Dortmund. Ein Benefiz-Konzert für die Ukraine von Konzerthaus Dortmund und Klavier-Festival ist prominent besetzt – mit Star-Geigerin Anne-Sophie Mutter.
Der Impuls zu einer überwältigenden internationalen Solidarität und Hilfsbereitschaft ist wohl das einzige positive Flämmchen, das der Krieg in der Ukraine auslösen konnte. Mit einem besonders prominent besetzten Benefiz-Konzert schloss sich auch das Konzerthaus Dortmund zusammen mit dem Klavier-Festival Ruhr der Hilfswelle an. 169.205 Euro kommen dadurch der Organisation „Save the Children“ zugute, zusätzliche Spenden noch nicht eingerechnet.
Freiheits-Fanfaren aus Beethovens „Egmont“ und die Hymne der Ukraine
Bevor das Kölner Kammerorchester unter Leitung von Christoph Poppen im ausverkauften Konzerthaus die Freiheits-Fanfaren aus Beethovens „Egmont“-Ouvertüre anstimmte, erklang die sanfte Hymne der Ukraine. Dem Land, das einem völkerrechtswidrigen „Krieg Putins“ ausgesetzt ist, wie Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen in ihrer Ansprache betonte und zugleich davor warnte, russische Künstler und Mitmenschen unter Generalverdacht zu stellen.
Florian Westphal, Geschäftsführer von „Save the Children Deutschland“, wies darauf hin, dass derzeit anderthalb Millionen Kinder aus der Ukraine auf der Flucht sind, zum Teil unbegleitet, von den getöteten, verletzten und eingeschlossenen Kindern vor Ort ganz zu schweigen. Anne-Sophie Mutter setzt sich seit langer Zeit für die Kinderhilfsorganisation ein und durch Vermittlung von Franz Xaver Ohnesorg kam das Konzert zustande.
Mutter teilt sich das Podium mit Pianistin Lauma Skride und Cellist Pablo Fernández
Wobei sich die Geigerin nicht in den Mittelpunkt stellte, sondern für Beethovens sogenanntes „Tripelkonzert“ das Solisten-Podium mit der Pianistin Lauma Skride und dem Cellisten Pablo Fernández teilte. Es ist eins der melodienreichsten Konzerte des Komponisten mit einer vor allem für den Cellisten dankbaren Partie, die der 30-jährige Spanier mit warmem Ton ausführte. In verständigem Einvernehmen mit seinen Partnerinnen und dem dezent begleitenden Kölner Kammerorchester. Mit dem langsamen Satz aus dem zweiten Klaviertrio Felix Mendelssohn Bartholdys als Zugabe schlossen die Solisten den Abend in friedlicher Harmonie.
Die Kölner Gäste gaben im ersten Programmblock den Ton an. Christoph Poppen demonstrierte mit der „Egmont“-Ouvertüre, dass man den aufrüttelnden und vorwärtsdrängenden Charakter eines Werks auch zum Ausdruck bringen kann, ohne den Boden gepflegter Spielkultur verlassen zu müssen, wie manche seiner überschätzten Kollegen zu glauben meinen.
Ein Abend voller friedlicher Klänge, ohne die grausame Realität zu verdrängen
Im Zentrum des Abends standen drei Stücke des 1937 in der Ukraine geborenen Komponisten Valentin Silvestrov, einem der bekanntesten Vertreter seines Landes. „Hymn“, „Elegy“ und „Farewell Serenade“ heißen die drei überwiegend zarten, introvertierten Impressionen für Streichorchester, die in ihrer dezenten Klangschönheit und ihrem Hang zur Stille Silvestrovs Vorliebe für die deutschen Romantiker und für den Pionier der Stille, John Cage, erkennen lassen. Werke, die man durchaus als leise, aber eindringliche Friedensbotschaften verstehen kann. Und so interpretierte das vorzügliche Kölner Orchester die Werke auch.
Es verwundert nicht, dass vor allem das Tripelkonzert die Besucher zu Standing Ovations hinriss. Ein Abend voller friedlicher Klänge, ohne die grausame Realität zu verdrängen.