Essen. Thomas D hält CDs für zu teuer und tut sich schwer, den Wert von geistigem Eigentum zu erklären. Der Rapper geht im Dezember mit den „Fantastischen Vier“ auf Tour und erzählt im Interview, dass er seine Aufgabe beim Vorentscheid des Eurovision Song Contest sehr ernst nimmt.

Fanta-4-Rapper Thomas D wird der neue Stefan Raab und moderiert ab Januar die TV-Show „Unser Star für Baku“. Im Dezember geht er mit seiner Band wieder auf Tour: Münster und Düsseldorf machen den Anfang. Olaf Neumann sprach mit Thomas D über gute und böse Rapper, so genannte Superstars und den Eurovision Song Contest 2012 (ESC) in Aserbaidschan.

Ihr neues Album gibt es als Download: „iTunes Live aus Frankfurt“. Damit gehen Sie jetzt auch auf Tour. Welchen Stellenwert hat der Online-Markt für Sie?

Thomas D: Wir haben uns von Anfang an bemüht, auch auf dieser Ebene stattzufinden. Man muss nicht jede Veröffentlichung an die ganz große Glocke hängen. Im Bereich der Downloads ist ein Live-Album für zehn Euro eine Alternative. Die CD halte ich eh für zu teuer. Wenn man dem illegalen Markt entgegenwirken will, muss man eine faire Preisalternative bieten. Der Wert von geistigem Eigentum lässt sich leider schwer erklären, deswegen kann ich nachvollziehen, dass man beim illegalen Herunterladen kein Schuldgefühl hat. Musik ist keine Materie, auf der Bühne setzen wir nur Luft in Schwingungen. Und trotzdem nehmen die Leute etwas mit.

Ihr Weihnachtssong „Frohes Fest“ landete einst auf dem Index . . .

Thomas D: Unser schon immer sehr eifriger Manager Bär sagte damals: „Macht doch mal ein Weihnachtslied!“ Wir dachten: „Du willst einen Weihnachtssong? Dann sollst du auch einen kriegen!“ Aus heutiger Sicht klingt „Frohes Fest“ eher wie eine Gutenachtgeschichte für Minderjährige. Gegen das, was mittlerweile in Liedern so von sich gegeben wird, klingt er wirklich harmlos. Aber damals war die Behörde noch schärfer und sie haben uns indiziert. Wir haben nicht groß widersprochen, es war ja auch cool, wenigstens einen Song auf dem Index zu haben. (lacht)

Bei Rap denkt man heute zuerst an Sido und Bushido. Bringen sie den Rap voran?

Thomas D: Schwer zu sagen (seufzt). Sie berichten aus einem Leben, das sie teilweise selbst führen, sie sind also authentisch. Sie sprechen die Sprache einer perspektivlosen Jugend. Dadurch haben sie eine Daseinsberechtigung. Ich persönlich muss sie dadurch nicht gut finden, aber ich würde sie nicht verbieten wollen. Die große Zeit des Hip-Hop ist eh vorbei, Bushido ist zwar der Star der Szene, aber die Verkaufszahlen von heute sind gering. Ob der Gangster-Rap dazu beigetragen hat oder ob er diese Musik eher eine Zeit lang oben gehalten hat, kann ich nicht sagen.

Sie treten die Nachfolge von Stefan Raab als Jurypräsident im deutschen Vorentscheid des ESC an. Was bedeutet das für Sie?

Thomas D: Ich freue mich über neue Herausforderungen. Ich nehme diese Sache sehr ernst, will mein Bestes geben und mich nicht verkrampfen. Ich mache die Vorentscheidung und wähle die besten 20 aus. Ab da gebe ich nur noch meinen Senf ab und lass Deutschland entscheiden. Auch freue ich mich darauf, mit dem Gewinner ein Album aufzunehmen. Außerdem war ich noch nie in Baku. Jetzt zu behaupten, wir werden dort gewinnen oder in die Top 5 kommen, wäre surreal. Niemand hat das in der Hand.

Gibt es neben all den Castingshows in Deutschland überhaupt noch Künstler zu entdecken?

Thomas D: Ich bin froh, dass uns von den Castingshows noch etwas trennt. „Unser Star für Baku“ lockt nicht mit einem Plattenvertrag und einer Dreimonatskarriere. Wir gehen immerhin zum ESC, das ist ein nationaler Auftrag. Nach der ersten DSDS-Staffel war ich so naiv zu denken: Okay, wir haben den deutschen Superstar, Alexander Klaws.

Für mein Empfinden hätte es keine zweite Staffel mehr geben dürfen. Und trotzdem konnte man in diesen ganzen Sendungen immer wieder besondere Talente entdecken, nicht unbedingt die Gewinner, sondern eher spezielle Typen mit Potenzial. Teilweise sind Kandidaten auch freiwillig gegangen, weil sie merkten, dass sie mehr Zeit brauchten, um sich zu entwickeln. Sie wollten sich eben in kein Raster pressen lassen.

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