Köln. Jetzt kommt Pia Stutzenstein! Die 31-Jährige übernimmt zum neuen Staffelstart als erste Actionheldin das Kommando bei der TV-Serie „Cobra 11“.
Der Look ist neu, das Team ausgewechselt. Der bisher größte Relaunch nach 24 Jahren Seriengeschichte zeigt die Autobahnpolizei in einem anderen Licht. Mit realitätsnahen Themen wie Rassismus will die Kult-Sendung in eine neue Zukunft starten. Für die Sonntagszeitung sprach Autorin Asgard Dierichs mit der neuen Hauptdarstellerin, der Aachenerin Pia Stutzenstein (31).
Die Fans sind mega-gespannt auf die neue Staffel „Alarm für Cobra 11 – die Autobahnpolizei“. Die Erwartungen sind entsprechend hoch an Sie als Hauptdarstellerin? Wie gehen Sie damit um?
Pia Stutzenstein: Die Spannung unter den Fans ist verständlicherweise groß. Es gab eine Pause von neun Monaten zwischen der letzten Folge der alten Staffeln und der ersten neuen. Der Look ist nun viel moderner. In jeder Folge gibt es einen Fall, der gelöst wird. Aber hinzu kommen die persönlichen Geschichten von Kommissarin Vicky Reisinger und ihrem Kollegen, Semir Gerkhan. Fans kommen weiter auf ihre Kosten, es bleibt genug Action. Wir hoffen, dass es die Leute super finden. Vielleicht hat die neue „Cobra 11“ auch neue Fans, vor allem unter den Frauen. Das würde mir gefallen.
Die Action-Serie läuft seit 1996 auf RTL. Beim Start waren Sie sieben Jahre alt. Kennen Sie die Filme aus Ihrer Kindheit? Mit der Familie haben wir tatsächlich immer die „Cobra 11“ im TV geguckt. Mein Bruder fand die Action-Szenen toll. Dass ich da einmal mitspiele, hätte ich nicht gedacht. Viele Freunde von früher wollten immer Stuntmen werden, weil sie die Serie so cool fanden. Ich habe als Kind mehr Bücher gelesen und mir vorgestellt, in diesen Geschichten mitzuspielen.
In der Sondereinheit jagen Sie als Polizeikommissarin Verbrecher, Schmuggler, Mörder und andere Gangster. Wollten Sie jemals Polizistin werden?
Ein klares Nein auf diese Frage. Zur Polizei wollte ich nie, aber immer schon Schauspielerin werden. Das fing mit einem Club-Urlaub als kleines Mädchen in Spanien an. Ich trat als Sterntaler auf. Von da an hat mich Schauspiel nicht mehr losgelassen, über den Kindergarten, die Grundschule und das Gymnasium. In Köln habe ich von 2012 bis 2016 eine Schauspielausbildung an der Theaterakademie absolviert.
In der Serie sind Sie oft mit Highspeed auf der Autobahn unterwegs. Fahren Sie privat gern schnell?
Unbedingt! Schnelles Fahren macht mir Spaß! Wenn es die Verkehrslage auf der Autobahn erlaubt, gebe ich gern richtig Gas. Im Moment habe ich ein Auto von der Produktionsfirma, ein eigenes brauche ich nicht. Wenn man wie ich in der Großstadt wohnt - ob in Köln oder Berlin – braucht man, wie ich finde, kein Auto.
Was schätzen Sie an NRW und am Ruhrgebiet?
NRW ist meine alte Heimat. Ich bin 1989 in Aachen geboren und in Schmidt, einem Dorf in der Rureifel, aufgewachsen. Am Gymnasium in Monschau spielte ich Theater. Das Ruhrgebiet mag ich sehr, weil mir die Menschen dort gefallen. Sie sind offen und ehrlich, sagen gerade heraus, was sie denken. Cool, so bin ich auch.
In der Serie ist Vicky aus Dortmund nach Köln versetzt worden. Kennen Sie Dortmund?
Nein, ich kenne mich nicht in Dortmund aus. Aber vor Jahren habe ich dort bei einem Kurzfilm mitgewirkt. Der wurde auf dem Florian, dem Fernsehturm im Westfalenpark, gedreht. In Erinnerung ist mir die Super-Skyline. Wenn ich einmal mehr Zeit habe, mache ich eine Tour durch die Revierstädte. Essen, Mülheim, Oberhausen. Da ist viel los, und alles ist so schnell beieinander. Die letzte Folge der ersten neuen Staffel spielt übrigens am Duisburger Hafen. Doch da passiert etwas Schlimmes mit Vicky … Mehr darf ich nicht verraten.
Cool und nicht nur mit den Fäusten schlagfertig tritt Vicky Reisinger bei „Cobra 11“ auf. Wieviel Pia Stutzenstein steckt in der Autobahnpolizistin?
