Essen. Sie wollen nicht, dass gute Projekte durchs Raster fallen, ungesehen bleiben. Deswegen gestalten Kulturschaffende aus Essen jetzt die „Unprojekte 2010“. Auf einem Internetportal sollen alle Ideen vorgestellt und vielleicht sogar realisiert werden, die nicht von Ruhr.2010 gefördert werden.

Mit einem schwarzen Zensur-Balken sind sie auf dem Foto ihres Flyers unkenntlich gemacht, bleiben ungesehen. Wer die jungen Designer jedoch in ihrer Agentur trifft, merkt schnell: Sie sprühen vor Energie, sind sehr wohl sichtbar. Und genau diesen Effekt wollen Holger Gathmann und Gabriel Gedenk erreichen: „Von dem riesigen Pool aus Bewerbungen für die Kulturhauptstadt sind viel zu viele durchs Raster gefallen. Wir wollen diese Projekte transparent und zugänglich machen“, sagt Holger Gathmann.

Die Ideengeber bezeichnen sich selbst als Kulturschaffende aus der Region. Gemeinsam planen die Designer der Agentur „Gathmann Michaelis und Freunde“ und die Betreiber der Bar „Banditen wie wir“ aus Essen-Rüttenscheid, wie sie die kleinen Projekte, eben die „Unprojekte, publik machen können. Dass 1900 Ideen zur Kulturhauptstadt einfach verfallen und nur 300 realisiert werden sollen, wollen sie nicht einsehen.

Raum für neue Ideen

Und so stellt sich das Team ihre „Unprojekte“ vor: Auf der Internetplattform unprojekte2010.de, die zum 1. Oktober scharf geschaltet wird, können sich die abgelehnten Projekte vorstellen. Auch für neue Ideen ist dort Raum. „Bei uns können auch diejenigen unterkommen, die vielleicht nicht den bürokratischen Weg über Ruhr.2010 gehen wollten“, sagt Gabriel Gedenk. Vielleicht, so hoffen sie, finden sich auf diesem Weg andere Sponsoren. „Nicht nur die High-Kultur in der Philharmonie soll sich etablieren, sondern auch die Kleinkunst auf der Straße.“

Geld gibt’s dafür nicht. Auch nicht von Ruhr.20 10. „Wir haben uns bei der Kulturhauptstadt vorgestellt, sie fanden die Idee gut, haben aber keine finanziellen Mittel oder Menpower für uns“, sagt Gathmann.

Nächte um die Ohren schlagen




„Die Gespräche mit dem unprojekte e.V. sind abgeschlossen“, heißt es von offizieller Seite. Ruhr.2010-Programmkoordinator Jürgen Fischer erklärt: „Die Ruhr.2010 GmbH betrachtet das geplante Projekt Unprojekte 2010 mit großer Sympathie und Neugier. Wir werden die Arbeit mit unserer Kommunikation gern unterstützen.“

Immerhin informierte der offizielle Kulturhauptstadt-Newsletter über das Projekt. Den Rest stemmen die Rüttenscheider jetzt selbst. Neben ihrer Arbeit in der Agentur schlagen sie sich die Nächte um die Ohren, designen Postkarten, erstellen Präsentationen und gestalten Sticker. „Uns geht es um Leidenschaft“, betont Gabriel Gedenk sein „Freunde-Prinzip“. Auf einen möglichen finanziellen Nutzen habe es keiner im Team abgesehen. „Wir sind Kulturschaffende. Ehrenamtlich. Und wir wollen etwas bewirken.“

Das so genannte „Kick off“ findet am Mittwochabend, 23. September, statt. Im Rahmen der „Kreativen Klasse Ruhr“ wird die Idee der „Unprojekte 2010“ in der Bar „Banditen wie wir“, Cäcilienstraße 8, in Essen vorgestellt. Um wie viel Uhr? Na, klar: Um 20.10 Uhr.