Essen. Das Schlagertrio Calimeros will mit dem neuen Album „Bahama Sunshine“ wieder auf Platz eins der deutschen Charts.
Wenn es darum ging, Fernweh und Urlaubsfreuden in Schlager zu kleiden, waren die Flippers jahrzehntelang das Maß der Dinge. 2011 löste sich das „singende Reisebüro“ (Harald Schmidt) schließlich auf – nach 42 Jahren. Noch länger, nämlich bereits seit 45 Jahren, stoßen die Calimeros aus der Schweiz thematisch ins selbe Horn. Neben der Liebe bestimmen stets Sonne(nschein), Traumstrände und attraktive touristische Destinationen ihre Lyrik. Mit Alben wie „Aloha“, „Endlose Liebe“ und „Sommer, Sonne, Honululu“ war das Trio in den vergangenen Jahren dabei stets in den Top drei der deutschen Charts vertreten. Zu Veröffentlichung des neuen Werks „Bahama Sunshine“ sprach Stefan Moutty mit Calimeros-Chef Roland Eberhart (64) über Strandurlaub, die Amigos und seine ungebremste Kreativität.
„Bahama Sunshine“ – Lieder über Sommer, Sonne und Strand
Herr Eberhart, wie viele Alben haben Sie mit „Bahama Sunshine“ bis heute veröffentlicht?
Roland Eberhart: Ich weiß es nicht mehr so hundertprozentig, wir sind bei Album Nummer 48 oder 49.
Haben Sie den Überblick verloren?
Wissen Sie, wir veröffentlichen jetzt seit 1982 jedes Jahr ein Album. Und dazwischen sind auch noch Weihnachtsalben und andere erschienen. Irgendwo haben wir da ein bisschen die Übersicht verloren. Aber „Bahama Sunshine“ müsste so das 48. oder 49. sein, also knapp 50. Eigentlich kommen noch sehr viele Best-of-Alben und so dazu. Aber die haben wir nicht auch noch dazugerechnet. Auf jeden Fall sind’s viele und ich kann es manchmal selber fast nicht glauben. (lacht)
Glauben Sie, Sie schaffen es auch in Deutschland wieder bis auf Platz eins der Albumcharts?
Ich bin recht zuversichtlich, weil wir eine fantastische Plattenfirma haben, die das Maximum an Möglichkeiten für die Werbung zum Album ausschöpft. Ich denke, wir haben mit „Bahama Sunshine“ auch ein bisschen den Nerv getroffen. Wir singen über das, was alle vermisst haben – Sommer, Sonne, Strand.
Richtig durchgestartet sind Sie mit „Küsse wie Feuer“ im Jahr 2014. Womit hing der Erfolg zusammen?
Das war unser erstes Album auf dem Label Telamo von Marko Wünsch. Die sagten, genauso einen Act können wir in Deutschland voraussichtlich gut anbringen, weil es da ein sehr großes Publikum für diese Art von Schlager gibt. Wir machen einen konventionellen, aber süffigen Schlager. Der ist fröhlich, aufgestellt (Schweizerdeutsch für „gut drauf“, d. Red.) und lädt zum Träumen und Mitsingen ein. Wir waren praktisch die Ersten, die bei Telamo etwas in dieser Art gemacht haben. Und Marko Wünsch hat einfach komplett an uns geglaubt und all‘ seine Leute eingesetzt, um das Projekt Calimeros voranzutreiben.
Calimeros und Amigos: seit langem gute Freunde
Sie schreiben fast alle Lieder selbst. Wie viele sind da über die Jahre zusammengekommen?
Ich habe das mal nachgerechnet. Ich habe über 1000 Lieder geschrieben, davon ungefähr 750 für die Calimeros, die anderen für viele verschiedene Interpreten.
Kennen Sie keine schöpferische Krisen?
Die kenne ich auch, aber sie sind zum Glück von kurzer Dauer. Es gibt diese Momente, in denen ich gerne was schreiben würde, aber ich bleibe stecken. Es kommt jedes Jahr so ein, zwei Monate vor, dass mir die richtigen Ideen fehlen.
