Essen. Mit dem Erfolg hatte keiner gerechnet. Berühmte Schauspieler wie Cary Grant gaben den Produzenten einen Korb. Aber dann machte Sean Connery aus Ian Flemings James Bond Kino-Kult. Ein Blick auf alle Darsteller des berühmtesten Agenten der Filmgeschichte.

Am Anfang standen: ein sehr kleines Budget und ein Schauspieler, der ein unbeschriebenes Blatt war. Am 5. Oktober 1962 feierte „James Bond jagt Dr. No“ Kinopremiere.

Es war die Geburtsstunde einer Kultfigur. Wir gratulieren mit einer kleinen Bond-Serie zum 50. Ehe wir an die Girls und die Schurken erinnern, denken wir an den Spion, den sie spielten:

Sean Connery - Das Original

Ganz gleich von welcher Disziplin wir sprechen: Der erste zu sein, das kann einem niemand mehr nehmen. Sean Connery (*1930) ist Bond. Für uns. Erste Wahl ist er 1961 erst auf den zweiten Blick: Denn Ian Fleming, der Mann, der Bond erfand, ist nicht ganz glücklich. Flemings Bond ist ein Weltmann. Connery war Milchmann. Flemings Bond stammt aus besten Verhältnissen. Connerys Mutter ist Putzfrau. Aber Regisseur Terence Young lässt nicht locker. Er lässt Connery Champagner trinken, nimmt ihn mit zur Jagd, zeigt ihm die Kartenspiele der Elite. Und plötzlich ordert der Milchmann Martini. Noch 1990 wird Connery von „People“ zum „sexuell attraktivsten lebenden Mann“ gewählt. Da ist er 60 Jahre alt.

George Lazenby - Der Unverstandene

James Bond - Im Geheimdienst ihrer Majestät mit Moneypenny (Lois Maxwell)
James Bond - Im Geheimdienst ihrer Majestät mit Moneypenny (Lois Maxwell) © ARD Degeto | ARD Degeto

George Lazenby (*1939) war ein schöner Mann. Bond-Produzent Albert Broccoli wird folgender Satz zugeschrieben: „Wenn George durch das Büro spaziert, fallen die Sekretärinnen von ihren Stühlen.“ Für einen Bond-Darsteller ist das eigentlich keine schlechte Visitenkarte. Aber Lazenby hat andere Schwächen. Es ist nicht so schlimm, dass er bis zum Beginn der Dreharbeiten von „Im Geheimdienst ihrer Majestät“ vor allem Schokoladenreklame gemacht hat. Schlimm ist, dass er mit fröhlichen Sätzen wie „Als ich mit dem Film anfing, konnte ich überhaupt nicht schauspielern...“ das Team in Angst und Schrecken versetzt. Lazenby, eigentlich Autoverkäufer, soll fünf Bond-Filme machen – er bleibt ein Eintagskrieger. Immerhin: Er führt als einziger Bond eine Frau vor den Altar. In den Flitterwochen wird sie erschossen.

Roger Moore - Der Doppelbödige

Roger Moore mit Barbara Bach in
Roger Moore mit Barbara Bach in "Der Spion, der mich liebte" © Unbekannt | Unbekannt

Roger Moore (*1927) tritt an, da die Welt ihre Schwierigkeiten mit Typen wie James Bond hat. Mann, es sind die wilden 70er und da kommt einer mit Internat und doppeltem Windsorknoten? Die Bond-Produzenten machen aus der Not eine Tugend. Sie drehen das Buch ins Fantastische und schenken der Welt zugleich den selbstironischsten aller „007“-Darsteller. Roger Moore ist daran gewöhnt, unterschätzt zu werden. Kollegen verspotten ihn wegen seiner Werbung für Strickjacken. Jetzt zeigt er, dass kein Krieg so kalt sein kann wie er Bond lässt. Moore siegt sogar auf dem Mond. Die Filme werden immer teurer. Es heißt, „mit dem Telefonbudget von ,Moonraker‘ hätte man ,James Bond jagt Dr. No‘“ drehen können.

Roger Moore ist ein Mann aus den 1970ern, etwas zu gebräunt, etwas zu gefönt und etwas zu lang im Geschäft. Er hätte niemals ja sagen sollen, als man ihn zum letzten Bond-Abenteuer bat. Moore ging auf die 60, hätte Anrecht auf einen Seniorenpass der Deutschen Bahn gehabt. Da tat er einem fast leid. Dafür hat er die meisten Bonds gedreht: sieben. Wie die Zahl nach der Doppelnull.

Timothy Dalton - Der große Tragöde

 Timothy Dalton und Carey Lowell in
Timothy Dalton und Carey Lowell in "Lizenz zum Toeten". (MGM/United Artists) © Unbekannt | Unbekannt

Er hat die beste Schauspielausbildung aller Bonds. Aber ist das nötig? Timothy Dalton (*1946) ist Mitglied der Royal Shakespeare Company, spielt Hamlet und Macbeth. Selbst als 007 will er texttreu sein, Ian Flemings „Geist einfangen“. Das glückt gar nicht schlecht. Dalton spielt einen harten, nicht sonderlich witzigen Bond. Doch er steckt nicht lang genug im Smoking ihrer Majestät, um Geschichte zu schreiben. Nach zwei Abenteuern geht er, auf eigenen Wunsch. Später sieht man ihn noch einmal – wieder in einer Rolle, mit der man einen anderen verbindet: Als Rhett Buttler in „Vom Winde verweht“.

Pierce Brosnan - Der Elegante

Pierce Brosnan
Pierce Brosnan © AP | AP

Diese kaltschnäuzige Eleganz! Pierce Brosnan (*1953) legt als Bond einen fulminanten Start hin. „Goldeneye“ erzählt vom Tod des Kalten Krieges und zeigt ihn grotesk lebendig. Wie Moore kannte man Brosnan als Fernseh-Ermittler („Remington Steele“). Brosnan, Typ unberechenbarer Dressman, überzeugt seine Ahnherren einschüchternd. Roger Moore: „Sowohl Sean Connery als auch ich werden vergessen sein, nachdem alle Pierce gesehen haben.“ Brosnans smarter Bond hat nicht nur größenwahnsinnige Russen und verrückte Chefredakteure am Hals. Und die härteste Herausforderung fällt in seine Ära: Der Boss vom „MI6“ wird eine Frau!

Daniel Craig - Der andere Bond

Daniel Craig
Daniel Craig © Joel Ryan/AP | Unbekannt

Konservative schreien auf: Die Visage eines weißrussischen Türstehers soll das neue Gesicht für Bond sein? Daniel Craig (*1968) atmet durch – und zeigt, wie es geht. Er ist es, nicht Pierce Brosnan, der den Mythos Bond fürs 21. Jahrhundert rettet. Schlaue Drehbücher helfen ihm abzurücken vom Moneypenny-Getändel. Sie kreieren einen Bond ohne schießenden Kugelschreiber.

Craig, ein cooler Schlagetot mit eher deftigem Sex-Appeal, kämpft mit der Faust. Sein halbnacktes Debüt ist auch ein Gruß ans berühmteste Bond-Girl aller Zeiten: Wie Ursula Andress entsteigt Craigs Bond dem Meer. Anders als sie verzichtete er auf ein Oberteil.