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Der „Pharao“ Mubarak ist weg – aber die Errungenschaften der ägyptischen Kulturgeschichte bleiben – die Nation war in der Geschichte oft die Avantgarde.

Den „Pharao“ haben sie Mubarak genannt, auch „die Sphinx“. Es war vielleicht ein bisschen viel Kultur für den Diktator. Aber natürlich sind solche Attribute schnell zur Hand in einem Land, in dem man nicht lange graben muss, um auf kulturelle Errungenschaften zu stoßen. An die wichtigsten sei hier erinnert.

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Ob wir dafür dankbar sind oder nicht: Das Alte Ägypten ist eine Wiege des Beamtentums. Ein Land, das zu 99 Prozent aus Wüste besteht, will eben gut organisiert sein. Leitende Beamte waren meist Verwandte des Oberhaupts – eine Tradition, der sich Autokratien auch 5000 Jahre später immer wieder gern erinnern.

Pyramid
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Nichts in der Kultur des Alten Ägypten fasziniert den Rest der Welt mehr als die Pyramide. Sie zeigt antike Baukunst auf einem nicht gekannten Gipfel. Zugleich geben die riesigen Grabmale bis heute Rätsel auf. Wie genau die um 2500 v. Chr. errichtete Cheopspyramide gebaut wurde, erzählt keine Chronik. Die Granitblöcke kamen aus dem 800 Kilometer entfernten Assuan. Man geht von 20 000 Arbeitern aus, die 20 Jahre schufteten. Bis zum 19. Jahrhundert war es das höchste Gebäude der Welt. Von den sieben Weltwundern ist es das einzige, das blieb.

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Angeblich sind nicht alle Beamten unbestechlich gewesen – und Menschenfreunde schon gar nicht. Unter anderem betuppten sie einfache Arbeiter zuverlässig durch falsche Gewichte beim Getreidewiegen. Als sie 1156 v. Chr. trotz kräftezehrender Arbeit am Totentempel von Ramses III. zwei Monate nicht entlohnt wurden, streikten die geprellten Ägypter. Es ist der erste Arbeitskampf, den die Geschichtsbücher kennen.

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Die Ägypter legten halbfertiges Brot in Wasser, ließen es gären und schätzten das Ergebnis Bier als Rausch- und Heilmittel. Man trank es durch ein Röhrchen, der Krümel wegen. Anders als heute war es allerdings ein Getränk der oberen Zehntausend.

Jensei
ts

Die Ägypter haben das Leben im Jetzt mit dem im Jenseits verknüpft. Darum blieb das Herz bei der Mumifikation im Körper. Man glaubte, es würde gewogen – nur ein leichtes, von keiner Übeltat beschwertes Herz würde nicht an die krokodilsköpfige „Ammit“ verfüttert. Die Mumie war ein Übergangskörper. Das Totenritual kultivierten vor allem Pharaonen. Die Fortsetzung des Lebens in einer anderen Welt war eine Hoffnung, die viele spätere Religionen beeinflusste.

Kosmet
ik

Die frühesten erhaltenen Fundstücke aus dem alten Ägypten sind Schminkpaletten! Gut zu riechen, schön auszusehen waren zentrale Tugenden. Auf den Paletten zerrieben Männer wie Frauen farbige Mineralien. Mit Natur halfen sie der Natur ein bisschen nach.

Mathemat
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Natürlich sind Griechen die berühmteren Mathematiker. Vielleicht, weil die Ägypter kein Interesse an Theorie hatten, sondern nur an der Praxis. Das reicht von der Parzellierung im Nildelta bis zur Architektur. Der Neigungswinkel der Ägypter: halbe Pyramidenbreite geteilt durch Pyramidenhöhe mal sieben. Auch Zollstock und Vorläufer der Wasserwaage kannten sie. Das zahlte sich aus: Die Südostecke der großen Pyramide ist nur 1,3 Zentimeter höher als die Nordwestecke.

Schri
ft

„Hieroglyphen“ verspottet man bis heute eine unleserliche Schrift. Das erzählt viel darüber, wie lange sich Wissenschaftler am Graffiti Ägyptens die Zähne ausbissen. Erst im 19.Jahrhundert klärte ein Franzose, dass die Zeichen nicht halb so magisch waren wie gedacht, sondern oft ganz dinghafte Bedeutung hatten: Das Zeichen für Mahlzeit ist Brot plus Bier! Hieroglyphen waren eine reine Kunstschrift für Statuen, Gräber etc. Einfache Schreiber mussten sie nicht beherrschen.

Skarabä
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Bis heute ein begehrtes Schmuckstück. Der Edelsteinkäfer hat ein natürliches Vorbild. Der Skarabäus ist nicht mehr als ein Insekt, das aus Dung einen Ball dreht. Die Ägypter sahen in der Kugel die Sonne und dem aus der Erde kommenden Käfer den Urgott Chepre – eine symbolträchtige Vereinigung. Der Mistkäfer hat es damals weit gebracht. Er galt als heilig.


Prothes
e

...kommt zuletzt, weil eben erst bestätigt. Archäologen aus Manchester haben in dieser Woche einen 2500 Jahre alten Holzzeh aus Theben zur ältesten bekannten Prothese der Welt erklärt. Was uns an eine altägyptische Weisheit erinnert: Jeder ist ersetzbar.