Er ist Deutschlands erfolgreichster Musiker, er spielt in den großen Arenen des Landes. Und doch erfüllt er sich einen anderen Traum, wenn er bald wieder vor Zehntausenden Menschen auf der Bühne steht: Grönemeyer spielt 2011 in den Fußballtempeln des Landes.

„Mein einziger Traum überhaupt war, Fußballer zu werden“, sagt der 54-Jährige. „Gesungen habe ich ja sowieso immer. Und ich habe es nie angesteuert, als Sänger bekannt zu werden.“ Dennoch verkaufte er mehr als 13 Mio. Tonträger. „Der Fußballer steckt aber noch immer in mir.“ Im Gespräch dreht er die Zeit zurück, grinst und erinnert sich an seine jungen Jahre. „Der Geruch von frisch gemähtem Rasen gehört für einen Mann zu den schönsten Gerüchen der Welt“, erzählt er.

Und tatsächlich sei er auch ein guter Kicker gewesen. Wie gut, muss er allerdings mit der Geschichte vom Spiel seines Vereins Viktoria Bochum gegen den VfL relativieren: „Das haben wir 0:22 verloren.“ Herbert Grönemeyer war damals Mittelstürmer, die Null ging seinerzeit also vornehmlich auf sein Konto.

Deshalb hält er sich nicht lange mit seinen Fußball-Erinnerungen auf und spricht im Vorfeld seiner Stadion-Tour lieber ausführlich über seine Musik. Gerade arbeitet er an neuen Stücken für das kommende Album, das am 18. März erscheinen wird. Musik und Texte stehen bereits, nur einsingen muss Grönemeyer sie noch. Bis zum kleinen Weihnachtsurlaub soll das geschehen sein, danach bleiben die Stücke liegen, bis sie im Januar gemischt werden.

Bisher ist der Künstler mit seiner Arbeit zufrieden, aber das ist nicht immer so. „Ich bin ein chaotischer Arbeiter“, gibt er zu. Manchmal liegt er um sechs Uhr morgens im Bett und dichtet, schreibt die Zeilen dann auf. „Wenn ich das später lese, denke ich mir: Was ist das denn für ein Schrott?“ Manchmal ist dieser Schrott aber auch ein späterer Hit. Als er „Stück vom Himmel“ seinem Produzenten zeigte, hat der eingeworfen, niemand würde sich so etwas anhören. „Ich habe es dann trotzdem gesungen“, erzählt Grönemeyer – und das war gut so.

Neben seinen musikalischen Aktivitäten muss sich der Wahl-Londoner auch körperlich auf die Stadion-Tour im nächsten Sommer vorbereiten. Das Fitness-Programm hat schon begonnen, täglich macht Grönemeyer Übungen, Physiotherapie und Ausdauertraining. Und zum Frühstück gibt es – das hat er wohl in seiner neuen Heimat aufgeschnappt – Porridge, ein warmer Haferbrei mit Salz. Ob er wohl so spät aufsteht, weil ihm dieses Essen droht?

Nein, Grönemeyers Tag hat einen anderen Rhythmus, seit er beim Theater war. „Ich stehe erst gegen neun oder halb zehn auf. Oder zehn, halb elf… Aber dafür gehe ich auch spät ins Bett, so gegen drei.“ Das bezeichnet er als „Künstlerdasein“, und damit fährt er offensichtlich auch gut. Trotz einer Bein-Operation, die ihn im August lahm legte, geht es dem Musiker körperlich gut. „Wenn ich schon nicht singen kann, komme ich wenigstens optisch beeindruckend auf die Tour“, kündigt er lachend an.

Nein, die Fans müssen sich keine Sorgen machen, auch stimmlich ist bei Herbert Grönemeyer alles in Ordnung. Schließlich möchte er sein Publikum zufriedenstellen, denn das sorgt auch bei ihm für „das ultimative Glück“, wie er es nennt. „Wenn man draußen steht und in diese Gesichter guckt, dann ist man selbst fassungslos. Das Adrenalin trägt einen dann durch den Abend.“ Das braucht er auch, denn wieder ist er mit einer großen Bühne unterwegs, die ihm mit zwei Auslegern viel Platz zum Tanzen und Toben bietet. Fünf Bildschirme sorgen dafür, dass alle Besucher einen guten Blick auf den Sänger und die Musiker haben werden. „Es wird aussehen wie ein Segelschiff“.

„Wir haben zwei Jahre lang nicht getourt, deshalb habe ich jetzt auch ein kleines Defizit“, gesteht Grönemeyer. Im Juni wird er seine Adrenalin- und Endorphin-Speicher wieder auffüllen können – und Hunderttausende mit ihm.