Oberhausen.. Der junge Regisseur Sarantos Zervoulakos inszeniert Kleists Verwirrlustspiel „Amphitryon“ als reines Wortwechseldrama. In Oberhausen bekam er für seine vielen kleinen Regie-Einfälle anerkennden Applaus vom Premiere-Publikum.
Kein "Ich" kommt auf Dauer ohne ein "Du" aus, das ihn anerkennt als eben dieses Ich. Sonst wird es unsicher, sich selbst fremd – bis zur Realitätsuntauglichkeit. Mit dieser Aufladung verwandelte Heinrich von Kleist Moliéres Seitensprung-Burleske „Amphitryon“ in ein neues Stück. Und Jung-Regisseur Sarantos Zervoulakos, dem vor einem Jahr in Oberhausen die beste „Iphigenie“ weit und breit gelang, setzt Kleists Verwirrlustspiel nun als reines Wortwechseldrama in Szene.
Die Bühne ist offen und leer, bis auf einen verspiegelten Boden, auf dem sich Amphitryon und sein Diener Sosias, Alkmene und ihre Dienerin Charis im Licht der Neonröhren sehen, auch wenn sie immer weniger wissen werden, wen sie da sehen. Die Kulisse muss aus der Phantasie des Publikums wachsen, von einem vielseitig verwendbaren Absperrband abgesehen. Viele kleine Regie-Einfälle geben dem Komödienaffen Puderzucker.
Erzkomiker Klaus Zwick macht den Sosias beinahe zum heimlichen Zentrum des Stücks, Manja Kuhl muss die erotische Unterversorgung von Charis allzu sehr auf Absätzen spazieren führen, während Elisabeth Kopp die Alkmene nicht nur schön, sondern sinnlichklug sein lässt.
Schauspieler hangelten sich etwas zu hastig am Text entlang
Der geschmeidige Jupiter (Martin Hohner wie ein smart-eitler Boygroup-King) und sein selbstgewisser Diener Merkur (mit Peter Waros ein Bodyguard) laufen mit nacktem Oberkörper auf, 2012 dienen auch die Götter dem Körperkult.
Dabei schält Zervoulakos Kleist pur heraus. Was noch besser gelänge, wenn sich die Schauspieler nicht so hastig an den Wortgirlanden des Dichters entlanghangeln würden wie in der Premiere. So gab’s nach gerade einmal 100 Minuten langen, anerkennenden Applaus.
- Termine: 1., 2., 6. Juni.
Karten: Tel. 0208/85 78 184