Sie schreiben auch Songs für die Amigos. Das ist ja so, also ob die Stones Songs für die Beatles schreiben …
(lacht) Vielleicht ein bisschen, im kleineren Rahmen. Die Amigos und wir sind seit vielen Jahren Freunde. Und ich habe eine ähnliche Art, Lieder zu schreiben, wie sie. Es gibt da auch kein Konkurrenzdenken. Manchmal fragt man sich natürlich: „Dieser Song ist so stark, den könnten wir auch selbst spielen. Will ich den wirklich abgeben?“ Aber gerade bei anderen Interpreten hat man auch nur Erfolg mit wirklich guten Songs.
Fleißig wie Roger Federer
Wieso sind Sie immer noch so fleißig? Das haben Sie bei Ihrem Erfolg doch gar nicht mehr nötig.
Ja, ich könnte es eigentlich etwas ruhiger angehen. Vielleicht kann man das mit unserem Roger Federer vergleichen. Der könnte sich schon lange zur Ruhe setzen, aber er trainiert wie ein Wahnsinniger, um immer noch Weltspitze sein. Es ist einfach eine gewisse Sucht, neue Lieder zu schreiben, aber auch auf der Bühne zu stehen. Ich habe jeden Tag neue Ideen für Lieder – auch wenn das nicht heißt, dass sie alle gleich gut werden.
Textlich sind Sie ähnlich touristisch unterwegs wie einst die Flippers. Waren die Flippers ein Vorbild?
Das werde ich oft gefragt. Vielleicht waren sie das ein bisschen, ohne dass ich’s gemerkt habe. Als wir begonnen haben in den 70ern, hörte ich ihre Lieder sehr gerne. Auch davor zuhause habe ich gerne Schlager gehört. Als andere die Beatles gut fanden, habe ich lieber Freddy Quinn und eben die Flippers gehört.
Sie kommen aus der Schweiz, singen aber nicht über die Berge, sondern übers Meer. Wie kommt’s?
Die Berge werden bei uns oft besungen, aber das ist die volkstümliche Musik. Das hat mich nie inspiriert, auch wenn ich die Berge sehr, sehr gerne mag. Es hat mich immer zum Deutschen Schlager gezogen. Wir Schweizer tun uns ja schwer mit der hochdeutschen Sprache, aber beim Singen fällt es uns etwas leichter.
Am liebsten Urlaub am Strand
An wie vielen der Traumziele, die Sie besingen, waren Sie selber schon? Waren Sie schon auf Hawaii?
Da war ich noch nicht, aber ich war an sehr vielen Zielen. In Spanien an unzähligen Stränden, in Griechenland, aber auch in Amerika, Australien und andern Ländern. Ich habe also sehr viel gesehen, aber nicht alle Texte sind authentisch (lacht).
Ist Strandurlaub also auch Ihre Idealvorstellung von Urlaub?
Ja, ich liebe das Meer und die Strände, da kann ich mich sehr gut erholen. Und wenn ich so einen Tag habe am Strand, lasse ich mir da auch Melodien und Texte einfallen.
Wie kamen Sie eigentlich auf den Namen Calimeros?
Auf unserer ersten Produktion „Sommerwind“ war der Titel „Kreta“. Dort hatte es mir im Urlaub so gut gefallen. Als ich dort war, begrüßte mich eine alte Dame mit dem griechischen „Kalimera“ für „Guten Tag“. Das klang so gut, dass daraus dann der Name Calimeros wurde.
Dann haben Sie sich gar nicht nach der Zeichentrickfigur Calimero benannt?
Nein, aber weil die Sendung damals sehr erfolgreich war, haben wir anfangs tatsächlich auch das Küken als Logo verwendet. Aber nur für eine kurze Zeit, dann haben wir’s wieder weggelassen. Es war uns dann doch irgendwie zu kitschig.