Berlin. Auf Hip-Hop, Reggae, Funk und Soul folgt jetzt Rock. Jan Delay, einer der erfolgreichsten Musiker Deutschlands, erfindet sich mal wieder neu. Und bleibt doch der Alte. Im Interview spricht der selbsternannte Chefstyler über sein viertes Soloalbum “Hammer & Michel“ und seine neue Vaterrolle.

Es sei eine Frage der Ehre gewesen, nicht nochmal das Gleiche zu machen. Am Freitag (11. April) bringt Jan Delay - einer der erfolgreichsten Musiker des Landes - sein viertes Soloalbum "Hammer & Michel" heraus. Auf Hip-Hop, Reggae und Soul folgt jetzt Rock. Im Interview spricht der Sänger mit der näselnden Stimme über die Plattensammlung seiner Eltern, das Heavy-Metal-Festival in Wacken und erklärt, warum er nie ein Foto seiner kleinen Tochter im Internet veröffentlichen würde.

Viertes Soloalbum, drittes Musikgenre: Müssen Sie sich immer wieder neu definieren?

Jan Delay: Es war eine Frage der Ehre, dass ich nicht nochmal das Gleiche mache. Ich habe immer eine Zeit, in der ich mich in eine Musikrichtung vertiefe und ganz intensiv höre und dann habe ich auch Bock, das zu machen.

Was waren Ihre ersten Berührungspunkte mit Rockmusik?

Delay: Als ich ganz klein war, hatten meine Eltern eine Rockplatte in ihrer Sammlung, "Road To Ruin" von den Ramones. Die habe ich wegen des Comic-Covers immer aufgelegt und voll abgefeiert. Später habe ich sogar in einer kleinen Schülerband Schlagzeug gespielt. Da haben wir Lieder von Guns N' Roses und AC/DC gecovert.

Wie eine klassische Rockplatte hört sich "Hammer & Michel" nicht an. Die Platte ist noch immer geprägt von Soul-Klängen und natürlich von Ihrem nasalen Sprechgesang.

Delay: Klar, letztendlich ist es eine Jan-Delay-Platte. Ich bin ja auch ich. Wenn ich Rock mache, mit meiner Disko-No.1-Band, ist es nicht Rock-Rock sondern Tanz-Rock. Das sind wir, das bin ich, das ist mein Groove. Es war immer meine Intention, Rockmusik zu machen, zu der Mädchen tanzen können. Kein Jungs-Rock, Mosch- und Pogo-Zeug.

Aber ein Lied über Wacken und ein Ausflug zum dortigen Heavy-Metal-Festival durfte auf dem Album nicht fehlen.

Delay: Ich meine, was ist mehr Rock als Wacken? Es geht letztendlich um Aufbruch und Veränderung - damit beschäftige ich mich auf jeder meiner Platten. Und Wacken ist stellvertretend dafür, mal etwas Anderes zu machen. Der Video-Dreh dort war unfassbar. Ich war noch nie auf einem Festival mit so netten und lieben Menschen.

Was sagt Ihr Freund und Vorbild Udo Lindenberg eigentlich zu Ihrer neuen Musik?

 Delay: Er fand das natürlich geil. Mein Geschmack ist von ihm geschult und damit ist ja wohl klar, dass mein Geschmack mit seinem kongruent ist. Er versteht nur leider meine Texte nicht, aber da ist er ja nicht der Einzige. Dabei habe ich mir dieses Mal wirklich Mühe gegeben.

Die erste Single heißt "St. Pauli" - eine Hommage an alte Zeiten?

Delay: Ja, es geht letztendlich um das St. Pauli, das es nicht mehr gibt. Das, wo ich aufgewachsen bin - so wie jeder Hamburger in seiner Jugend. Damals waren die Musikgenres klar abgesteckt und man wusste, das ist der Feind und das ist der Freund. Auf St. Pauli war das anders: Die Szenen konnten koexistieren. Rap-Typen sind auf Reggae-Partys gegangen, alle konnten neben- und miteinander feiern. Das ist das St Pauli, das mich großgezogen hat.

Inzwischen ziehen Sie selbst eine kleine Tochter groß. Inwiefern hat die Geburt Anfang des Jahres Ihr Leben verändert?

Delay: Komplett! Naja, was heißt komplett? Ich habe so eine tolle Frau, dass es sich nicht komplett verändern muss. Sonst könnte ich ja jetzt nicht hier in Berlin sitzen und Interviews geben. Aber mein normaler Alltag - neben dem Job - hat sich komplett verändert. Dein Ego - das gibt es nicht mehr. Es ist scheißegal, was Du willst, was Du möchtest. Es geht einfach um den Zwerg.

Generell halten Sie Ihr Privatleben - auch in den sozialen Netzwerken - relativ bedeckt.

Delay: Ich muss das ja nicht jedem auf die Nase binden. Ich würde nie ein Foto meiner wunderschönen Tochter auf Twitter oder Facebook posten. So etwas ist mir unangenehm. Wenn ich Fan von jemandem bin und der beispielsweise komische Kommentare im Internet macht und zuviel von sich preisgibt, dann irritiert mich das. Ich will lieber mein eigenes Bild bewahren. In dem Moment, in dem jemand vorgibt "Ich bin einer wie ihr, guckt mal, ich ess' auch morgens mein Müsli und hier ist meine dreckige Unterwäsche", in solchen Momenten verliert dieser an Faszination und es wird eine Magie weggewischt. (dpa)