Hagen.. Finnland ist diesjähriges Gastland der Frankfurter Buchmesse – und hat eine beachtliche Anzahl lesenswerter Schriftsteller. Hier ein paar Lesetipps für gedankliche Reisen.
Poetry-Slammer im Sauna-Wagen und heiße Tango-Konzerte: Im wörtlichen Sinn passt das Motto „Finnland.Cool“ nicht zum diesjährigen Gastland der Frankfurter Buchmesse (8.-12.10). So gar nicht kühl kommen die Finnen daher: sieben heiße Lesetipps.
Rasant
Leena Parkkinnen, Jahrgang 1979, ist eine der jungen literarischen Hoffnungsträgerinnen ihres Landes. In ihrer rasanten Roadnovel „Die alte Dame, die ihren Hut nahm und untertauchte“ (Limes, 384 S., 18,99 €) aber macht sie eine 83-Jährige zur Heldin. Sicherlich im Fahrtwind von Jonassons „Hundertjährigem“, aber doch auf eigene, frische Weise. Denn die Reise wird zu einer in die Vergangenheit – und führt zur Aufklärung eines lange zurückliegenden Mordfalls.
Sagenhaft
„Kalevala“ heißt das finnische Nationalepos, das 1828 der junge Elias Lönnrot in den entlegenen karelischen Wald-, Sumpf- und Seengebieten zusammentrug. Autor T ilman Spreckelsen und Illustratorin Kat Menschik haben sich auf seine Spuren begeben und erzählen die alten Geschichten neu: „Kalevala“ (Galiani, 260 S., 24,99 €) besticht durch bildmächtige Sprache und sprechende Bilder.
Gewaltig
Dieses Buch muss man aushalten können. Katja Kettu, geboren 1978, schildert – nach den Aufzeichnungen ihrer Großmutter –, wie 1944 der Krieg in Lappland Einzug hält. „Wildauge“ (Galiani, 416 S., 19,99 €), das ist die Hebamme von Petsamo, die dem deutschen Offizier Johannes ins Kriegsgefangenenlager folgt. Schonungslos schildert Kettu, wie Menschen dort alle Menschlichkeit verlieren.
Poetisch
Zwei Männer gehen auf Segeltour, nur einer kehrt zurück. Beide liebten einst dieselbe Frau. Und nun schildert der eine, der Lebende, seine Sicht der Dinge: „Ich hatte nie an Liebe auf den ersten Blick geglaubt.“ Johan Bargums „Septembernovelle“ (mare, 112 S., 18 €) erzählt hochpoetisch vom Bermuda-Dreieck der Gefühle.
Spannend
Eine große Liebe, ein großer Verrat – und höchst ungute Gesinnungen: Der mehrfach preisgekrönte Krimi-Autor Kjell Westö greift in „Das Trugbild“ (btb, 416 S., 19,99 €) ein historisches Trauma seines Landes auf: die faschistischen Strömungen zur Zeit des Zweiten Weltkriegs – die einen Anwalt in höchst gegenwärtige Gefahr bringen.
Schräg
Wie hieße Helge Schneider wohl auf Finnisch? M.A. Numminen! Der Sänger und Autor erzählt im Roman „Tango ist meine Leidenschaft“ (Haffmanns & Tolkemitt, 352 S., 19,95 €) so schön-schräg aus dem Leben eines 35-jährigen, spätpubertären Tanzbeinschwingers, dass dem Leser die Füße kribbeln. Ab aufs Parkett!
Klassisch
Die Mumins kennt in Finnland jedes Kind, und Schöpferin Tove Jansson (1914 - 2001) auch. Die Mutter der drolligen Trolle schrieb auch für Erwachsene: „Das Sommerbuch“ (Lübbe, 204 S., 12 €) schenkt ihnen ein Stück Kindheit – wenn Sophia und ihre Großmutter auf einer winzigen Insel Tage und Nächte verleben, die von magischen Gestalten bevölkert sind. Traumschön!