Hagen/Frankfurt.. Die Branche befindet sich im Aufbruch. Und die Frankfurter Buchmesse ist das Barometer der Veränderungen. Vom 12. bis zum 16. Oktober öffnet der weltgrößte Marktplatz rund um Worte, Gedanken und Medien. Mit 7500 Ausstellern aus 110 Ländern bleibt die Messe auf Vorjahres-Rekord-Niveau.

Die Branche befindet sich im Aufbruch. Und die Frankfurter Buchmesse ist das Barometer der Veränderungen. Vom 12. bis zum 16. Oktober öffnet der weltgrößte Marktplatz rund um Worte, Gedanken und Medien. Mit 7500 Ausstellern aus 110 Ländern bleibt die Messe auf Vorjahres-Rekord-Niveau.

Das gute alte Buch ist nicht totzukriegen. 81 Prozent aller 14- bis 29-Jährigen haben in 2011 mindestens einen Band zu ihrem eigenen Vergnügen gelesen, ergibt eine aktuelle Emnid-Umfrage. Bei den Über-30-Jährigen stieg der Anteil der Leser von 72 Prozent auf 76 Prozent. Auch die Zahlen des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels sind im Vergleich zu anderen Einzelhandels-Sparten relativ positiv. Die Branche erwirtschaftete 2010 einen Umsatz von gut 9,7 Milliarden Euro, das sind 0,4 Prozent mehr als im Vorjahr.

Doch dieses Plus kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die klassische Kette Autor - Verleger - Händler - Käufer nicht mehr funktioniert. Die Konzentration wächst: Filialisten übernehmen das Geschäft, der Bucheinzelhändler muss immer häufiger aufgeben, wenn er nicht clevere Ideen hat.

Denn inzwischen werden in Buchhandlungen längst nicht mehr nur Bücher verkauft. Die Ketten haben profitable Ecken mit Accessoires rund um das Lesen eingerichtet. Das beklagen die kleinen Verlage, da in der Konsequenz immer mehr Titel um immer weniger Verkaufsfläche konkurrieren. Viele Bucheinzelhändler entdecken umgekehrt im Überlebenskampf ihre Kompetenzen neu: dass sie die Bücher wirklich gelesen haben, die sie verkaufen und die Kunden entsprechend gut beraten können.

Der Online-Buchhandel ist dagegen von stetigem Wachstum geprägt. Der geschätzte Internet-Umsatz lag 2010 bei 1,35 Milliarden Euro. Das entspricht einem Anteil von 13,8 Prozent und einer Steigerung von 14,1 Prozent.

Die neuen Medien könnten nun auch den traditionsreichen Frankfurter Marktplatz überflüssig machen, wenn der nicht reagieren würde. Seit einigen Jahren hat die Messe daher den Ehrgeiz, Branchen anzulocken, die mittelbar von Büchern profitieren, deren Produkte wie Filme oder Computerspiele Teile einer immer komplexeren Verwertungskette von Inhalten sind. Frankfurt will vernetzen, Verleger und Filmproduzenten, Autoren und Regisseure. Das Rechtezentrum hat es zu einer eigenen Messehalle gebracht; 527 Agenten aus der ganzen Welt pokern um globale Lizenzen. „Content ist das Entscheidende, nicht die Hardware“, sagt Buchmessen-Direktor Juergen Boos.

Da trotz der Globalisierung unter den Literaten der persönliche Kontakt durch nichts zu ersetzen ist, braucht die Buchmesse vorerst nicht um ihren Fortbestand zu fürchten. Das Fachpublikum trifft sich, um über digitale Neuheiten und Zukunfts-Perspektiven zu diskutieren.

Davon merkt das allgemeine Publikum allerdings wenig. Die erwarteten 300 000 Besucher können zwischen rund 2200 Veranstaltungen wählen. Mehr als 1000 Autoren lesen aus ihren Werken, darunter Mario Vargas Llosa, Umberto Eco, Jussi Adler-Olsen und Martin Walser.

Diese Prominenz garantiert das typische Buchmessen-Flair, das neben dem Geschäft immer auch auf intellektuelle Strahlkraft mit einer Prise Glamour setzt. Nirgends sonst auf der Welt kann man so vielen Nobelpreisträgern und Bestsellerautoren zuhören - und ihnen mit Glück sogar in den Gängen begegnen.

Ehrengast ist in diesem Jahr Island. Die Insel hat ungefähr so viele Einwohner, wie Besucher zur Buchmesse kommen - 320 000. Aber in kaum einer anderen Nation wird mehr gelesen und gibt es - im Verhältnis zur Einwohnerzahl - mehr Schriftsteller.