Essen. Kann man zusammenfinden, obwohl man sich schlecht trennen kann? Natja Brunckhorsts „Alles in bester Ordnung“ kommt ins Kino
Wer sich schon lange erfolglos mit dem Gedanken getragen hat, die vollgestellten Schränke und Regale endlich mal wieder für den Sperrmüll auszumisten, wird das Kino nach 96 Minuten „Alles in bester Ordnung“ gewiss befreit verlassen. Auch das vermeintliche Chaos kann schließlich Charme haben.
Und wenn Ordnung das halbe Leben ist, gibt Natja Brunckhorst, die vor 40 Jahren als Hauptdarstellerin in „Christiane F. — Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ bekannt wurde, in ihrem Langfilmdebüt auch der anderen Hälfte gebührend Raum. Mit der erfahrenen Zahntechnikerin Marlene (Corinna Harfouch) und dem jungen IT-Fachmann Fynn (Daniel Sträßer) stehen dabei zwei Menschen im Mittelpunkt, die sich auf ganz unterschiedliche Weise in einer Isolation eingerichtet haben.
Ab heute im Kino „Alles in bester Ordnung“
Während Marlens Wohnung an eine Tropfsteinhöhle erinnert, in der die Dinge wie Stalaktiten und Stalagmiten vom Boden und von der Decke in den Wohnraum wachsen, weil sich das Festhalten von Erinnerungen noch in Gegenständen manifestiert, braucht das digitale Leben von Fynn einfach nur genügend Speicherplatz. Zur Not macht er es sich mit seinem Laptop auch in der Tiefgarage bequem, nachdem ein Wasserschaden seine Wohnung geflutet hat und es eine Weile braucht, bis die kontaktscheue Marlene den Nachbarn in ihrer Wohnhöhle übernachten lässt.
Zwei gegensätzliche Menschen treffen aufeinander, kabbeln sich ein wenig – und ziehen sich doch an. Das ist zwar ziemlich vorhersehbar. Aber die Chemie zwischen den zwei Hauptdarstellern stimmt in diesem kleinen-feinen Kammerspiel, in dem ein etwas redundant auftretender Bettenverkäufer, ein leicht verführbarer Hausverwalter und Joachim Król als Chef und erfolgloser Marlene-Verehrer die Brücke zur Außenwelt bilden.
Natja Brunckhorsts Debüt in Spielfilmlänge
Natja Brunckhorsts Film verhandelt die Fragen vom Habenmüssen und Verzichtenkönnen in humorvollen Dialoggefechten, die durchaus noch etwas mehr Reibung hätten vertragen können. Neben Corinna Harfouchs leise-intensivem Auftritt als spröde Einzelgängerin, die nichts wegwerfen kann, wird vor allem die Wohnung als effektvoll ausgeleuchtete Wunderkammer voller Bücher, Lampen, Globen und ausrangierter Brotschneidemaschine zum heimlichen Star.