Köln.. Die „Art Cologne“, die älteste deutsche Kunstmesse, ist wieder gefragt. Rund 2000 Arbeiten werden präsentiert. Mit einer Abordnung der amerikanischen Kunstmesse Nada ist sogar die New Yorker Galerien-Szene mit mehr als 30 Galeristen am Rhein vertreten.
„Berlin, wir fahren nach Berlin“, dieser Schlachtruf haltloser Vorfreude hat in Fußballkreisen Berechtigung. Unter Kunstsammlern gibt es nach dem Aus für die Hauptstadt-Konkurrenz, das Berliner „Art Forum", derzeit nur noch ein Ziel: Köln. Auf dem Spielfeld der Kunstmessen gilt die vor ein paar Jahren schon totgesagte Art Cologne längst wieder als unangefochtener Tabellenführer. Die älteste deutsche Kunstmesse ist 2012 auch die erfolgreichste und wichtigste im Land. Und so können sich die Besucher der 46. Art Cologne von heute an bis zum 21. April auf 214 Aussteller aus 24 Ländern freuen, die neben Klassischer Moderne, Nachkriegskunst und zeitgenössischer Kunst vor allem eines im Gepäck haben: jede Menge Optimismus.
Was ist im Angebot?
Rund 2000 Arbeiten von der bleistiftzarten Kirchner-Zeichnung (41.000 Euro) bis zum Heckel-Stillleben (55.000 Euro), von Roy Lichtensteins Wandrelief „Brush Strokes“ (280.000 Euro) bis zum Dix-Aquarell (300.000 Euro) sind dabei. Wer Glück hat, ergattert für 6000 Euro eines der luftig-leichten Aquarelle, die auf einer Japan-Reise von Zero-Altmeister Günter Uecker entstanden. Oder kauft für 4100 Euro einen Stuhl des chinesischen Künstlers He Xiangyu, der Holz eines Wasserkanals zur symbolträchtigen Möbel-Installation verbaut.
Insgesamt wirkt das Angebot gediegen. Die Zeit der flirrenden Bildschirme ist vorbei. Auch die Fotografie scheint auf dem Rückzug, hier und da findet sich eine Arbeit von Becher-Schülern wie Candida Höfer oder Axel Hütte. Und wie immer gilt der Grundsatz: Aktuelle Kunst muss hier im Vergleich mit der Klassischen Moderne bestehen. Und im internationalen. 40 Prozent der Aussteller kommen diesmal aus dem Ausland.
Was ist neu?
Die 2006 eingeführte Abteilung „Open Space“, eine Plattform für nicht immer junge, aber wilde Gegenwartskunst wurde abgeschafft. Der Platz wird jetzt für die „Nada Cologne“ gebraucht. Die New Yorker Galeristen-Vereinigung mit ihren über 30 Ausstellern versetzt auch deutsche Kollegen in Verzückung: „Das ist so, als wenn Gucci, Prada und Armani zusammen Filialen eröffnen würden“, schwärmt die Düsseldorfer Galeristen-Instanz Hans Mayer: „Die Art Cologne ist wieder ganz die alte.“
Wie wirkt sich das aus?
Galeristen, die Anfang 2000 auf die hippen Messen nach Basel, London oder Miami abgewandert sich, kehren nun an den Rhein zurück. Wie „Hauser & Wirth“ aus Zürich, für die Berlin keine Alternative war. „Von den Künstlern als solche lebt eine Messe nicht“, sagt Anna Helwing. Will heißen: die Kreativen sitzen weiter Berlin, arm und sexy. Aber mit den rheinischen Sammlern kann man seit 46 Jahren rechnen. Gerd Harry Lybke, dessen Berliner Galerie „Eigen & Art“ in Köln zum zweiten Mal mit einer großen Neo Rauch-Bronze „Die Jägerin“ (600 000 €) überrascht, hat dabei längst auch die „nächste Generation, ab 35“ im Blick. Auf einer Messe gehe gehe es nun mal ums Verkaufen. „Ich sammle keine Kunst, ich sammle Geld.“
Wie erklärt sich der Erfolg?
Die meisten Aussteller bescheinigen Messechef Daniel Hug, „einen guten Job“ zu machen. Der frühere Galerist aus Los Angeles habe für mehr Qualität und vor allem für ein eigenes Profil gesorgt. „Der Versuch, von Basel bis Hongkong einen gleichförmigen Markt zu schaffen, kann doch auf Dauer nicht gutgehen“, findet der Berliner Galerist Alexander Ochs. Das Ergebnis sei ein globales Gemauschel, das jeden Kölschen Klüngel in den Schatten stelle.
Und die Fälscher-Frage?
Stellt sich bei der zeitgenössischen Werken ohnehin nicht, das würde sofort auffliegen. In der langen Geschichte der Art Cologne ist jedenfalls nur ein Fälschungs-Fall bekannt. Und bei zuletzt 60.000 Messegästen gibt es Experten zuhauf. „Wer wie wir gezwungen ist, jedes Bild zu erwerben, für den besteht doch eine ganz andere Fürsorgepflicht“, heißt es in er Kölner Galerie Boisserée. Die Beraterfunktion von Galeristen sei mehr denn je gefragt. Mit Erfolg. Das erste Quartal war bei uns so gut wie lange nicht.“ Die Bereitschaft, sein Geld in Kunst zu investieren, sei angesichts der Unsicherheit auf den Finanzmärkten immer noch enorm.