New York. Der britische Street-Art-Künstler Banksy bietet in New York derzeit eine ganz besondere Ausstellung an. Einen Monat lang dient dem Graffiti-Künstler die Metropole als “Freiluft-Atelier“, in dem er über über das Stadtgebiet verteilt neue Arbeiten präsentiert. Online kann man die Aktionen verfolgen.
Es ist eine Schnitzeljagd der besonderen Art, die Kunst-Interessierte gerade in New York in Atem hält. Das Schöne: Sie kostet nichts. Von Chelsea in die Lower East Side, von dort ins East Village, dann nach Bushwick, Williamsburg und zuletzt in das neue In-Viertel Red Hook zieht es die Fans des Straßenkunst-Phantoms „Banksy“.
Bewaffnet wie immer nur mit Pseudonym, Sprühdosen und einer täglich in den sozialen Netzwerken nachvollziehbaren Partisanen-Taktik hat der aus Großbritannien stammende Unbekannte, hinter dem mal ein gewisser Robin Banks, dann ein Robin Gunningham stecken soll, die Millionen-Metropole für einen Monat zu seinem Open-Air-Atelier erkoren. Ausstellungshinweise: www.banksyny.com
Graffito sollte für 700.000 Dollar verkauft werden
Auf seinen illegalen Nacht-und-Nebelaktionen hat Banksy gleich am Anfang den Ton vorgeben. In der vom scheidenden Bürgermeister Michael Bloomberg straff durchregulierten Metropole, in der mehr verboten als erlaubt ist, markierte der Kunst-Anarchist zwei Lausejungs in Charles-Dickens-Anmutung. Die Bürschen greifen per Räuberleiter nach einer Spraydose, die zu einem sehr realen Verbotsschild führt: „Graffiti is a Crime“ ist darauf zu lesen. Graffiti ist ein Verbrechen. In Banksys Fall ein ebenso mysteriöses wie einträgliches.
(Fast) niemand kennt den Künstler, der um seine Identität seit Jahren erfolgreich ein Staatsgeheimnis macht. Aber seine unverkennbare Handschrift hat Marktwert. Sein berühmter Affe, der eine Explosion auslöst, erzielte als Leinwand-Version in einem britischen Auktionshaus 100.000 Euro. Ein aus der Mauer einer Ramsch-Kette im Norden Londons geschältes Graffito des sarkastischen Zeitgeistigen sollte zuletzt in Miami für 700.000 Dollar den Besitzer wechseln. Rechtliche Schwierigkeiten machten das Geschäft in letzter Minute zunichte. Banksy selbst will an einem Stand am Central Park signierte Original-Werke für 60 Dollar (etwa 45 Euro) verkauft haben: Bis die erste Leinwand einen Abnehmer fand, habe es vier Stunden gedauert, teilte der Künstler auf seiner Webseite mit.
Website bietet Audio-Guide an
New Yorker Szene-Magazine berichten täglich euphorisch von Banksys Arbeitswut wie der Wanderlust seiner Anhänger. Und von den erfolglosen Versuchen selbst ernannter Detektive, den meistgesuchten Freiluft-Künstler auf frischer Tat zu ertappen. Computer-Fachman Thomas McKnean, 26, im Nebenberuf Banksy-Fan, glaubte jüngst laut „Village Voice“ an einem künstlerisch verzierten Lastwagen am St. Marks Place fündig geworden zu sein. Der Mann im dunklen Overall, den McKnean stellte, gab allerdings nur lapidar zurück: „Ich bin nur ein Fahrer, ich bin nicht Banksy.“
Die schwarze Silhouette eines Hundes, der an der 24. Straße zwischen 6. und 7. Avenue an einen Hydranten pinkelt, war bis gestern der Favorit im inoffiziellen Banksy-Schönheitswettbewerb. Über dem Hydranten ist eine Sprechblase zu sehen. Darin heißt es: „You complete me...“ - Du vervollständigst mich. Ein Satz, den Tom Cruise in dem Film „Jerry Maguire“ sagt - zur Frau seines Herzens.
Um sicher zu gehen, dass Banksy ist, was nach Banksy aussieht, raten Street-Art-Sachverständige im vor Trittbrettfahrern und Schaumschlägern übervollen New York stets die Beglaubigung des Künstlers abzuwarten. Meist erscheinen Fotos von den verbotenen Sprühmalereien kurz danach auf der Webseite. Inklusive Verweis auf den „Audio-Guide“. Damit man auch immer weiß, was Banksy meint.