Dortmund. Es wird konkret um die Kulturhauptstadt 2010 in Dortmund - insbesondere drei Projekte gewinnen an Form: Das „Stilleben” auf der A 40, das Elektronik-Festival „audiodigitale” und das Kooperationsvorhaben „Über Wasser gehen”.
Es war von vornherein eine der spektakulärsten Ideen der Ruhr.2010, die Aktion, die Fritz Pleitgens Vision von Bildern, die um die Welt gehen, am ehesten erfüllen wird: Das „Stilleben” verwandelt die Hauptverkehrsader der Region, die A 40, am 18. Juli 2010 von 11 bis 17 Uhr in eine 60 Kilometer lange Tafel aus gut 20 000 Tischen. Der Ansturm war riesig, als jetzt am Samstag die Tischreservierungen frei geschaltet wurden: Laut Ruhr.2010 informierten sich 13 000 Menschen, 1700 Bewerbungen gingen ein. Dortmund hat sich längst ein Freikontingent von 60 Tischen reserviert.
Und Rolf Kuttig, Ruhr.2010- Beauftragter der Stadt, meißelt eifrig an einem besonderen Auftritt für die Stadt: „Bislang sind keine Bühnen vorgesehen”, sagt er, „aber wir wollen die Flächen vor der Westfalenhalle und dem Westfalenpark nutzen für Bühnen.” Partner wie die Musikschule oder Klangvokal könnten das Programm gestalten - die Gespräche liefen. Ein Bühnenprogramm hätte für Kuttig zudem den Vorteil, dass die Menschen bei Abschluss des „Stilllebens” und dem Abbau der Tische nicht einfach verschwinden müssten.
Ordentliches Entwicklungspotential
Keine „Massenveranstaltung”, aber eine Idee mit „ordentlichem Entwicklungspotential” ist für Michael Batt vom Kulturbüro die „audiodigitale”, das Festival für elektronische Musik und digitale Popkultur: Im letzten Jahr hat Musiker Martin Juhls den Testballon in der Phoenix-Halle gemeinsam mit dem HartwareMedienKunstVerein (HMKV) gestartet. Mit Erfolg. Live-Acts, DJs und VJs, umgeben von Videoprojektionen und Surroundsound - das ist die Grundidee der „audiodigitale”. Und die hält das Kulturbüro für zukunftsträchtig: Im Oktober 2010 soll das Festival drei Tage lang im „U” mit dem HMKV wiederholt werden - und danach möglichst jährlich wiederkehren. Die Pflege der „veritablen Elektronik-Szene in Dortmund”, wie Batt es formuliert, lässt sich das Kulturbüro 10 000 Euro kosten. Schließlich passe das Festival als Schnittstelle von Medienkunst und Musik zu der Grundidee des Kreativzentrums. Juhls plant für 2010 Konzerte, DJsets und Multimedia-Installationen in verschiedenen Räumen: „Ein kleiner elektronischer Abenteuerspielplatz.” Ob die „audiodigitale” auch in diesem Jahr stattfindet, ist noch unklar. „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir das realisieren”, sagt Batt, der von positiven Gesprächen mit der Wirtschaftsförderung berichtet.
Ökologie und Kultur will „Über Wasser gehen” unter Leitung von Billie Erlenkamp verbinden: Das Projekt, das Dortmund, Lünen, Bergkamen, Kamen, Bönen und Unna gemeinsam stemmen, sucht die kreative Auseinandersetzung mit dem Wandel des Sesekegebietes vom Abwasser zum ökologisch optimierten Flusslauf. Zwölf Kunstinseln sollen an dem Gewässer entstehen - eine davon an der Hauptschule in Dortmund-Husen am Körnebach, dem Zufluss zur Seseke. An den 400 000 Euro Projektkosten beteiligt sich Dortmund mit 9500 Euro.