Wo ist denn nun die sonst so feierwütige Kulturhauptstadt? Heinrich Kämpchen ist beinahe der einzige Ruhrgebietsdichter alten Schlages, den man auch jenseits von Wanne-Eickel, Dorstfeld oder Huckingen kennt. Sein 100. Todestag wäre ein guter Anlass, mit Stolz einer originären Literaturtradition zu gedenken, die nur hier entstehen konnte: ihrer Wirkungslinien (bis zur Gruppe 61 und der Literatur der Arbeitswelt) ebenso wie ihrer Stärken und Schwächen. Die aktuellste Biografie über den Dichter ist übrigens von 1989 – eine maschinenschriftliche Magisterarbeit, die an der Uni Essen eingesehen werden kann.

Vielleicht ist es die alte Angst, man würde dem Revier gleich wieder schwarze Ränder unter den Nägeln andichten, weshalb man seine Hände lieber in Untätigkeit badet. Wo ist der Regionalverband? Wo ist die Kultur Ruhr? Gibt es nicht auch zwei Literaturbüros im Ruhrgebiet? Und könnte nicht der Initiativkreis an diesem Mann zeigen, dass man schon immer vorneweg war? Die verdienstvolle, aber eher kleine Gedenkfeier heute Abend auf der Zeche Nachtigall in Witten wird ausgerichtet vom – Landschaftsverband Westfalen-Lippe . . .