Bayreuth. Fehlstart bei den diesjährigen Bayreuther Festspielen: Eine Bühnenpanne sorgte dafür, dass die Aufführung von Richard Wagners “Tannhäuser“ bereits nach etwa 20 Minuten unterbrochen werden musste. Der Saal musste aus Sicherheitsgründen geräumt werden.
Die Bayreuther Festspiele haben mit einer Bühnenpanne begonnen. Ein Technikproblem stoppte am Freitag nach kaum 20 Minuten den Auftakt des Wagner-Festivals, das der Bund als Aushängeschild deutscher Kultur mit Millionenbeträgen fördert. Alle Zuschauer wurden aus Sicherheitsgründen aus dem Saal geschickt, wie dpa-Reporter aus Bayreuth berichteten. Erst nach rund 50-minütiger Zwangspause ging die Aufführung des "Tannhäuser" weiter.
Mitarbeiter und Besucher sagten, sie könnten sich an keine technische Panne erinnern, die eine Bayreuther Aufführung in den vergangenen Jahrzehnten derart gestört hätte. "Drei Pausen beim Tannhäuser, das gab's noch nie. Das ist Weltpremiere. Wir nehmen das sportlich, wenn die Technik das einzige ist, das nicht funktioniert, dann können wir damit leben", sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters. Sie hatte die Festspiele vor dem missglückten Auftakt als "so etwas wie ein Aushängeschild unserer Kulturnation" bezeichnet.
Die genaue Ursache der "Tannhäuser"-Panne blieb zunächst unklar. Bei der Aufführung der Oper hatte es nach Augenzeugenberichten am Nachmittag zweimal geknallt. Stöcke brachen aus einem beweglichen Käfig, der den Venusberg symbolisiert. Der Käfig auf der Bühne hatte sich heben sollen, erreichte Zuschauern zufolge aber nicht die vorgesehene Höhe. Nach der Zwangspause improvisierten die Akteure die erste Szene nach der Ouvertüre ohne dieses Requisit.
Rund 58.000 Besucher erwartet
Die Richard-Wagner-Festspiele erwarten dieses Jahr rund 58.000 Besucher. Kultursstaatssekretärin Grütters bezeichnete das Spektakel als "ein herausragendes Kulturereignis mit ungebrochener Anziehungskraft für Wagnerianer aus aller Welt" und fügte hinzu: "Ein Opernabend hier auf dem "Grünen Hügel" verspricht immer auch eine besonders sinnliche und künstlerisch einzigartige Erfahrung."
2,23 Millionen Euro lässt sich der Bund das Opern-Spektakel in diesem Jahr kosten. Außerdem beteiligt sich der Bund mit 10 Millionen an der Sanierung des derzeit eingerüsteten Festspielhauses und mit 3,5 Millionen an der Neugestaltung des Richard-Wagner-Museums.
Inhaltlich setzt Bayreuth weiter auf Ideen aus Berlin. Nach Frank Castorfs umstrittener Inszenierung des "Rings des Nibelungen" soll der Intendant der Komischen Oper Berlin, Barrie Kosky, eine Neuproduktion der "Meistersinger" auf die Festspiel-Bühne bringen. Der Australier Kosky beschreibt seine Beziehung zu Richard Wagner als kompliziert, erkennt Antisemitismus in dessen Stücken und verzichtet in Berlin auf Opern des Komponisten.
"Es ist uns gelungen, den renommierten Opernregisseur Barrie Kosky für die Neuinszenierung "Die Meistersinger von Nürnberg" 2017 zu gewinnen", sagte Festspiel-Leiterin Katharina Wagner der Zeitung "Nordbayerischer Kurier" (Freitag). Wagner deutete in dem Interview auch an, manche Opernfreunde könnten Bayreuth wegen Castorfs stark kritisiertem "Ring" gemieden haben.
Erstmals Kinoübertragung
Auf die Frage, ob viele Besucher keinen dekonstruierten "Ring" sehen wollten und deshalb lieber woandershin gefahren seien, antwortete Wagner: "Das kann auch sein, das will ich nicht ausschließen." Castorf wiederum bekräftigte am ersten Festspieltag seine Kritik an der Umbesetzung eines Sängers und Versuchen, Einfluss zu nehmen auf seine Inszenierung. "Ich drohe nicht, aber ich sage, was sich nicht gehört", sagte der Intendant der Berliner Volksbühne der Deutschen Presse-Agentur in Bayreuth.
Neben dem "Ring" und dem "Tannhäuser" stehen "Der fliegende Holländer" und "Lohengrin" auf dem Spielplan. Außerdem wird der "Tannhäuser" in der umstrittenen Inszenierung von Sebastian Baumgarten am 12. August erstmals live aus dem Festspielhaus bundesweit in zahlreiche Kinos übertragen. (dpa)