Essen. Mit freiem Eintritt lassen sich Besucher in Museen locken. Doch oft scheitert es am Geld. Das Essener Folkwang Museum hat das Problem nun gelöst.

Museumstage mit freiem Eintritt sind in vielen Ausstellungshäusern wahre Publikumsmagneten - dennoch bieten nur wenige Museen dies regelmäßig an, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. Oft scheitert es am Geld. Das Folkwang Museum in Essen hat die Finanzierung nun über Sponsoren gelöst. Auf Kosten etwa eines Finanzdienstleisters, einer Spedition oder einer Apotheke können Besucher an jedem dritten Samstag im Monat kostenfrei die Dauerausstellung sehen.

Zwar schaffen es viele Häuser zum Tag des Museums am 17. Mai, einen freien Eintritt auf die Beine zu stellen, heißt es beim Deutschen Museumsbund. Dies zur regelmäßigen Einrichtung zu machen - das sei wegen knapper Kassen aber oft unmöglich. Viele Häuser sind bereits froh, wenn sie freien Eintritt für Jugendliche anbieten können.

Der erste Termin Mitte April sei bereits ein voller Erfolg gewesen, erklärt Folkwang-Direktor Tobia Bezzola. Das Museum habe rund 250 zusätzliche Besucher gezählt. Das Sponsoringkonzept richte sich gezielt an kleine und mittlere Unternehmen.

Im Berliner Stadtmuseum mit seinen sechs Häusern gibt es schon seit Jahren einen kostenlosen Eintrittstag - jeweils der erste Mittwoch im Monat. "Wir machen damit sehr gute Erfahrungen. Vor allem bei Sonderausstellungen kommen an diesen Tagen deutlich mehr Besucher als sonst", sagt Sprecherin Anja Schulze. Auch das Bröhan-Museum für Jugendstil und Art Deco in Berlin-Charlottenburg wirbt mit einem freien Eintritt für alle jeden ersten Mittwoch im Monat. Bei den Staatlichen Museen in Berlin - mit mehr als vier Millionen Besuchern im Jahr - ist ein regelmäßiger Tag der offenen Tür dagegen kein Thema. Allerdings haben alle Menschen bis 18 Jahren sowie sozial Bedürftige freien Eintritt.

1000 bis 1500 Besucher mehr als sonst

Die Museen der Stadt Erfurt können jeweils am ersten Dienstag im Monat gratis besucht werden. Ziel sei, den Besuch einer möglichst breiten Bevölkerungsschicht zu ermöglichen, erläutert Stadtsprecherin Sybille Glaubrecht. "Die Erfahrungen mit dieser Regelung sind durchweg positiv." Die Zahl der Besucher sei an solchen Tagen deutlich höher als sonst. Auch Gera hatte 2013 einen eintrittsfreien Freitag im Monat eingeführt - der fiel gut ein Jahr später der Haushaltskonsolidierung zum Opfer.

Einrichtungen der Klassik Stiftung Weimar können Kinder bis 16 Jahren seit 2009 kostenlos besuchen - seither steigt der Anteil von Kindern und Schülern an der Gesamtbesucherzahl jährlich um bis zu zwei Prozent, wie die Stiftung mitteilt. "Es ist eine Willkommensgeste", erläutert Bildungsreferent Folker Metzger.

Nach Einschätzung von Fachleuten ist es allerdings eine Illusion, dass allein mit freiem Eintritt Menschen in Museen gelockt werden, die ihnen sonst fernbleiben. "Das ist nicht allein eine Frage des Preises", betont der Thüringer Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke). "Dazu braucht es attraktive Angebote im Bereich der kulturellen Bildung, zum Beispiel durch Kooperationen der Museen mit Schulen."

Die Kunstsammlung NRW bietet jeden ersten Mittwoch im Monat am Abend ab 18.00 Uhr in ihren beiden Häusern K20 und K21 freien Eintritt. Dazu gibt es ein Programm mit Führungen, Vorträgen und Filmen über Künstler. Gesponsert wird das von einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. An solchen Abenden kommen nach Angaben des Museums 1000 bis 1500 Besucher mehr als sonst. Ebenfalls an jedem ersten Mittwoch im Monat kann man das Kunstmuseum Bochum besuchen, ohne zu bezahlen.

"Kannibalisierungsgefahr" gegenüber dem regulären Angebot

Freien Eintritt gibt es in vielen Häusern in Mecklenburg-Vorpommern zwar am Museumstag selbst - Extratage mit freiem Eintritt sind dem Landesmuseumsbund nicht bekannt. Allerdings verzichteten einige Museen schon länger generell auf Eintrittsgeld. So könnten etwa das Kulturhistorische Museum Rostock und das Museum der Stadt Güstrow kostenlos besucht werden, sagt Verbandschef Steffen Stuth.

Der Geschäftsführer der Hamburger Kunsthalle, Stefan Brandt, bewertet standardmäßige Tage mit freien Eintritten "zurückhaltend". Der Neuigkeitseffekt sei schnell verblasst und zudem bestehe eine "Kannibalisierungsgefahr" gegenüber dem regulären Angebot. Zwar gebe es auch in der Kunsthalle Aktionen mit freiem Eintritt - aber diese seien stets an besondere Anlässe wie etwa die Olympia-Bewerbung gebunden. Alle Besucher bis 18 Jahre haben ohnehin freien Eintritt.

Die Sammlung des Neuen Museums in Nürnberg kann man sonntags für einen Euro statt vier Euro anschauen - für die Ausstellung gibt es dagegen keine Ermäßigung. Die Chefin des Hauses, Eva Kraus, findet das schade und könnte sich vorstellen, dass das Haus abends mal für vier Stunden umsonst öffnet. Bisher scheiterten solche Bemühungen am bayerischen Kunstministerium. (dpa)