkalender und Teebeuteletiketten haben dagegen sicher weniger schon mal gehört. Wer letztere teilt, findet auf Colnect 336 potenziell Gleichgesinnte, zwölf davon aus Deutschland. Etwas weniger beliebt: Das Sammeln der Deckelchen von Kaffeesahne-, Marmeladen- und Butterportionen, wie man sie vom Hotel-Büfett kennt, – 238 Liebhaber aus aller Welt haben sich bei Colnect registriert.
Wer nach ähnlichen deutschen Internetseiten sucht, stößt auf www.sammler.com und www.sammlernet.de. Ihr Webdesign ist nicht auf der Höhe der Zeit, gleichwohl finden sich auf letzterer zahlreiche Anregungen für Sammelwürdiges: Von A wie Andachtsbilder und Aschenbecher bis Z wie Zapfhahnschilder und Zündhölzer gibt’s Infos und Links zu nicht weniger als rund 500 Sammelgebieten.
Beide Seiten werden noch betrieben von Thomas Schmidtkonz, der aber verstärkt anderweitig aktiv ist: „Der Trend geht zu den Sozialen Medien“, so der Bayer. „Ich habe mehrere Gruppen auf Facebook mit über 20.000 Mitgliedern.“
Das „Bares für Rares“-Prinzip
Eine heiße „Sammlerwerte, eine andere „Sammlerverkäufe“. In ersterer können Nutzer, die z.B. etwas geerbt haben, Bilder einstellen und die Objekte von anderen Nutzern schätzen lassen. „Das läuft nach dem Prinzip der beliebten Sendung ,Bares für Rares’“, so Schmidtkonz. In der Facebook-Gruppe „Sammlerverkäufe“ wiederum dürften die Nutzer auch Gebote für eingestellte Objekte abgeben.
Im Angebot finden sich dabei freilich weniger Teebeutel-Etiketten und Kaffeesahne-Deckel als klassische Sammelobjekte wie Antiquitäten, Orden, Banknoten und Porzellan.
Diesen eher wertigeren Sammlerstücken hat sich auch das seit einiger Zeit rasant wachsende Online-Auktionshaus Catawiki (www.catawiki.de) verschrieben. Vieles von dem, was in Horst Lichters Quotenhit „Bares für Rares“ aufs Expertenpult kommt – altes Blechspielzeug, antike Uhren, Gemälde, Schmuck – wird hier versteigert. 65.000 Artikel sind wöchentlich im Angebot, die Auktionen starten immer freitags. Was Catawiki vom Marktführer Ebay unterscheidet: Die angebotenen Objekte werden – zumindest optisch anhand von Fotos – von Experten vor dem Einstellen gesichtet und geprüft. Wer das nötige Kleingeld hat, kann seine Oldtimersammlung etwa um einen Jaguar E-Type für 80.000 Euro ergänzen. Ein anderer freut sich schon über eine alte Ansichtskarte für einen Euro. Was Sie davon bevorzugen, ist letzten Endes ja egal – wenn Goethe Recht hatte, macht das eine wie das andere glücklich.
Info: Comeback der Pokémon
Ende der 90er-Jahre waren Pokémon-Sammelkarten zur gleichnamigen Videospiel-Serie beliebtes Sammel- und Tauschobjekt. Aktuell erfreuen sich die Karten mit den bunten Monstern nun wieder größter Beliebtheit und erzielen teilweise Höchstpreise in Auktionen. Für eine Karte aus dem ersten in den USA veröffentlichten Set aus dem Jahr 1998 mit dem Feuer-Pokémon Glurak betrug der Preis umgerechnet 307.000 Euro.