Düsseldorf. . Kein Japan-Tag ohne Taikos: Das Ensemble Miyabi trommelt am Samstag in Düsseldorf. Anfänger können wöchentlich reinschnuppern.
„Dong, doggerong, doggerong dong, Bumm! Hooaa!“ Treibende Rhythmen und Kampfschreie dröhnen durch die dicken Wände des riesigen Gebäudekomplexes in Düsseldorf-Lierenfeld. Gäste erahnen es, Nachbarn kennen es schon, dass hier eine Trommelgruppe probt, wie an jedem Mittwochabend. Wer dann den vielleicht 20 Quadratmeter großen Trainingsraum betritt, den erwartet ein Lärmorkan. „Keine Sorge. Meistens benutzen wir Ohrenstöpsel, der Vermieter hat uns zu unserem Einzug ein ganzes Paket geschenkt“, beschwichtigt Yuko Kojima-Bauer.
Die 58-Jährige Flötistin gründete 2006 das Ensemble Miyabi (zu Deutsch etwa: elegantes Feingefühl), das traditionelle japanische Instrumental-Musik bei Festen auf dem ganzen Erdball vorstellt. Auftritte u.a. in Bahrain, Marokko und im Sudan stehen bereits in der Vita. Am kommenden Samstag ist der Weg zur Bühne aber ein kurzer. Schließlich stehen zum fünften Mal Auftritte im Rahmen des Japan-Tages am Düsseldorfer Rheinufer an, zwei an der Zahl.
Dann im Gepäck: mehrere Taiko (zu Deutsch: „dicke Trommel“) in Fass- oder Zylinderform, Blech-Percussion, ein Gong – und eine Querflöte. Während Kojima-Bauer liebliche Melodien aus ihrer „Shinobue“ hervorzaubert, geht bei ihren Mitstreitern alles Schlag auf Schlag, gewandet in Kleider mit typisch japanischen Motiven, zum Beispiel Drachen. „Das Outfit ist natürlich wichtig. Schließlich wollen wir eine Show bieten, die traditionelle Trommelmusik mit Eleganz verbindet“, erklärt sie.
Muskelschmalz schadet nicht
Im Proberaum genügen aber T-Shirt, Jogginghose, dicke Socken (die Schuhe zieht man nach japanischer Gepflogenheit natürlich aus) und ein wenig Rhythmusgefühl. Nach Noten spielt niemand, Yuko Saga (54, gr. Foto) und die anderen Schlagwerker verständigen sich mithilfe kurzer Zwischenrufe auf die wechselnden Takte und betrachten sich dabei im Spiegel.
Wer sich selber am Taiko-Spielen versuchen will, der sollte zwei Dinge mitbringen: „Spaß und ein wenig Kondition. Denn Trommelspiel ist Sport. Das geht schon richtig in die Hüften – und auch nach 30 Jahren haben wir manchmal noch Muskelkater“, sagt Saga, die seit 2012 bei Miyabi dabei ist.
Den Nerven der Nachbarn und dem eigenen Geldbeutel zuliebe empfiehlt es sich, zunächst eine Gruppe zu suchen, die Proberaum und Equipment stellt. Denn eine Taiko von rund 80 Zentimetern Durchmesser kostet wegen des Materials gern schon mal ihre 600 Euro (siehe „Schon gewusst?“), Schlaghölzer nicht mit eingerechnet. Und mit nur einem Instrument ist es ohnehin nicht getan, will man ein echtes Feuerwerk entfesselter Rhythmen entfachen. Klar ist für Yuko Kojima-Bauer, die einmal wöchentlich Kurse für Kinder, Jugendliche und Erwachsene anbietet, jedenfalls: „Wer es ausprobieren will, ist immer willkommen. Trommeln kann jeder – und so ganz einfach Musik machen.“
Verschiedene Highlights zwischen Kulinarik, Sport und Show
Auf drei Taiko-Shows können sich die erwarteten 600.000 Besucher des nun schon 18. Japan-Tages auf der Düsseldorfer Rheinpromenade freuen. Jeweils auf der Hauptbühne am Burgplatz geben zunächst die Taiko Kids, Mitglieder des Kinder- und Jugendkurses von Yuko Kojima-Bauer, eine Kostprobe ihres Könnens (15.20 Uhr), die Erwachsenen legen um 18.35 Uhr nach. Mit Takuya Taniguchi tritt um 20.50 Uhr noch eine weitere Gruppe auf. Die Vorführungen dauern ca. 25 Minuten.
Beim musikalischen Top-Act des Tages spielt Schlagwerk aber nur eine Nebenrolle. Kurofune mischen traditionelle japanische Folklore mit Jazz-Elementen, das Quintett um Sängerin Anna Sato beendet das Programm auf der Hauptbühne um 21.40 Uhr.
Kampfkunst statt musischer Kunst präsentieren hingegen u.a. Judo-, Karate-, Aikido- und Jiu-Jitsu-Sportler zwischen 12 und 17 Uhr am Johannes-Rau-Platz.
Freunde moderner wie quietschbunter japanischer Popkultur sind derweil am Mannesmannufer richtig, wo es Animes, Mangas, Figuren und vieles mehr zu kaufen gibt. Ab 14 Uhr zeigen Cosplayer bei einem Wettbewerb ihre schönsten, aufwendigsten und originalgetreuesten Kostüme. Hauptpreis: ein Flugticket für eine Reise ins Land der aufgehenden Sonne. Und wenn der Hunger mit Sushi, Onigiri, Chicken Teriyaki oder weiteren Angeboten der zahlreichen Food-Trucks gestillt und die Sonne untergegangen ist, verabschiedet ein ganz besonderes optisches Highlight die Besucher in die Nacht. Denn was wäre der Japan-Tag schon ohne sein legendäres Feuerwerk? Los geht’s um 23 Uhr.
Das komplette Programm finden Sie hier.
>>> Schon gewusst?
Ursprung. Tatsächlich stammen die ältesten Trommeln in der Bauweise der Taiko aus China. Mit dem Export des Buddhismus nach Japan im 4. bis 6. Jahrhundert n. Chr. folgte auch das Instrument. Zunächst benutzten sie vor allem Bauern als Alarmsignal bei Überfällen, später verwendeten auch Samurai die Taiko, um sich für den Kampf aufzuputschen und ihre Gegner einzuschüchtern.
Material. Taikos werden im Regelfall aus ausgehöhlten Baumstämmen und Kuhfell gefertigt. Die größten Taikos haben einen Durchmesser von etwa vier Metern – für die passenden Schlagflächen braucht es da schon mal zwei ausgewachsene Kühe. Seltener sind Trommelfelle aus Pferdehaut.
Shows. Längst gehen japanische wie europäische Ensembles weltweit auf Tournee und sind regelmäßig in unserer Region zu Gast. So spielen z.B. die Gruppen Takuya Taniguchi (Japan) und Feniks (Belgien) bei den „2nd International Taiko Concert Nights“ am 14.+15. Juni im Düsseldorfer Robert-Schumann-Saal. Karten gibt es nur noch für den 14.6.