Dortmund. Hucknall & Co. rocken die bestuhlte Westfalenhalle und feiern dabei das 30. Jahr ihres Bestehens. Mit sämtlichen großen Hits ihrer Karriere
Ja, wie schön wäre es doch, wenn wir die Zeit anhalten könnten. Aber sie ist so schnell vergangen wie in dieser kurzen Videosequenz zu Beginn: Aus dem kleinen Rotschopf Mick Hucknall ist längst ein gestandener Soul-Pop-Musiker geworden. „Holding Back the Years“ ist an diesem lauen Novemberabend der passende Einstieg für die Zeitreise namens Simply Red.
10 000 Fans in der bestuhlten Dortmunder Westfallenhalle lehnen sich zurück, schließen die Augen und genießen den Moment. Reisen zurück ins Jahr 1985, als der Junge aus Manchester und seine Band mit ihrem Erstlingswerk „Picture Book“ für weltweite Begeisterungsstürme sorgten und als weiße Soul-Hoffnung gefeiert wurden.
„Es ist großartig, nach 30 Jahren zurück zu sein“, verrät Mick Hucknall. „Ich hoffe, es sind heute auch ein paar neue Fans hier.“ Na ja, der Titel des aktuellen Albums „Big Love“ verspricht mehr, als er hält. Aber hier in Dortmund zählen natürlich erst mal alte Werte. Wie bei „Home“, „Say You Love Me“ oder „For Your Babies“. Mick Hucknall, inzwischen 55, ist immer noch kein Mann großer Gesten. Jeden Song leitet der Sänger mit einer kurzen Erklärung ein. Hucknall singt sich zwar in der Vordergrund, doch den sechs anderen Reds bleibt genügend Raum für musikalische Eigendynamik. Und die ist so vielschichtig schön wie damals. Vom Jazzkeller geht’s direkt in die Soul-Lounge, von der Reggae-Bar in den Pop-Himmel. Chill out mit Simply Red.
Und bei „Thrill Me“ ist’s dann auch vorbei mit der Sitzordnung. Eine ältere Dame springt auf, ab geht’s Richtung Bühne. Und der Rest im Innenraum folgt artig. Startschuss für den Tanzpart: „A new flame“, „The Right Thing“ und „Come To My Aid“ – Hommage an die guten alten Simply-Red-Zeiten. Da darf der größte Hit „Money’s Too Tight (to Mention)“ natürlich nicht fehlen.
„Fantastisch“, jubelt Mick Hucknall nach vier Zugaben. Und macht schnell noch ein Panorama-Video mit seinem Handy. Wäre doch schade, diese Zeit nicht zumindest festzuhalten . . .