Duisburg. Jubel für alle Beteiligten. Die Premiere der Operette „Die Csárdásfürstin“ darf als großer Erfolg verbucht werden. Operettenfreunde werden nicht vom Regietheater überrollt, dennoch erwartet sie eine rasante, geistreiche und witzige Inszenierung.

„Die Csárdásfürstin“ ist die „Traviata“ der Operette: ein betörende Varieté-Duse, aber zum Heiraten doch nicht ganz das Richtige. Das mag eine Geschichte von gestern sein, Besuchern von heute macht die Neuinszenierung der Rheinoper ein Angebot, das sie nicht ausschlagen sollten.

Mit solcher Liebe zum Detail, mit so schöner Balance aus Sympathie und Augenzwinkern, mit so gekonntem Handwerk hat man in der Region lange keine Operette mehr auf die Bühne gebracht. Und mögen Ängstliche fragen, welche Regierolle rückwärts ihnen diesmal auflauert, können wir trösten: Provokant ist nur ein Hauch von Rahmenhandlung.

JubiläumIst das bloß der Traum einer Putzfrau?

Die lässt zu den Takten der Ouvertüre fragen: Ist es bloß der Traum einer Putzfrau im Varieté, den wir hier sehen? Wie der Vamp Sylva Varescu über ein halbes Dutzend Hürden dann doch die ganz und gar nicht standesgemäße Gattin des Adelssprosses Edwin wird?

„Sylva?“ – „Edwin?“ – „Edwin!“ – „Sylva!“: Zugegeben, aus solchen schuhsohlenzähen Dialogen macht auch Joan Anton Rechi keine edelmürben Steaks. Wie die Regie aber die restlichen 90 Prozent des Abends zum Fest macht, das ist schon hohe Unterhaltungskunst.

Pralle Nummernrevue

Natürlich kommt Emmerich Kálmán ihm entgegen: Im kleinen Finger seines großen Wurfs fließt mehr Evergreenblut fließt als (sorry, Freunde singender Katzen) im ganzen Lloyd Webber: „Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht“, „Machen wir’s den Schwalben nach“, „1000 kleine Engel“. Mit welcher Souveränität Rechi seine pralle Nummernrevue als Komödie der (Ent-)Täuschungen erzählt, das hat Klasse. Rechis Mut zur Ironie angesichts eines Textbuchs, in dem sich Mopsi nun mal auf Hopsi reimt ist das eine, sein wacher Blick auf eine Welt jenseits der Hauptdarsteller (Choreographie Amelie Jalow) das andere Pfund des Abends.

Eben noch sehen wir unter dem Auf und Ab wuchtiger Showtreppen (Bühne: Alfons Flores) die Menge als selbstsüchtiges Feierbiest, schon ist sie ein devoter Claqueur unter der Fürstenknute. Rechis Regie lässt kaum einen lächerlichen K.u.k.-Komplex unkommentiert – doch ohne Zeigefinger.

Selbst Fürstinmutter schwingt die Hüften

Dirigent Wolfram Koloseus geht mit Duisburgs so bittersüß wie zirzensisch auftrumpfenden Philharmonikern begeisternd aufs Ganze. Aus dem guten Ensemble ragen Nataliya Kovalovas melancholisch timbrierte Sylva (mit einem Schuss Sally Bowles!) und Alma Sadés grandiose Edel-Soubrette Stasi heraus. Ein Kabinettstück liefert Cornelia Berger: Fürstinmutter schwingt die Hüften, und wir verstehen nur zu gut: Wären wir nicht alle gern ein bisschen „tralala“?

Termine: 19., 24., 30.10.;3., 11.11. Karten: 0203-3009100