Bottrop.. Die Literaturszene im Ruhrgebiet trauert um einen ihrer letzten Arbeiterdichter. Kurt Küther ist jetzt im Alter von 83 Jahren in Bottrop gestorben. Küther kam 1948 ins Revier, um im Bergbau Geld zu verdienen, malochte unter Tage, dann als technischer Angestellter in Gelsenkirchen. Er schrieb Verse, Satiren, Glossen und Ruhrpottogramme in breitestem Revierdeutsch.

Er war einer der letzten Arbeiterdichter: Kurt Küther, 1948 mit 19 Jahren „eher zufällig“ in Bottrop gelandet, als seine Heimat Stettin polnisch geworden war, wollte im Bergbau Geld verdienen. Das tat er dann auch, zunächst als Schlepper, ab 1955 dann als Hauer und bis 1970 unter Tage, später dann als technischer Angestellter auf einer Zeche in Gelsenkirchen. In Bottrop aber habe er nicht nur seinen Wohnsitz, sondern auch seine „geistige Heimat in dieser überschaubaren Stadt gefunden“, schrieb Küther vor zwei Jahren.

Schon Anfang der 60er-Jahre begann er zu schreiben, nahm sich den Bergbau-Dichter Heinrich Kämpchen (1847-1912) zum Vorbild. Die Arbeit langweilte ihn oft, „ich hatte viel Zeit zum Denken und kam oft mit einem fertigen Gedicht nach Hause,“ sagte Küther einmal.

Der „schreibende Bergmann“, wie er sich selber nannte, machte sich einen Reim auf die Ungereimtheiten dies- und jenseits der Arbeitswelt. Von 1963 bis 1969 gehörte er zur Dortmunder „Gruppe 61“, die sich der Literatur der Arbeitswelt verschrieben hatte. Küthers bekanntester Gedichtband „Ein Direktor geht vorbei“ erschien 1974, es folgten Titel wie „Und doppelt zählt jeder Tag“ und „Frachsse mich wattat is“ oder „Ich hörte davon: Hier verdient man gut!“

Geschichten mit Ecken und Kanten

„Kuddel“, wie seine Freunde ihn nannten, schrieb neben Versen auch Kurzgeschichten, Satiren und Glossen, die stets lebensnah ausfielen, mit Ecken und Kanten. In seinen „Ruhrpottogrammen“ brachte Küther Widersprüche und Liebenswürdigkeiten im breitesten Revierdeutsch auf den Punkt.

Am Samstag ist Kurt Küther mit 83 Jahren in seiner Wahlheimat Bottrop gestorben; er sei „friedlich eingeschlafen“, heißt es aus dem Umfeld der Familie. „Bei dem, was er schrieb, war er immer dem Alltag der Menschen nah, nah auch dem Widerwort“, schreibt Volker W. Degener vom Deutschen Schriftstellerverband NRW in seinem Nachruf, „Mit ihm geht eine eindrucksvolle Literaturgattung zu Ende. “

Der Bochumer Literaturbeförderer Hugo Ernst Käufer, der Küther neben Ilse Kibgis, Richard Limpert und Josef Büscher zu seinem „Gelsenkirchener Quartett“ zählte, bekannte, Küther „als Künstler sehr geschätzt“ zu haben, als „immer sehr eifrigen“ Arbeiterdichter, dem „äußerst überzeugende Texte“ gelungen seien.

Wer Kurt Küther noch einmal hören will: Karl-Heinz Gajewsky hat in seinem Schallarchiv der Revier-Literatur Reviercast.de diverse Aufnahmen mit Kurt Küther digitalisiert.