Essen/Malmö. Beim ESC wird die heiße Phase eingeläutet. 1Live-Comedian Tony Mono hat sich Deutschlands Teilnehmer Cascada und die Konkurrenz angehört. Der Mann mit dem „Wettervorhersong“ verrät, wer beim Outfit das größte Selbstvertrauen hat und wen er mit dem Bestseller “Shades of Grey“ in Verbindung bringt.
Beim ESC 2013 in Malmö wird jetzt die heiße Phase eingeläutet. 1Live-Comedian Tony Mono hat sich Deutschlands Cascada und die Konkurrenz angehört. Und er hat auch eine Meinung dazu, die er exklusiv für „DerWesten.de“ aufgeschrieben hat.
Deutschland: Cascada - „Glorious“
Mir persönlich wäre es ja lieber gewesen, die Schuhplattler-Ska-Verrückten von „La Brass Banda“ hätten Deutschland beim ESC vertreten. Schon bemerkenswert, wenn das Publikum mehr Mut hat als eine Jury. Ein bekanntes Sprichwort sagt wohl nicht umsonst: mit Mary Roos nix los!
Mag sein, vielleicht wäre La Brass Banda auf Platz 3519 gelandet – aber wenigstens mit Style!! Wobei... Mut... Hat Cascada ja auch irgendwie! Sich nur ein Jahr nach „Euphoria“ mit diesem Titel um die Ecke zu trauen, zeugt von ähnlich viel Selbstvertrauen wie ihre Outfits. Ich sag mal so: Auf eurovision.de gibt’s den Starschnitt von Nathalie Horler für die Zimmerwand. Aber wer außer mir hat so großzügige Räumlichkeiten, dass er das wirklich aufhängen kann?
Italien: Marco Mengoni - „L’essenziale“
Ach, die Italiener. Wieso habe ich bloß das Gefühl, dass die ihre Stücke immer beim Ramazotti trinken schreiben? Marco Mengoni wird als Pop-Ikone vom Format eines Prince hochgeschrieben, und ich frage mich: Haben die Leute, die sowas sagen... sowas wie... z.B. Ohren??
„L´essenziale“ ist eine hübsche Italo-Ballade, die so auffallend unauffällig ist, dass sie in keiner Pizzeria beim Bestellen stören würde. Aber genau eines nicht: essentiell. Kein Vergleich zur Frische eines Raphael Gualazzi, der vor zwei Jahren randurfte, den zweiten Platz schaffte und den ersten verdient gehabt hätte.
Hätte gehabt gehattet... Nagut. Die Worte „Canzone“ und Amore“ tauchen bei Marco ausnahmsweise mal nicht auf, und für die eingängige Melodie, für Marcos Koteletten und die tolle Tolle wird’s bestimmt den einen oder anderen Punkt geben. Von mir so 3-4.
Großbritannien: Bonnie Tyler - „Believe in me“
Als ich das Thumbnail-Foto des Videos gesehen habe, dachte ich erst: Ach. Natalie „Cascada“ Horlers Mutter macht auch beim ESC mit? Kurz auf play gedrückt und festgestellt: Nee. Es ist Bonnie Tyler, die Frau, für die das Wort „Reibeisen“ wahrscheinlich erfunden wurde und die in den 70ern schon aussah, als hätte Frauke Ludowig sich aufgestylt, um bei „Dallas“ mitzuspielen.
Was zum Teufel haben sich die Briten dabei gedacht? Letztes Jahr ist ihr Altstar Engelbert mit Mühe vorletzter geworden. „Wow, das hat so gefluppt, da schicken wir jetzt mal Bonnie, seine Zimmernachbarin im Altenheim“?
Vielleicht dachten sie das hier: Der Song ist gut. Die Frau kann singen. Und manchmal muß man einfach Charakter zeigen und nicht nur junge Häschen. Bei all meiner hinlänglich bekannten Sympathie für junge Hüpfer: „Believe in me“ kann was. Ich glaub nicht an Bonnies Sieg, aber die Frau hat Format. Und die Briten auch irgendwie.
Spanien: El Sueño de Morfeo - „Contigo hasta el final“
Der spanische Beitrag beim ESC 2013 fällt vorab durch ein latent bescheuertes Video auf - die hübsche Raquel del Rosario (Exfrau des renommierten Boxen-akustikers Fernando Alonso!) steht in einer kerzenbeleuchteten Kitschkathedrale, begleitet von zwei Herren, die Akustik-Gitarrensounds auf E-Gitarren zu spielen vorgeben. Wahlweise schleicht Raquel auf einer Kitschpostkartenklippe am asturischen Meer offensiv zärtlich um ein weißes Pferd herum, dem zum Fantasy-Einhorn eigentlich nur eines fehlt: das Horn.
Den Song finde ich ungefähr genauso berührend wie das Videokonzept. Eine Dudelsackintro ist immerhin mal ein origineller Ansatz aus diesem Land. Schottische Anleihen im Sound, Sparbemühungen beim Kerzenlichtkonzept und bei den Einhorn-Effekten.... Wollen die Spanier der Euro-Visions-Zone vor allem vermitteln, dass sie es mit der Sanierung ernst meinen? Das wäre immerhin ein Lob wert.
Frankreich: Amandine Bourgeois - „L’enfer et moi“
Konsequenter Retro-Sound aus Frankreich. Nachdem Ladies wie Amy Whinehouse, Duffy und zu Teilen auch Adele soundmäßig den Weg bereitet haben, ist dieses Genre nun also auch schon wieder ESC- massenkompatibel.
Die Frau kann singen, im Video sieht sie angemessen fertig aus, und einen gefesselten Mann hat sie auch noch zu Hause auf dem Stuhl sitzen. Sexy, alles in allem.
Dass im Vorab-Video damit eine ziemlich große Schippe „Shades of Grey“ dabei ist, dürfte den Chancen beim ESC 2013 auch nicht schaden. Ich würde es Amandine gönnen und wäre bei einer eventuellen Siegerinnenparty gerne dabei. Vielleicht sogar auf dem Stuhl.