Der Cartoonist Ralph Ruthe geht noch einmal auf Tour, bevor er eine längere Bühnenpause einlegt. Denn er plant bereits sein nächstes Projekt.

Ralph Ruthe bringt die Menschen zum Lachen – mit seinen Cartoons, seinen Animationsfilmen oder seinen Bühnenprogrammen. Dabei reicht sein Erfindungsreichtum von vorlauten Schafen, über coole Fische, bis hin zu einer tierischen Wohngemeinschaft. Sara Schurmann hat mit dem 47-Jährigen über sein neustes Projekt gesprochen.

Herr Ruthe, Sie touren mittlerweile seit 13 Jahren mit Ihrem Programm herum. Aber was macht eigentlich ein Cartoonist auf der Bühne?


Ralph Ruthe: Spaß. Ich bin ja kein Illustrator oder Grafiker. Es ist zwar schön und gut, dass ich niedliche Fische zeichnen kann, aber das unterhält nur bedingt. Und weil ich eine kleine Rampensau bin, hatte ich schon früh die Idee, alles zu einer Art Bühnenshow zu verbinden. Die Leute kommen zu meinen Auftritten, weil sie lachen wollen. Ich bin also eigentlich ein zeichnender Komiker.

Sie sind aber auch Filmemacher, Synchronsprecher und Musiker. Wäre Ihnen ein einziger Job zu langweilig?

Ich merke immer wieder, dass ich noch andere Interessen habe und teilweise auch andere Talente. Vielleicht bin ich in nichts, was ich mache, brillant, aber in allem habe ich ein gewisses Talent. Und so lange meine Fans und ich dabei Spaß haben, gibt es keinen Grund, damit aufzuhören.

In Ihren Cartoons und Filmen tauchen viele Charaktere immer wieder auf. Verkörpert eine der Figuren Ihr Alter Ego?

Das Schaf Thorsten Dörnbach. Ich war schon immer ein Mensch, der sehr nach vorne ging. Mittlerweile kann ich viel durch meine Arbeit kompensieren und bin dadurch auch entspannter geworden. Aber eine Figur zu haben, die irgendwo hereinplatzt, laut ist und unglaubliche Sprüchen bringt, ist schon sehr befreiend.

Ihnen folgen zahlreiche Menschen auf Twitter, Instagram und Facebook, wo Sie regelmäßig Stellung zu tagesaktuellen Geschehen nehmen.

Ja, die Umstände erfordern es mittlerweile einfach, sich mit Politik zu beschäftigen. Ich sehe es als meine Pflicht, mich zu positionieren. Und ich wundere mich, dass das nicht viel mehr machen. Denn für mich sind das nicht politische Äußerungen, die ich da mache, sondern menschliche.

Wie politisch sind Ihre Cartoons?

Meiner Ansicht nach habe ich schon immer politische Cartoons gemacht. Denn Ideen für meine Arbeiten finde ich überall, auch in der Politik. Im Prinzip beinhaltet doch jeder Krieg, jedes Handelsembargo folgenden Konflikt: Position A möchte etwas, das Position B nicht möchte. Wenn man das auf die Tierwelt herunterbricht, entsteht Humor. Früher habe ich das viel mehr aus Quatsch gemacht, aber die Themen dahinter hätte man immer als Parabel für politische Situationen nehmen können. Heute ist das Thema eben etwas offensichtlicher, weil die Leute es viel mehr auf dem Schirm haben.

Sie haben mal für sich ausgeschlossen, Fernsehprojekte zu starten. Was müsste passieren, damit sich Ihre Einstellung dazu ändert?

Das große Problem war immer, dass die Leute alles an meinen Arbeiten verändern wollten. Wenn ein Fernsehsender aber irgendwann auf mich zukommt und sagt, dass ich alles machen kann, was ich will, schließe ich das für mich nicht aus.

Vor knapp drei Jahren sind Sie Vater geworden. Hat sich mit der Geburt Ihrer Zwillinge in Ihrer Arbeit etwas verändert?

Insgesamt würde ich sagen, dass ich etwas produktiver geworden bin, weil ich weniger Zeit für Quatsch hergebe. Andererseits kann Quatsch manchmal auch inspirierend sein. Das hat alles seine Vor- und Nachteile. Aber ich bin mit der Situation momentan sehr zufrieden.

Sie tauchen kurz im aktuellen Benjamin-Blümchen-Film auf. Wissen Ihre Kinder schon davon?

Bisher haben wir es noch nicht geschafft, ins Kino zu gehen. Das wird aber der erste Kinofilm für die beiden sein, so dass sie erst einmal wahnsinnig viel zu verarbeiten haben. Die Tatsache, dass da auf einmal ihr Papa im Benjamin-Blümchen-Film auftaucht, ist für sie dann nur ein zusätzliches Mosaikstein. Ich weiß gar nicht, ob es sie so beeindrucken wird. Aber ich selbst werde mich diebisch freuen.

Wie weit sind Sie mit Ihrem eigenen Kinofilm?

Das über hundert Seiten starke Drehbuch steht und damit sind wir so weit wie noch nie. Ich muss mich nur noch mit meinem Autorenkollegen zusammensetzen, um Kleinigkeiten zu ändern. Und dann haben wir eine Drehbuchversion, mit der wir uns um die Finanzierung kümmern. Wir wissen noch nicht, wie gut das klappt. Geplant ist aber, dass wir nächstes Jahr mit der Produktion anfangen und der Kinostart hoffentlich Ende 2022 sein wird.

Worum wird es in dem Film gehen?

Die Hauptolle werden der Koalabär, das Nashorn und die Giraffe aus meiner Serie „HNO-WG“ spielen. Wir erklären, wieso die drei Tiere zusammenwohnen und wieso sie überhaupt in der Menschenwelt leben. Und es gibt sogar schon den Soundtrack. In mindestens zwei Szenen werden zwei sehr bekannte Songs auftauchen. Für die haben wir auch schon die Rechte, weil die nicht von mir sind. Ich verrate aber nicht, welche Songs das sind. Das ist viel zu lustig, weil niemand damit rechnen wird. (lacht)

Sie haben eine Bühnenpause ab kommendem Jahr angekündigt. Wie lange wird die andauern?

Frühestens 2023 gehe ich wieder auf Tour. Das hängt einfach mit dem Film zusammen, weil leider nicht alles zusammengeht. Ich habe jedes Jahr 30 Minuten neues Material bei meinen Shows mit dabei und das würde ich parallel zur Filmproduktion einfach nicht schaffen. Das haben die Leute auch mitgekriegt, die letzten Auftritte werden wahrscheinlich alle ausverkauft sein.