Düsseldorf.. Der Ex-Frontmann der Kelly Family startet Ende Mai in Düsseldorf eine Solotournee mit Kirchenkonzerten, Gebetsabenden und einem Charity-Projekt für Äthiopien. Aus dem Mädchenschwarm ist ein tiefgläubiger Mann geworden. Er wolle etwas „gegen den spirituellen Hunger hier in Europa tun“, sagt er.
Dass ein Künstler die Pressekonferenz zu einer Kirchenkonzert-Reihe mit einer Gesangseinlage am Taufbecken beginnt, mag ja noch konventionell daherkommen. Aber dass sich Paddy Kelly am Mittwoch in der Düsseldorfer St. Peter-Kirche gleich nach Ende des Medienrummels zum stillen Gebet vor den Tabernakel kniet, dürfte selbst überzeugte Christen überrascht haben.
Die langen Haare sind ab. Statt Zottelmähne und Straßenmusikeroutfit präsentiert sich der einstige Mädchenschwarm der Kelly-Family mit Kurzhaarfrisur, schwarzer Lederjacke, Schal und weißer Hose. Doch die neue Optik sei zweitrangig, vor allem „in mir drin hat sich einiges verändert“, sagt der mittlerweile 34-Jährige. Nach sechs Jahren in einer französischen Klostergemeinschaft und einer „Stille Nacht“-Tournee mit einigen Geschwistern meldet sich Paddy nun mit dem Soloprojekt „Agape“ in Deutschland zurück – Kirchenkonzert und Gebetsabend in einem. Am 31. Mai geht es in Düsseldorf los, dann folgen neun Abende, darunter Paderborn am 3. und Münster am 15. Juni.
Gläubig und bodenständig
Tief gläubig und bodenständig kommt der Ex-Frontmann der Kelly-Family daher, die vor allem in den 1990er-Jahren die Massen in ihren Bann und in ausverkaufte Stadion-Konzerte zog. Doch dann habe er es „satt gehabt“, dieses Leben als Superstar. „Ich hatte alles, was man sich wünschen kann. Aber dieses materielle Glück hat mich nicht erfüllt.“ 2004 ging er deshalb ins Kloster. „Das war ein wichtiges Kapitel in meinem Leben, aber keine lebenslange Berufung“, bilanziert er heute. Vor allem das Musikmachen habe ihm gefehlt.
Zumindest geschrieben hat Kelly im Kloster offenbar fleißig. „Wer künstlerisch tätig ist, hat doch diese Notwendigkeit, das, was er erlebt, auch auszudrücken.“ Im Kloster sei es oft „nur so aus mir herausgesprudelt“, sagt Kelly. Dort habe er „Gott als die Liebe erfahren“. Und um diese tiefe Liebe und die Erkenntnis, „dass wir keine Geschöpfe des Zufalls, sondern geschaffen sind, um zu lieben“, soll es auch bei den „Agape“Abenden gehen. Zunächst wird Paddy ein rund eineinhalbstündiges Musikprogramm absolvieren, in dem er neben Kelly-Klassikern („Brother, Brother“ oder „Angel“) vor allem neue eigene Songs spielen will (zum Beispiel „Pray for a happier day“). Für das Düsseldorfer Konzert sind derzeit zwar alle Tickets ausverkauft - Paddy-Fans müssen dennoch nicht verzweifeln: An das Konzert schließt sich ein rund einstündiger Gebetsabend mit dem Künstler an, der offen ist für alle.
„Da ist dann jeder eingeladen“, sagt Kelly – auch wenn es angesichts einer Monstranz mit einer geweihten Hostie hochkatholisch zugehen wird und die Tournee zudem vom Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken unterstützt wird. Das mit der Monstranz sei aber vor allem Eigennutz, „wenn ich bete, möchte ich es ganz tun“, sagt Kelly. Sein Ziel sei aber nicht, „dass alle katholisch werden“, beteuert er. Vielmehr wolle er mit seinem Programm etwas „gegen den spirituellen Hunger hier in Europa tun“. Und gegen den realen Hunger in Afrika: Zehn Euro der gut 33 Euro teuren Karten fließen in Caritas-Projekte in Äthiopien.
Gestaltet wird diese Gebetsstunde von Jugendlichen der jeweils örtlichen Kirchengemeinde. Pfarrer Ansgar Puff aus St. Petzer in Düsseldorf jedenfalls ist begeistert: „Das Konzept ist einfach gut. Die Kombination von spirituellem und materiellem Hunger, das verstehen die Jugendlichen.“