Dortmund.. Das Dortmunder Schauspiel inszeniert die Erfolgskomödie von Kristof Magnusson – ohne zwingende Logik, aber mit viel Lust am Spiel. Während die Ehefrauen in der Thier-Galerie ihrem Shoppingwahn frönen, bleiben die Männer im Hort zurück.

Helmut, Eroll, Lars und Mario sind so grundverschieden, wie Männer nur sein können. Was sie eint und in den Keller treibt, sind ihre Frauen – dominante, leider aber auch Shopping-süchtige Damen. Nur, in dem Stück, das sie zu beschreiben vorgibt, sind sie nie zu sehen. Das Refugium der Männer unten im Einkaufszentrum wird von den Frauen schlicht nicht wahrgenommen.

Kristof Magnussons „Männerhort“ ist so etwas wie ein Bühnenbestseller; allein in Berlin hat die Komödie einhunderttausend Menschen ins Theater gelockt. Offensichtlich trifft dieses Angstgemisch - Matriarchat plus Konsumismus - den Nerv der Zeit, auch wenn ihn schon wieder eine leicht staubige Patina bedeckt. Das Stück ist zehn Jahre alt; 2003 wurde es in Bonn uraufgeführt, Regie führte damals Kay Voges. In Dortmund, im Studio des von Voges geleiteten Schauspiels, hat sich nun ein Regie-Duo des Stoffes angenommen. Jens Kerbel und Jennifer Whigham verorten den „Männerhort“ gleich neben dem Theater, auf dem Nachbargrundstück, und die Ehefrauen damit in der „Thier Galerie“.

Hort-Männer verbarrikadieren sich vor sich selbst

Für eine Komödie entbehrt das Stück klarer logischer Elemente. Es will nicht fließen; was geschieht, ist selten zwingend. Aber es zwingt seine Protagonisten, Entscheidungen zu treffen: die falschen natürlich. Man weiß nur nie so recht, warum. Mario, der als letzter in den Heizungshort hineingepoltert kommt (durch den Abfallschacht), schlägt eine Wette vor, ein Rennen durch die Galerie. Es ist einfach nur eine Idee, ohne Muss und ohne Folgen. Das Publikum lacht, weiß aber auch nicht, warum.

Die Männer im Hort: Frank Genser, Sebastian Kuschmann, Andreas Beck und Ekkehard Freye.
Die Männer im Hort: Frank Genser, Sebastian Kuschmann, Andreas Beck und Ekkehard Freye. © Birgit Hupfeld | Unbekannt

Vier grundsolide Schauspieler sind am Werk. Helmut (Ekkehard Freye), Pilot und Technik-Freak, hat aus Kleiderbügeln eine Fernseh-Antenne gebastelt. Eroll (Frank Genser), der Software-Entwickler, erscheint in Radler-Montur. Der schöne Lars (Sebastian Kuschmann) gibt sich als „Führungskraft“ aus; wenn er angerufen wird, sagt er Maße und Gewichte. Mario (Andreas Beck), das Riesenbaby von der Feuerwehr, ist spät dran, ist / hat aber genau die Schmuddelfigur, die der Hort noch braucht.

Am Ende verbarrikadieren sich die Hort-Männer vor sich selbst. Wenn sie sich der vermeintlichen Belagerung durch die Frauen ergeben und sie die Türe öffnen, ist da nichts; nur Leere und Wind. Verbindliches über die Frauen haben wir diesen - im Kern - absurden Abend lang nicht erfahren.

Wohl aber allerhand über Herdentrieb und Gruppenverhalten - von Männern, die schwitzend und sabbernd, hechelnd und stöhnend viel von sich preisgeben, ohne es zu merken. Denn einst, lässt sich da Erich Kästners „Entwicklung der Menschheit“ einfügen, haben die Kerls auf den Bäumen gehockt - und sind noch immer die alten Affen.