Münster. Udo Lindenberg erfüllte seinem Neffen Marvin Lindenberg den Wunsch, mit der gesamten Panik-Familie zu dessen 40. Geburtstag im Jovel in Münster „ein besonderes Ständchen zu intonieren“. Es dauerte keine zwei Minuten, da waren die 1500 Karten verkauft.
Marvin hat Geburtstag und Ellen einen Vogel. Mit einer lebenden Elster auf dem Kopf stolziert die Sängerin Ellen ten Damme durch das Jovel in Münster. Sie und die anderen Udoianer haben nach der Udo-Lindenberg-Mega-Tour durch die „Bunte Republik Deutschland“ mit dem Rockliner „Andrea Doria“ im Musik-Club am Albersloher Weg fest gemacht.
Der Grund: Onkel Udo erfüllt seinem Neffen Marvin Lindenberg den Wunsch, mit der gesamten Panik-Familie zu dessen 40. Geburtstag im Jovel „ein besonderes Ständchen zu intonieren“. Zur Erklärung für die „Nicht-Lindianer“: Marvin ist das Kind aus der Beziehung zwischen Steffi Stephan und Udo Lindenbergs Schwester Inge.
„Als Marvin den Wunsch äußerte“, erinnert sich Vater Steffi Stephan, Bassist in der Panik-Band sowie langjähriger Freund und Weggefährte von Udo, „habe ich die Idee bei der Tour einfach mal in die Runde geworfen.“ Die Resonanz sei überwältigend gewesen: „Alle wollten mitmachen. Das volle Programm.“
"Gesamte Musik, alle Projektionen und die vollständige Choreografie“
Für Steffi Stephan und seinen Sohn Marvin Lindenberg war das der Startschuss zu einer Menge Arbeit: „Die 'Bunte Republik' ist für große Stadien geplant, 40-, 50-, 60-tausend Zuschauer. Ins Jovel gehen maximal 1500.“ Da hieß es die Panik-Party auf ein Musik-Club gerechtes Maß einzudampfen. Keine Luftnummern, kein Dampfer - aber „die gesamte Musik, alle Projektionen und die vollständige Choreografie“.
Auch der Termin war schnell gefunden: 21. Juli 2014. Hotels wurden gebucht und der Vorverkauf für das Jovel-Geburtstags- Konzert eröffnet. Es dauerte keine zwei Minuten, da waren die 1500 Karten verkauft. Inzwischen war die Udo-Karawane weiter unterwegs: Auf die Stadien-Konzerte in Düsseldorf und Leipzig folgte ein Abstecher in die Schweiz sowie die Verleihung des Panik-Preises beim Hermann-Hesse-Festival im Schwarzwaldstädtchen Calw. Dann endlich rollte der Panik-Tross mit Mann, Maus und Vogel in Richtung Münster.
„Und hier sind jetzt alle angekommen“, freut sich Steffi Stephan am Montagabend. Schlagzeuger Bertram Engel, Steffi Stephan und Sänger Pascal Kravetz tauschen sich noch mal kurz mit Udo Lindenberg aus. Dann muss der „große Meister“ zum Fernseh-Interview. „Geburtstagskind“ Marvin Lindenberg hält sich im Hintergrund. Er kümmert sich um die „blutsverwandte“ Familie. Tanten, Onkeln, Nichten, Vettern und Cousinen sind angereist. „Keine Seltenheit“, betont Steffi Stephan. Noch im vergangenen Herbst habe er zu einem Familientreffen mit rund 90 Verwandten eingeladen.
Kunstwerk „Udoschnikow AK 46“
Überhaupt herrscht in den Räumen hinter der Bühne eine absolute Wohlfühlstimmung. Hier nascht der eine oder andere noch vom Buffet, da gibt es herzliche Umarmungen und Wiedersehensfreude, dort sprechen die Tänzerinnen ihre Choreographie ab und die Panik-Kinder fragen sich, was es mit den rund zweihundert übereinander gestapelten Kopfhörern auf der Probebühne auf sich hat.
Udo ist vom Interview zurückgekehrt und unterhält sich mit Tom Becker. Tom Becker ist Künstler und Oberflächengestalter aus Neunkirchen-Vluyn. Er hat sein Kunstwerk „Udoschnikow AK 46“ mitgebracht: Eine schwarze Gitarre mit glitzernder Schneide zerschmettert ein russisches Maschinengewehr der Marke Kalaschnikow. Auf der Beilklinge prangt die Gravur „Gitarren statt Knarren“. „Das Teil ist supergeil“, kommentiert Udo das Kunstwerk, das auf einem beleuchteten Marmorsockel mit Anti-Atom-Kraft-Symbol ruht, „das wird in Panik-City einen würdigen Platz finden.“ „Was ist Panik-City?“ „So'ne Art Museum, Panik mäßig, bunt, fanatisch fantastisch. Könnt ich mir gut im Ruhrgebiet vorstellen. Mitten im Pott.“
"Das Panik-Orchester ist die beste Party-Band, die ich kenne“
Doch jetzt ist erst mal Schluss, deutet Udo an: „Ich muss raus. Das Panik-Orchester ist die beste Party-Band, die ich kenne.“ Unabgesprochen stehen alle auf ihrem Platz - die Musiker, die beiden Tänzerinnen, die Panic Vocals, die Kinder, die Pustefix-Bläser. Das Nebelhorn der Andrea Doria lässt den Saal im Jovel erbeben, über die imposante LED-Leinwand wogen riesige Wellen, Möwen kreischen. Das panische Geburtstagsständchen beginnt.
Dabei ist die Show nicht nur eine Gratulation für Marvin Lindenberg, sondern auch eine Verbeugung vor dem Panik-Orchester, das Udo Lindenberg und Steffi Stephan vor genau vier Jahrzehnten gegründet haben. „Das ist wie im Märchen '1000 und eine Nacht'“, freut sich Udo, „vierzig und ein Jahr. Das Panik-Orchester und Marvin, den ich in mein Herz geschlossen habe.“ Der „Herr über das betreute Rocken“ bedankt sich bei Steffi Stephan, „der einen Sohn gezeugt, einen Lindenbaum gepflanzt und das Panik-Orchester mit gegründet hat.“
Dann zündet der Oberlindianer seine obligatorische Zigarre an, entführt die 1500 Geburtstagsgäste („die diesen Abend mit ihrem Eintrittsgeld ermöglicht haben“, so Steffi Stephan) auf die „Reeperbahn“, um nach drei Stunden Rock-Show, Spektakel, Variete und Nachdenklichem mit „Goodbye Sailor“ und „Ich schwöre“ im Raumanzug zu entschwinden.
Marvin Lindenberg bleibt für das Publikum unsichtbar. Er steht hinter der Bühne und bedankt bei den Künstlern, den Beleuchtern, bei der gesamten Crew. „Und, wie war der 40. Geburtstag?“ „Einfach super!“