James Caan bekam weder für seine glänzende „Sonny“-Nebenrolle im „Paten“ noch eine seiner vielen Hauptrollen einen Oscar. Jetzt starb er mit 82.
Schon in seiner ersten großen Rolle als sadistischer Quälgeist der von Olivia de Havilland verkörperten Witwe in „Lady in a Cage“ schien James Caan die fiebrig lauernde Gewalttätigkeit aus jeder Pore zu dringen. Sein Vorbild, sagte er später, sei damals Marlon Brando in „Endstation Sehnsucht“ gewesen – und seine bekannteste Rolle sollte James Caan mit eben diesem Vorbild zusammenführen: Als er dem hitzig-aufbrausendem Santino „Sonny“ Corleone das smarte Gesicht eines Geschäftsmann-Gangsters gibt, der sein Handwerk vom Prügeln bis zum Erpressen perfekt beherrscht und dem sein Temperament zum tödlichen Verhängnis wird, war es der Sohn von eben jenem„Paten“ Don Vito, für den Brando den Hauptrollen-Oscar bekam (um ihn dann, aus Solidarität mit den Ureinwohnern der USA abzulehnen). James Caan war damals für den Nebenrollen-Oscar nominiert – doch er bekam ihn ebenso wenig wie den Golden Globe in der gleichen Kategorie.
Der Instinkt-Schauspieler, 1940 als Sohn jüdischer Einwanderer aus Deutschland in der Bronx zur Welt gekommen und zeitweise ein exzellent durchtrainierter Rodeo-Reiter, glänzte in diversen Hauptrollen vom Rennfahrer Mike Marsh in Howard Hawks’ „Rote Linie 7000“ über Jonathan E. in der düsteren Action-Zukunftsvision „Rollerball“ bis zu Michael Manns Rache-Orgie „Der Einzelgänger“. Caan konnte her- und hingerissen wirken, nervös und innerlich brodelnd – aber auch cool bis in die Haarspitzen, getrieben und durchdrungen von einer Ich-Mission. Selbst in seiner letzten Kino-Hauptrolle in der eher missglückten Tragikomödie „Die Wurzeln des Glücks“ als Vater einer heillos verkrachten Familie, der von Herzchirurgie auf Schweinezucht in Israel umsattelt.
James Caan spielte Thriller, Musicals, Komödien und Western
Caan, der wie Gregory Peck, Steve McQueen und Robert Duvall (mit dem er sich im Agenten-Thriller „Die Killer-Elite“ duellierte) an der Neighborhood-Playhouse-Schauspielschule gelernt hatte, tänzelte neben Barbra Streisand durch das Filmmusical „Funny Girl“, machte neben Nicole Kidman und Lauren Bacall in Lars von Triers „Dogville“ eine gute Figur und spielte fast jede seiner Rollen bis ins Mark aus. nicht von ungefähr war er an so vielen Hollywood-Klassikern beteiligt wie kaum ein anderer – von „El Dorado“ über „Misery“ und „Dick Tracy“ bis zur „Brücke von Arnheim“.
Leistungsdruck? Euphorie? Überforderung? Was immer den Mann, der fünf Kinder aus vier Ehen hinterlässt, in die Kokainsucht getrieben hat, er überwand noch jedes Tief. Dass „Jimmy“, wie seine Familie bekanntgab, am Mittwoch im Alter von 82 Jahren ohne eine der großen Auszeichnungen Hollywoods gestorben ist, macht doppelt traurig.