Polizeikommissarin Vicky Reisinger ist mir schon sehr ähnlich. Ich bin schlagfertig und offen und lasse mir nichts gefallen. Da steckt viel von mir drin in der Figur. Aber sie hat eine krasse Vergangenheit, ihre rassistische Phase in Dortmund. Damit kann ich mich überhaupt nicht identifizieren! Es gibt im Laufe der Staffel immer wieder Flashbacks, die davon erzählen.
Wie halten Sie sich fit für die Serie?
Viel Zeit für Sport bleibt mir eigentlich nicht. Aber ich versuche, viel Bewegung in meinen Alltag einzubauen. Ich verlasse um 6 Uhr morgens das Haus und komme abends um 20 Uhr wieder. Mit dem Skateboard fahre ich von A nach B. Das geht in Köln besser als in Berlin, wo ich meine eigentliche Wohnung habe. Ansonsten laufe ich und nutze zuhause ein EMS-Gerät zum Muskeltraining. Das ist hocheffizient und in 20 Minuten erledigt. Am Wochenende spiele ich gern Volleyball mit Freunden oder mache Radtouren.
Gab es Stunts in den ersten Folgen? Spielen Sie einige Action-Szenen selbst?
Am liebsten würde ich alles selbst spielen. Aber das darf ich nicht, der Dreh muss ja weiter gehen. Wenn ich mich bei einer Action-Szene verletzen würde, wäre die Produktion gestoppt. So habe ich ein Stunt-Double. Aber in der ersten Folge werde ich niedergeschlagen und mit Kabelbindern festgebunden. Das habe ich selbst gespielt und gemerkt, wie körperlich die Rolle ist. An den Handgelenken hatte ich Striemen und auch einige blaue Flecke vom Hinfallen. Das gehört jetzt zum Job!
Wo liegt eigentlich diese Film-Autobahn?
Das ist natürlich keine echte Autobahn, es wird auf der Film-Autobahn „FTL Film – und Testlocation“ in der Nähe von Aachen gedreht. Das sind zwei zweispurige Fahrbahnen, eine Bahn ist circa einen Kilometer lang. Es gibt, wie bei echten Autobahnen auch, Ein- und Ausfahrten, Seitenstreifen, Nothaltebuchten etc. Wir drehen dort viele Stunden.
Wie fühlen Sie sich an der Seite von Erdoğan Atalay, alias Semir Gerkhan? Immerhin ist er als Kommissar eine Serien-Legende mit 24 TV-Dienstjahren.
Zuerst hatte ich große Ehrfurcht an seiner Seite, weil er so ein „alter Hase“ ist und ich neu dazukomme. Aber dann hat mich seine große Erfahrung beruhigt. Erdoğan Atalay ist so ein lieber Mensch und guter Kollege, der mir viele Tipps gibt. Vor allem bei den Action-Szenen.
Zum Dreh: Fanden die Aufnahmen schon in Corona-Zeiten statt?
Ja, die letzten Folgen haben wir im Mai gedreht, unter Corona-Bedingungen. Wir tragen am Set alle Masken. Das ist schon schwierig, weil man nicht sieht, wie die anderen reagieren. Die Mimik fehlt. Aber ich bin natürlich sehr froh, dass ich diese Arbeit habe.
Dunkle Vergangenheit
Vicky Reisinger, die neue bei „Cobra 11“, wird in der Serie von Dortmund nach Köln versetzt. Bald wittern die Kollegen ihr dunkles Geheimnis: Es geht um Ausländerhass. Was erwartet die Zuschauer? Rechtsextreme in Uniform? „Thema sind weder Nazis in Uniform noch rechter Terror wie NSU 2.0. Vicky war früher in Ereignisse verstrickt, die mit Rassismus im Polizeialltag zu tun haben wie Racial-Profiling – also ein Unterscheiden nach Hautfarbe und Herkunft, bei Personenkontrollen und Razzien“, teilen die Head-Autoren Andreas Brune und Sven Frauenhoff auf Anfrage mit.
Die Drehbuch-Profis haben das Thema recherchiert. Sie sprachen mit beiden Seiten, Opfern von Polizeigewalt und Beamten. „Wir wollen niemanden diskreditieren, ganz im Gegenteil: Wir erzählen vor allem, unter welchen Schwierigkeiten die Polizei vor Ort arbeitet.“ Den moralischen Zeigefinger, wolle man nicht heben: „Cobra 11“ ist ein Unterhaltungsformat. Das heißt, dass wir in erster Linie spannende Figuren und Geschichten erzählen.“
Wie auch ARD-Tatort-Kommissar Faber erlebt Vicky Reisinger in ihrer Dortmunder Einheit soziale Brennpunkte und Rassismus. Warum ausgerechnet wieder Dortmund? „Wie in Köln sind Polizisten hier mit einer Kriminalität konfrontiert, die es im Sauerland oder in Münster weniger gibt“, so die Autoren. Zudem sei Dortmund eine extrem lebendige Großstadt.
Sendestart der neuen Staffel von „Corbra 11“ ist am 20. August.
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